GerambRose 2020
Alle zwei Jahre wird vom Verein BauKultur Steiermark die GerambRose an beispielhafte Projekte für die gemeinsame Leistung von Planerinnen und Planern, Bauherrschaft und Ausführenden vergeben. Von den insgesamt 92 Einreichungen in den drei Themenschwerpunkten wurden von der Jury sieben Bauwerke prämiert, welche den Anforderungen an die Qualitätskriterien der Auslobung am besten gerecht wurden. Der Beitrag GerambRose 2020 erschien zuerst auf architektur-online.
Alle zwei Jahre wird vom Verein BauKultur Steiermark die GerambRose an beispielhafte Projekte für die gemeinsame Leistung von Planerinnen und Planern, Bauherrschaft und Ausführenden vergeben. Von den insgesamt 92 Einreichungen in den drei Themenschwerpunkten wurden von der Jury 26 Projekte in der ganzen Steiermark besichtigt. Prämiert wurden sieben Bauwerke, welche den Anforderungen an die Qualitätskriterien der Auslobung am besten gerecht wurden.
Die thematischen Schwerpunkte der diesjährigen GerambRose sind:
• Öffentliche Räume – zu den Themen Ort, Infrastruktur und Landschaft
• Gemeinschaftliche Räume – zu den Themen Arbeit, Bildung, Kultur und Soziales
• Private Räume – zum Thema Wohnen
In der Sonderkategorie GerambRose – Klassiker wird optional ein Bauwerk ausgezeichnet.
Gemeinschaftliche Räume – zu den Themen Arbeit, Bildung, Kultur und Soziales
Gesundheitseinrichtung Josefhof, Graz
Architektur: Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH
Bauherrschaft: Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau
Funktionell umfasst das Haus für Gesundheitsfortbildung ein Foyer, 120 Gästezimmer mit 130 Betten, Küche, Lehrküche, Speisesaal, Bar, Aussichtsterrasse, Verwaltungs- und Haustechnikbereiche, ein Ambulatorium, Gymnastik- und Seminarräume, einen Bewegungsbereich, Schwimmbad und Sauna mit den dazugehörigen Außenanlagen. Das Besondere an diesem Projekt ist, wie dieses Raumprogramm umgesetzt wurde: An einen Südhang mit Senke schmiegen sich parallel zum Geländeverlauf drei langgestreckte, stark horizontal gegliederte Baukörper – Nord-, Mittel- und Südschiff. Sie sind jeweils um eineinhalb Geschosse versetzt, sodass vom oberen freie Aussicht über das begrünte Dach des unteren möglich ist. In jeden Baukörper eingeschnitten sind ein bis zwei abgeschlossene, üppig begrünte Atrien.
Kindergarten / Kinderkrippe Mühlgasse, Lannach
Architektur: BERKTOLD WEBER Architekten
Bauherrschaft: Marktgemeinde Lannach
Die Typologie Kindergerechtigkeit wird hier nicht durch „Niedlichkeit“, sondern durch das Bereitstellen von überschaubaren Wegen und Strukturen sowie klaren Einheiten erzeugt. Das zweigeschossige Gebäude steht an einem sanft nach Nordwesten abfallenden Hang, das sockelartige Eingangsgeschoss, in dem sich Lager- und Technikräume befinden, folgt dem Hangverlauf, das auskragende Obergeschoss erreicht an der Südseite Geländeniveau.
Sowohl die Umsetzung des Raumprogramms als auch die Detaillierung und handwerkliche Ausführung sind von hervorragender Qualität. Dass auch verschiedenen Bedürfnissen etwa in Form unterschiedlicher Sitzhöhen Rechnung getragen wird, ist ein weiterer hervorhebenswerter Aspekt
Legero United Campus, Feldkirchen
Architektur: Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Bauherrschaft: Legero United Campus GmbH
Die Anforderungen an den Gebäudekomplex mit Verwaltung, Design- und Produktionsabteilung sowie einem Outletcenter waren nicht nur technischer und organisatorischer Art, sondern es sollte ein nachhaltiger, langlebiger, architektonisch hochwertiger Ort zum Arbeiten und Einkaufen werden.
Die Anlage besteht aus einem kreisförmigen Outlet und einem ringförmigen Büro- und Produktionsgebäude, in das drei kleinere „Bubbles“ hineinragen. Diese gliedern den Innenhof, der als besonders schön gestalteter Aufenthaltsbereich umgesetzt wurde. Der Büroring in Holzbauweise sitzt auf einem Betontisch, der statisch darauf ausgerichtet ist, bei Bedarf ein weiteres Geschoss tragen zu können, wodurch bei erhöhtem Platzbedarf keine weitere Flächenversiegelung notwendig sein wird.
