Jenseits der Vorstellungskraft

Die Umgebung etwas verwahrlost, von Gras und Unkraut überwucherte Hochspannungsleitungen, brachliegende Felder. Das Gebiet rund um die 20 Kilometer vom Stadtzentrum von Jinan entfernt liegende chinesische Wirtschaftsentwicklungszone Changqing ist noch weitestgehend unerschlossen. So scheint das ShuiFa Info Town Property Exhibition Centre wie ein strahlend weißer Stein aus diesem dunklen "Meer" aufzutauchen, umspült von wogend schwarzen Wellen, ein Objekt sauber und rein.

Jenseits der Vorstellungskraft

Die Umgebung etwas verwahrlost, von Gras und Unkraut überwucherte Hochspannungsleitungen, brachliegende Felder. Das Gebiet rund um die 20 Kilometer vom Stadtzentrum von Jinan entfernt liegende chinesische Wirtschaftsentwicklungszone Changqing ist noch weitestgehend unerschlossen. So scheint das ShuiFa Info Town Property Exhibition Centre wie ein strahlend weißer Stein aus diesem dunklen „Meer“ aufzutauchen, umspült von wogend schwarzen Wellen, ein Objekt sauber und rein.

 

 

Das Strahlen der Fassade basiert auf einer Kombination aus Flutlichtbeleuchtung und dem Durchschimmern der internen Illumination. Das gesamte Gebäude ist von einer Lochblechverkleidung umhüllt, die ein relativ geschlossen wirkendes Volumen ergibt. Die Fassadenteile selbst sind schräg angeordnet und so ineinander verschachtelt, dass der entstehende Zwischenraum einen natürlichen Zugang zum Gebäude bildet. Von außen glatt und hermetisch verschlossen, spielt sich das Leben in dieser unwirtlichen Umgebung im Inneren des von der Lochblechfassade umschlossenen Raums ab, der nur durch die unregelmäßigen Zwischenräume mit der Außenwelt verbunden ist.

 

[See image gallery at www.architektur-online.com]

 

Um die blockartige Architektur dieses „Steins“ noch intensiver zur Geltung zu bringen, konzipierte der Designer Larry Wen für die vier Ecken des Gebäudes 100-W-LED-Flutlichter, die versteckt in den Landschaftslichtschächten installiert eine Exposition der Lampen vermeiden. Der Effekt der internen Lichtdurchlässigkeit der beiden, hinter der Fassade liegenden, Ebenen stellte sich als nicht einfach zu gestalten heraus: Letztlich gelang es Wen jedoch, den Grad der Lichtdurchlässigkeit in den beiden Schichten so zu gestalten, dass er den Hauptkörper des Gebäudes widerspiegelt. Der gewünschte Effekt basiert auf einer geordneten Abstimmung der drei Lichtebenen: Die Flutlichtbeleuchtung ist die stärkste, die Lichtdurchlässigkeit zwischen der Lochplatte und dem Gebäude die zweitstärkste und die interne Lichtdurchlässigkeit in den Innenräumen die impliziteste.

 

 

„Design bedeutet, Schönheit auf eine zufällige Weise erscheinen zu lassen.“
Die interne Lichtübertragung zwischen den Lochplatten am Gebäudeäußeren und dem Hauptkörper des Bauwerks wurde mittels linearer Uplight-Projektionslampen realisiert. Da der prozentuale Anteil der offenen Fläche der Lochplatten von unten nach oben allmählich abnimmt, wird die Lichtdurchlässigkeit in dieser Schicht dementsprechend allmählich ausgeblendet, bis sie gen Himmel komplett blickdicht wird. Dieser Effekt wird durch „zufällig“ positionierte Flutlichter an der Spitze des Gebäudes ausgeglichen, dessen Konturen nachts durch eine andere Form von Licht hervorgehoben werden.

 

[See image gallery at www.architektur-online.com]

 

Der Innenraum lebt durch ein vierstöckiges Atrium, durch dessen dreieckiges Oberlicht natürliches Licht in den Raum fällt. Die Kombination aus Form, Material und Licht hat eine starke visuelle Wirkung zur Folge: das Atrium gleicht einer schwebenden Büchse – voller Geheimnisse und Zukunftsvisionen. Unabhängig vom Erscheinungsbild der Gebäudefassade ist das Atrium mit einer gerenderten Farbe versehen: ein vollfarbiger LED-Leuchtkörper ist mit dem Oberlicht kombiniert, was einen dynamischen Farbwechsel entsprechend der Programmierung ermöglicht. Kräftiges, leidenschaftliches Rot und ruhiges, geheimnisvolles Blau lassen Farbe und Raum perfekt ausbalanciert erscheinen.

 

[See image gallery at www.architektur-online.com]

 

In der industriellen Ausstellungshalle im zweiten Stock griff Wen auf die Methodik der Museumsbeleuchtung zurück, die der Designer mit lokaler und akzentuierter Beleuchtung kombinierte, um den Anforderungen der Innenfassadengestaltung und der Ausstellungsinhalte gerecht zu werden. Die Gesamtlichtfarbe basiert auf einer funktionalen Beleuchtung mit 3000 K. Ein weiteres Highlight ist ein System, das mit dem menschlichen Körper interagieren kann, so dass jeder Schritt des Weges beleuchtet wird, wodurch sich der gewünschte Raumeindruck gezielt steuern lässt.

 

[See image gallery at www.architektur-online.com]

 

Das Studio Puri Lighting Design setzt in seiner Arbeit auf die Gestaltung und Erforschung von Lichtumgebungen, wobei Licht und Schatten bewusst als Werkzeuge eingesetzt sowie Ästhetik und Technologie kombiniert werden, um Architektur und Raum in Szene zu setzen. im Fall des ShuiFa Info Town Property Exhibition Centre ist es den Designern gelungen, eine Beleuchtungsumgebung zu kreieren, welche die reine Vorstellungskraft übersteigt.

 

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Jianquan Wu, Zhenjia Yao