Aus zwei mach eins
Filipe Pina und Maria Inês Costa vom gleichnamigen Architekturstudio Filipe Pina Arquitectura, kurz fp-a, machen aus einem ehemaligen Bauernhaus in Portugal ein einzigartiges Wohndomizil. Sie erwecken die alten Mauern zu neuem Leben und erweitern den ländlichen Bau um einen Anbau. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung aus Alt und Neu mit dem Namen MCR2 Haus. Der Beitrag Aus zwei mach eins erschien zuerst auf architektur-online.
Filipe Pina und Maria Inês Costa vom gleichnamigen Architekturstudio Filipe Pina Arquitectura, kurz fp-a, machen aus einem ehemaligen Bauernhaus in Portugal ein einzigartiges Wohndomizil. Sie erwecken die alten Mauern zu neuem Leben und erweitern den ländlichen Bau um einen Anbau. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung aus Alt und Neu mit dem Namen MCR2 Haus.
Das Wohnhaus befindet sich im historischen Belmonte, einer portugiesischen Kleinstadt. Inmitten der Landschaft wartet es mit Panoramaausblicken auf die Serra da Estrela, einen Gebirgszug im angrenzenden Naturpark, auf. Das Bestandsgebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und in den 50ern um einen kleinen Anbau erweitert. Nachdem es 15 Jahre leer stand, entschlossen sich die Besitzer dazu, es in ein Ferien- bzw. Gästehaus und zweiten Wohnsitz zu verwandeln.
Der ältere Gebäudeteil war das erste, was einst auf dem leicht geneigten Gelände entstand. Er befindet sich am südlichen Grundstücksrand, der aufgrund des kargen Bodens keine landwirtschaftliche Nutzung zuließ. Nach Norden öffnet er sich zur N 18 hin, einer der Hauptverkehrsadern, die quer durch das ganze Land führen. Das einstige Bauernhaus ist zweigeschossig und in traditioneller Bauweise errichtet. Um mehr Platz zu schaffen, wurde es schließlich in nördlicher Richtung um einen niedrigeren Trakt erweitert.
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Zwei Parameter machten das Projekt zu einer besonderen Herausforderung: das Budget und die Funktionen. Während der Kostenrahmen eng gesteckt wurde, waren die Ansprüche an das neue Haus umso größer. Einen weiteren Stolperstein stellten bauliche Vorgaben dar, die keinen Neubau erlaubten. Um allen Punkten gerecht zu werden, passten die Planer den früher lediglich flach ausgeführten Anbau im Zuge der Revitalisierung in seiner Höhe an den Haupttrakt an. Damit brachten sie nicht nur mehr Ruhe und Kohärenz in die Kubatur, sondern vergrößern außerdem den Wohnraum. Gleichzeitig wurde die vorhandene Konstruktion genutzt und damit die Ausgaben minimiert.
“Unser Ziel ist es, an der Grenze zwischen traditionell und modern zu arbeiten, indem wir versuchen, lokale Gegebenheiten zu reflektieren und das tägliche Leben der Menschen zu erleben. Die Umsetzung dieser Erfahrungen in Projekte ist das Ergebnis einer ständigen intellektuellen Suche und einer engen Beziehung zu unseren Kunden. Letztendlich ist das Hauptergebnis unserer Arbeit die Ausführung von wirtschaftlichen und nachhaltigen Gebäuden mit höchstem Qualitätsstandard.”
Im Zuge der Renovierung entwickelten Filipe Pina und Maria Inês Costa ein duales Konzept, welches die Grundidee des Hauses beibehält. Es baut auf den bestehenden Strukturen auf und übersetzt diese in eine zeitgemäße Architektursprache. Das wird bereits beim ersten Blick auf die Fassaden klar. Eine zweiteilige Hülle macht die Geschichte des Bestands deutlich sichtbar: auf der einen Seite rohe Steinmauern, auf der anderen dunkles Wellblech. Während der Stein mit seinem natürlichen Charakter und den rechteckigen Formaten perfekt in die ländliche Gegend passt, verleiht das kühle Blech dem Bau mit seiner vertikalen Riffelung einen funktionellen und fast mystischen Touch.
