Grün auf ganzer Linie

Das Architekturbüro Oslotre ist auf Holzkonstruktionen spezialisiert und bekannt dafür, sich seine Inspiration hauptsächlich aus der Natur zu holen. Mit Lumber 4 – einem Büro- und Geschäftsgebäude – stellten die Planer aus Oslo ihre Expertise in Kristiansand einmal mehr unter Beweis. Das Massivholz-Projekt erhält durch eine grüne, subtil beschwingte Fassade ein charakteristisches Äußeres und verdeutlicht darüber hinaus einmal mehr, wie wettbewerbsfähig nachhaltige Bauten dieser Art sind.

Grün auf ganzer Linie

Das Architekturbüro Oslotre ist auf Holzkonstruktionen spezialisiert und bekannt dafür, sich seine Inspiration hauptsächlich aus der Natur zu holen. Mit Lumber 4 – einem Büro- und Geschäftsgebäude – stellten die Planer aus Oslo ihre Expertise in Kristiansand einmal mehr unter Beweis. Das Massivholz-Projekt erhält durch eine grüne, subtil beschwingte Fassade ein charakteristisches Äußeres und verdeutlicht darüber hinaus einmal mehr, wie wettbewerbsfähig nachhaltige Bauten dieser Art sind.

 

 

Von der Natur inspiriert

Was die Architekten von  Oslotre antreibt, wird schon bei einem Besuch auf der Website des Studios klar: Vogelgezwitscher und andere Naturgeräusche untermalen den Onlineauftritt und nehmen Besucher mit auf einen virtuellen Waldspaziergang. Die Gebäude von Oslotre sollen diesen Fokus auch ins tägliche Leben übersetzen und den Nutzern die Natur näherbringen. Im Falle von Lumber 4 übernahm das Büro nicht nur die Planungsleistungen, sondern trat auch als Innenarchitekt und Holzbauingenieur auf.

 

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Gemischtes Nutzungskonzept

Lumber 4 kombiniert in einem Gewerbegebiet am Rande der Hafenstadt an der Südküste Norwegens Büro- und Geschäftsflächen, die sich über sechs Stockwerke verteilen. Das – für eine gewerblichen Nutzung vorgesehene – Erdgeschoss ist zurückversetzt und an den Ecken abgerundet. Rundum von diagonalen Stützen gesäumt, erweckt es den Eindruck, als würde der darüberliegende Baukörper auf ihm schweben. Die Anordnung der Streben ergibt sich aus der Form des Grundstücks. Ihre Position soll dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit verleihen und eine optimale Erschließung ermöglichen. In den fünf oberen Etagen sind vielfältige Arbeitsbereiche untergebracht.

 

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3D-Fassaden als Eyecatcher

Auffällig zeigen sich vor allem die Fassaden des Oberbaus. Diese setzen sich abwechselnd aus vorgefertigten Holzelementen in auffälligem Grün und großflächigen Fenstern zusammen. Letztere reflektieren die Umgebung und zaubern so ein dreidimensionales, schachbrettartiges Muster auf die Ansichten. Die einzelnen Module sind gewölbt und aus heimischer Kiefer gefertigt. Oben schließen die farbigen Paneele jeweils mit einem geraden Traufblech ab. Dadurch entsteht auf den konkav gebogenen Holzflächen der dreidimensionalen Gebäudehülle ein spannendes Schattenspiel, das sich je nach Tageszeit und Sonnen­einstrahlung ändert. 

 

 

Intelligenter Low-Tech-Ansatz

Bei der grünen Färbung der Elemente handelt es sich nicht nur um eine designtechnische Entscheidung, sondern vielmehr um eine – von Mutter Natur inspirierte – Schutzschicht. Um die Holzlatten vor Schimmel und Fäulnis zu bewahren, behandelte man die Module mit grünem Teer. Dieser Anstrich hat feuerfeste Eigenschaften, lässt das Material aber trotzdem atmen. Als Imprägnierung verhindert der pigmentierte Naturwerkstoff sowohl das Eindringen von Feuchtigkeit als auch das Austrocknen des Holzes. So wird Rissen vorgebeugt und zugleich die Langlebigkeit und ökologische Nachhaltigkeit des Neubaus sichergestellt. Ebenfalls mit einkalkuliert wurde, dass Witterungseinflüsse den Bau mit der Zeit verändern: Die Fassadenflächen sollen durch eine natürliche Patina künftig noch mehr Lebendigkeit erhalten.

