Nachhaltig bis zur Verpackung

Zum 25-jährigen Jubiläum seines Bestehens bezog RINGANA, der österreichische Hersteller von Kosmetikprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln mit natürlichen Inhaltsstoffen, mit seinen rund 600 Mitarbeitern den neuen Campus am Ortsrand der steirischen Gemeinde St. Johann in der Haide. Das im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens von ATP architekten ingenieure geplante neue Headquarter bündelt vormals drei Standorte auf einem Areal und umfasst neben großzügigen Außenanlagen mit Streuobstwiesen und Schwimmteich auch rund 9.500 Quadratmeter Grünfläche auf den Dächern.

Dec 13, 2023 - 19:35

Zum 25-jährigen Jubiläum seines Bestehens bezog RINGANA, der österreichische Hersteller von Kosmetikprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln mit natürlichen Inhaltsstoffen, mit seinen rund 600 Mitarbeitern den neuen Campus am Ortsrand der steirischen Gemeinde St. Johann in der Haide. Das im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens von ATP architekten ingenieure geplante neue Headquarter bündelt vormals drei Standorte auf einem Areal und umfasst neben großzügigen Außenanlagen mit Streuobstwiesen und Schwimmteich auch rund 9.500 m² Grünfläche auf den Dächern.

Im Sinne der Firmenphilosophie ließ sich der Frischekosmetik-Hersteller RINGANA aus Österreich von ATP ein alternatives Energiesystem als integralen Bestandteil der neuen Firmenzentrale planen. Der in Zusammenarbeit mit ATP sustain errechnete Heizbedarf von 5.830 MWh/a sowie Jahreskühlbedarf von 5.710 MWh/a für die Verwaltung, Produktion und Logistik kann über Tiefenbohrungen mit Erdwärmenutzung in Form eines Sondenfeldes aus 161 Bohrungen gedeckt werden.

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Das Konzept

Die Hanglage des direkt an der Südautobahn gelegenen 12 Hektar großen Grundstücks nahm laut Architekten maßgeblich Einfluss auf die Form der Baukörper und deren Anordnung auf unterschiedlichen Ebenen. Die drei zusammenhängenden Bauteile umfassen neben der Produktionsstätte mit Forschung und Entwicklung den Verwaltungstrakt und die Logistikhalle. Das Herzstück des Campus bildet die hochtechnisierte Frischeproduktion mit einem verglasten, „schwebend“ anmutenden Besucherrundgang vom Empfang über die Produktion bis zur Logistik, der sinnbildlich für die transparente Unternehmenskultur steht.

Schon während der Planung wurden mögliche zukünftige Szenarien zur Erweiterung des stetig wachsenden Unternehmens mitgedacht. So können sowohl das Produktions- als auch das Logistikgebäude in westlicher Richtung flexibel expandieren, zusätzliche Technik-Installationsräume ermöglichen im Falle des Bedarfs eine rasche Aufstockung der Produktlinien. Attribute wie Dynamik, Transparenz und Wertigkeit soll auch die Fassade in Form einer weißen Frame- und Lisenenkonstruktion mit integriertem Markennamen nach außen und zur Straße hin widerspiegeln. Vom ersten bis zum dritten Obergeschoss ist die rundumlaufende Pfosten-Riegel-Fassade von einem Rahmen mit vertikalen Blechlamellen umschlossen, die als außenliegender Sonnenschutz fungieren. Im Sinne einer offenen Schau-Manufaktur wurde die anschließende Produktionshalle nordseitig als vier Meter hohe Glasfassade ausgeführt.