Sportpark Graz Hüttenbrennergasse
Architektur: projektCC zt gmbh
Bauherrschaft: Sportunion Steiermark
Im Süden von Graz wurde die modernste Ballsporthalle Österreichs errichtet. Die Grundrisse des zweigeschossigen Gebäudes mit vollständig verglastem Sockel sind klar in drei parallelen Funktionsschichten angelegt, die Ergebnis der Auseinandersetzung mit den Abläufen im Sportpark sind. Neben der Ballsporthalle sind im Eingangsgeschoss das Foyer, eine umlaufende Erschließungszone, ein Restaurant mit Küche, ein Bereich für Sportmedizin und Leistungsdiagnostik und ein Athletikbereich untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich ein Fechtsaal, der auch als Veranstaltungsbereich genutzt werden kann, Catering, Administration, ein Gymnastiksaal, ein Pressezentrum und eine Galerie für Medien und VIPs. Die Arena, Umkleiden, Sauna, Lagerflächen und eine Tiefgarage sind im Untergeschoss untergebracht.
Private Räume – zum Thema Wohnen
Prinzessin Veranda, Graz
Architektur: PENTAPLAN ZT-GmbH
Bauherrschaft: Probend Projektentwicklung GmbH
In einem heterogenen, zentrumsnahen Wohn- und Gewerbegebiet in Graz wurde ein sechsgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Das Haus selbst ist geprägt von seiner Materialisierung in weißem Ortbeton, die Kolonnaden, die sich um das gesamte Gebäude ziehen, sowie deren Fortsetzung nach oben in Form tiefer Terrassen vor den Wohnungen, wodurch es eine zweite, stark geometrische, zwischen Innen und Außen vermittelnde Schicht besitzt.
Der Zuschnitt des Grundstücks und dessen maximale Ausnutzung waren ausschlaggebend für die ungewöhnliche Form des Bauwerks und die daraus resultierende Vielfalt an Wohnungsgrundrissen, die allesamt besonders gut geschnitten sind.
Leben in Aflenz, Wohnhäuser Nord / Süd / Ost
Architektur: HOFBAUER LIEBMANN ARCHITEKTEN ZT GmbH
Bauherrschaft: PIERER Immobilien GmbH & Co KG
Angelehnt an ortstypische Wirtschaftsgebäude bzw. Stadel errichteten die Architekten schwarz verschalte Wohnhäuser, mit denen sie diese Typologie aufgriffen, transformierten und damit zeitgemäße Architektur mit vertrauter, landwirtschaftlich geprägter baukultureller Formensprache geschaffen haben. Seit 2014 wurden auf dem leicht nach Süden abfallenden Hang vier Häuser mit insgesamt 27 Wohnungen zwischen 60 und 130 m2 in drei Bauabschnitten errichtet, weitere werden folgen. Die im Rahmen jedes Bauabschnitts leicht variierten Wohnhäuser stehen parallel zum Hang, es gibt kleine Zufahrtsstraßen und Carports, Garagengebäude und überdachte Fahrradabstellplätze, die sich jeweils unauffällig ins Ensemble einfügen. Alle vier Gebäude haben an der Ost-, Nord- und Westseite bündig in der Fassade sitzende Holzklappläden vor den Einzelfenstern, wodurch einmal mehr an die Stadel-Architektur angeknüpft wird. Nach Süden bzw. Südwesten hin gibt es große Loggien und gedeckte Balkone bzw. Gärten im Erdgeschoss.
KAI 36, Graz
Architektur: LAM ARCHITEKTUR ZT GMBH
Bauherrschaft: Dr. Helmut Marko
Jahrzehntelang stand das denkmalgeschützte Haus aus dem 17. Jahrhundert mit seinem auffallenden Schleppdach mit Schopfwalmgiebel am Fuß des Schlossbergs leer. Heute beherbergt es ein einzigartiges Hotel mit Café – eine Transformation, die dieses spezielle Baujuwel wieder zum Leben erweckt hat. Das Hotel ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein Bestandsobjekt, das für eine ganz andere Nutzung vorgesehen war, eine neue räumliche Vielfalt entwickeln kann und dass eine unkonventionelle (und dennoch seriöse) Herangehensweise sowie eine bei all dieser Vielfalt eigenständige Handschrift ein modernes, selbst in einem 400 Jahre alten Gebäude frisches Ergebnis hervorzubringen vermag.
Sonderkategorie GerambRose – Klassiker
Mittelschule III Weiz
Architektur: Architekt Viktor Hufnagl
Bauherrschaft: Stadtgemeinde Weiz
1968, mitten in der Zeit gesellschaftlichen Aufbruchs, änderte sich auch die Vorstellung von Schule und Unterricht. Im Zuge dieser Entwicklung kam es auch in Österreich zum Bau von Hallenschulen, deren architektonisches Konzept Ausdruck einer unhierarchischen und offeneren Wissensvermittlung war. Viktor Hufnagl (1922–2007) baute in den Jahren1964–1968 in Weiz die erste „echte“ Hallenschule Österreichs als Teil eines Ensembles, das 1978 fertiggestellt wurde. Dieses Bauwerk steht heute unter Denkmalschutz, eine Sanierung des in die Jahre gekommenen und bauphysikalisch wie sicherheitstechnisch den Anforderungen nicht mehr entsprechenden Gebäudes wäre dringend notwendig. Die Auszeichnung GerambRose Klassiker 2020 erfolhte nicht nur aufgrund der herausragenden Bedeutung für den österreichischen Schulbau und der architektonischen Qualität, sondern vielmehr auch als Motivation für die Stadtgemeinde, eine adäquate Sanierung voranzutreiben.
Weitere Informationen:
www.baukultur-steiermark.at/gerambrose/
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