 

 

Alles Holz

Das Tragwerk des Neubaus beruht auf einer Massivholzstruktur mit Stützen und Trägern aus Brettschichtholz. Bei den Geschossdecken handelt es sich um eine schlanke Verbundkonstruktion aus Holz und Beton. Sie ermöglicht große Spannweiten und wird zudem den Anforderungen an Brand- und Schallschutz gerecht. In südwestlicher Richtung dockt Lumber 4 an das massive Treppenhaus eines Nachbargebäudes an. Dieses garantiert die seitliche Aussteifung und erschließt außerdem die einzelnen Büroetagen. Im Herzen des Hauses sorgt ein zweigeschossiges Atrium für Auflockerung. Eine CLT-Treppe verbindet hier die dritte und vierte Ebene miteinander und wird wie ein gemütliches Wohnzimmer mit offener Galerie zum kommunikativen Treffpunkt für die Nutzer. Rundherum unterteilen – wie auch in den übrigen Geschossen – leichte Trennwände aus Holz und Glas die Arbeitslandschaften in private Besprechungsräume und Offices sowie Open-Space-Flächen und gemeinschaftliche Zonen. Die raumhohen Fenster lassen in allen Bereichen reichlich Tageslicht ins Innere und geben in Küstenrichtung den Blick bis aufs Meer frei.

 

 

Rundum natürliches Design

Bei der Dämmung des Büro- und Geschäftsgebäudes kamen mit Holzfaserplatten ebenfalls ausschließlich Naturmaterialien zum Einsatz. Auch im Haus setzt sich der ökologische Materialkanon fort: Die Wahl von Holz soll nicht nur aus ökologischer Sicht einen positiven Effekt haben, sondern auch Wohlbefinden und Arbeitseffizienz optimieren. Der natürliche Werkstoff strahlt im Winter Wärme aus, wirkt im Sommer kühlend und gewährleistet so ganzjährig ein angenehmes Raumklima. Für den Ausbau nutzte das Planerteam deshalb helles, feuerfestes Fichtenholz. Sämtliche Konstruktionshölzer und tragenden Elemente wurden bewusst in das Interior Design integriert und auf unnötige Verkleidungen gänzlich verzichtet. Selbst die freiliegenden Installationen und Rohre strich man in einem hellem Beigeton und bezog sie gezielt in das schlichte Konzept mit ein. Die Deckenuntersichten der hohen Räume kleiden Holzwolle-Paneele, die zugleich die Akustik regulieren. Teppichböden in schlichtem Grau komplettieren die Gestaltung der Office-Bereiche.

 

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Errichtung in Rekordzeit

Besonders stolz sind die Architekten auch auf die kurze Bauzeit von Lumber 4: Von der Detailplanung bis hin zur endgültigen Fertigstellung des Gebäudes vergingen lediglich 12 Monate. Damit bewiesen die Planer von Oslotre im Süden von Norwegen einmal mehr die Wirtschaftlichkeit von Holzkonstruktionen im Vergleich zu herkömmlichen Stahlbetonprojekten. Auch in Hinblick auf technische Standards braucht sich das Projekt keinesfalls zu verstecken – zum Glück, denn das könnte mit der markanten, grünen Gebäudehülle ohnehin schwierig werden.

 

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Lumber 4
Kristiansand, Norwegen

Bauherr: Skeie Eiendom
Planung: Oslotre
Statik: Oslotre (Holzbau), Multiconsult (Beton)
TGA & Akustik: Sweco
Brandschutz: Rambøll

Bruttogeschossfläche: 3.106 m2
Fertigstellung: 2023

www.oslotre.no

 

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Kyrre Sundal