Die unterschiedlichen Ansichten fasst ein mit roten Ziegeln gedecktes Giebeldach stimmig zu einem neuen Ganzen zusammen. Sowohl Dach- als auch Fassadenflächen scheinen fast nahtlos ineinander überzugehen und verleihen dem Wohnhaus ohne sichtbare Traufausbildung eine schlichte Form. Fenster mit tiefen Laibungen und schmalen Alurahmen sowie Türen in dunklem Grau komplettieren die Außenhülle des MCR2 Hauses.
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Im Inneren des ehemaligen Bauernhauses teilen sich die 140 Quadratmeter Wohnfläche in private und kommunikative Bereiche auf. Drei Schlafzimmer und ein Lager, welches später bei Bedarf zu einem weiteren Raum umfunktioniert werden kann, befinden sich im rückseitigen Steintrakt. Sie sind alle mit einem eigenen Bad ausgestattet. Eines der Zimmer im oberen Stockwerk verfügt dank der leichten Hanglage des Grundstücks über einen separaten Eingang. Dieser befindet sich an der hinteren Querseite des Baus. Die beiden anderen Schlafbereiche werden über den neuen Gebäudeteil betreten. Sie schließen an die Küche im Erdgeschoss und an das darüberliegende Wohnzimmer an. Der Anbau beinhaltet sämtliche Gemeinschaftsräume. In der unteren Etage lädt eine große Küche zum Kochen, Essen und Austauschen ein. Sie öffnet sich mit großen Verglasungen nach draußen und wird zum hellen, freundlichen Treffpunkt für die ganze Familie. Ein Kamin sorgt dafür, dass die Räume auch in kalten Winternächten angenehm warm sind. Über eine schmale Treppe gelangt man unters Dach. Der Giebelraum bietet Platz für eine gemütliche Auszeit.
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Das Design in den Innenräumen des Wohnhauses prägt eine schlichte Eleganz. Es ist auf das Nötigste reduziert und strahlt in Verbindung mit Naturmaterialien trotzdem eine angenehme Wärme aus. Im neuen Trakt bestimmen Braun und Grau die Farbpalette. Die Arbeitsplatte sowie die Stufen der Treppe sind in Sichtbeton gefertigt und passen perfekt zu dem glatten Boden. Holzeinbauten schaffen warme Akzente. Auch das Stiegenhaus und das Dachgeschoss sind in Holz gehüllt. Das schwarze Rohr des Kamins im Erdgeschoss zieht sich hier wie eine Säule mitten durch den Raum. Die übrigen Zimmer sind schlicht und mit hellen weißen Wänden gestaltet und fungieren als dezenter Hintergrund für die Bewohner, die sie mit Leben füllen werden.
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Filipe Pina Arquitectura gelingt mit MCR2 eine Gratwanderung. Auf bravouröse Art und Weise vereinen sie Geschichte und Moderne in einem dualen Entwurf, der sämtlichen Anforderungen entspricht. Sie schaffen ein kleines Domizil, das sich inmitten der ländlichen Umgebung sowohl für einen kurzen Urlaubsaufenthalt als auch zum dauerhaften Wohnen bestens eignet. Das Haus bietet alles, was es zum Wohlfühlen braucht – und mit den Geschichten, die die alten Mauern erzählen, vielleicht sogar noch ein Stückchen mehr.
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MCR2
Belmonte, Portugal
Bauherr: Privat
Planung: Filipe Pina Arquitectura
Team: Filipe Pina, Maria Inês Costa
Statik: Ricardo Pereira
Ausführung: Leonido & Filhos
Innengestaltung: Maria João Correia
Mobiliar: Miljo
Grafikdesign: João Aparício
Nutzfläche: 140 m2
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 1 Jahr
Fertigstellung: 2019
Text: Edina Obermoser
Fotos: João Morgado
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