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Die Funktion

Ein vorgelagerter Windfang führt in das als Skelettbau in Stahlbetonbauweise ausgeführte Verwaltungsgebäude des neuen Firmensitzes. Dort befinden sich im Erdgeschoss der Empfang, der RINGANA-Shop und ein Café sowie die zentrale Kantine für die Mitarbeiter. Open-Space-Bereiche mit Kommunikationsinseln und Rückzugsorten definieren das hell und modern konzipierte Arbeitsumfeld im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss. Die Farbe Weiß ist auch im Innenraum tongebend: Helle Wände und Decken in den minimalistisch gestalteten Büros sowie in der Produktion sollen Reinheit und Frische signalisieren.

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Über ein Brückenbauteil, das gleichzeitig den Startpunkt des gläsernen Besucherrundgangs markiert, gelangt man in den tieferliegenden Produktionsbereich. Auf einer schwebenden Passage befinden sich Konferenz- und Seminarräume. Das dritte Obergeschoss umfasst eine weitläufige Aussichtsplattform mit begrünter Panoramadachterrasse und Blick auf die steirische Hügellandschaft. Der Reinraumbereich ist indessen über eine erdgeschossig verortete Schleuse zu erreichen. Die Produktionshalle mit einer Außenabmessung von rund 120 x 48 Metern verfügt über zehn Produktionslinien und wird flankiert von den Abteilungen für Forschung, Entwicklung und Qualitätsmanagement. In der daran anschließenden Logistikhalle garantieren automatisierte Hochregallager den reibungslosen Abtransport der Frischekosmetik, die aufgrund des Verzichts auf Konservierungsstoffe und begrenzter Haltbarkeit schnell zu den Kunden gelangen muss.

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Die Energie

Entsprechend des hohen Anspruchs an die Natürlichkeit der eigenen Produkte, plante ATP für RINGANA ein alternatives Energiesystem als integralen Bestandteil des Campus, dessen Wirtschaftlichkeit bereits im Vorfeld über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes berechnet wurde. Anhand einer detaillierten Leistungsaufstellung und den dazugehörigen Lastprofilen ergab sich für den Betrieb ein Heizbedarf von 5.830 MWh/a und ein Kühlbedarf von 5.710 MWh/a pro Jahr.

Die Entscheidung der Planer bezüglich des Systems zur Energieversorgung fiel auf das der Erdwärmenutzung. Zu diesem Zweck wurden 161 Bohrungen mit einer Tiefe von 120 Metern vorgenommen, um ein entsprechend großes Sondenfeld zu schaffen. Dessen Energiebilanz wird mittels Rückkühler ausgeglichen: Überschüssige Wärme kann so abgeführt und das Sondenfeld zu Spitzenlastzeiten regeneriert sowie während der Übergangszeit als zusätzliche, kostengünstige Energiequelle genutzt werden. Um sicherzugehen, wurde das Sondenfeld mittels Enhanced Thermal Response Test energieoptimiert konfiguriert, eine Sondenfeldsimulation und Grundwassermodellierung ermittelten bereits im Vorfeld den maximalen Energieertrag.

Da beim Wärmepumpenprozess gleichzeitig Kälte- und Wärmeenergie erzeugt wird und die Herstellung der Kosmetikprodukte sowohl Heiz- als auch Kühlleistung benötigt, fungieren Wärmepumpen auf dem RINGANA campus als Wärmerückgewinnung. Das Energiekonzept von ATP generiert über die Wärmepumpen eine effiziente und kostengünstige Energieverschiebung im Gebäude selbst, ohne übermäßige Fremdenergie zuführen zu müssen, während überschüssige Energie über das Sondenfeld abgeführt wird.

Eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 850.000 kWh/a auf den Dachflächen minimiert den Stromverbrauch zudem erheblich. Zusätzlich dazu wurden im Zuge der Umstellung des internen Fuhrparks auf Elektro-Autos 20 E-Ladestationen samt einer Schnell-Charger-Station mit 150 kW Ladeleistung auf dem Areal errichtet. Im Ergebnis wurde das besonders nachhaltige und energieeffiziente Gebäude mit dem Iconic Award 2022 in der Kategorie „Innovative Architecture“ ausgezeichnet.

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