Kleine Lücke, großes Potenzial

Für ein Paar konzipierte das Büro rethmeierschlaich architekten in Kooperation mit Stefan Nix-Pauleit ein maßgeschneidertes Stadthaus in Köln. Das Planerteam verwandelte einen heruntergekommenen, konventionellen Bau in ein Schmuckstück, das sich perfekt in die Umgebung einfügt und doch sofort auffällt. Auf raffinierte und gleichzeitig unaufgeregte Art und Weise entstand auf minimaler Fläche ein maximaler Wohn(t)raum.

Kleine Lücke, großes Potenzial

Für ein Paar konzipierte das Büro rethmeierschlaich architekten in Kooperation mit Stefan Nix-Pauleit ein maßgeschneidertes Stadthaus in Köln. Das Planerteam verwandelte einen heruntergekommenen, konventionellen Bau in ein Schmuckstück, das sich perfekt in die Umgebung einfügt und doch sofort auffällt. Auf raffinierte und gleichzeitig unaufgeregte Art und Weise entstand auf minimaler Fläche ein maximaler Wohn(t)raum.

 

Für ein Paar konzipierte das Büro rethmeierschlaich architekten in Kooperation mit Stefan Nix-Pauleit ein maßgeschneidertes Stadthaus in Köln.

 

Wohnen, Arbeiten und mehr, privat und städtisch zugleich – das waren die Wünsche der Bauherren an ihr Eigenheim. Um das in der deutschen Großstadt zu finden, machten sie sich kurzerhand selbst auf die Suche und stießen auf ein baufälliges Haus. In einem für die Stadt typischen Viertel im Kölner Südwesten gelegen, brachte es gleich mehrere Herausforderungen mit sich: wenig Platz und geringes Budget. Die Architekten ließen sich davon nicht entmutigen und machten aus der Not eine Tugend. Sie nutzten die Rahmenbedingungen perfekt aus und schafften ein wahres Raumwunder.

 

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Vom Bestandsgebäude durfte lediglich der Keller bleiben. Dieser wurde aus Kostengründen erhalten. Darüber ergab sich eine sehr schmale, lang gezogene Baulücke. Von den 98 m2 des Grundstücks, sind 40 Gartenfläche. Außerdem schrieb das Bauamt vor, dass das Haus die beiden Nachbarbauten, von denen es eingefasst wird, weder überragen noch niedriger als sie sein darf. Aus all diesen Vorgaben entwickelten die Architekten ein Konzept, das nicht nur sämtliche Besonderheiten, sondern auch den begrenzten Budgetrahmen berücksichtigte.

 

Für ein Paar konzipierte das Büro rethmeierschlaich architekten in Kooperation mit Stefan Nix-Pauleit ein maßgeschneidertes Stadthaus in Köln.

 

Schon von außen erkennt man nun, dass sich in dem kleinen Stadthaus einiges getan hat. Während die Straßenansicht im unteren Bereich mintgrün verpackt wurde und in ihrer Gestaltung fast an eine Art Schaufenster erinnert, ist die darüberliegende Putzfassade in schlichtem Grau gehalten. Die zum Garten orientierte Gebäudeseite prägen raumhohe Fenster in den Obergeschossen und große Schiebetüren im Erdgeschoss. Sonnengelbe Sonnenschutzelemente sorgen für einen freundlichen Farbtupfer. Sämtliche Verglasungen werden von Rahmen im selben Grünton wie im Eingangsbereich eingefasst und runden die Außenhülle stimmig ab. 

 

Für ein Paar konzipierte das Büro rethmeierschlaich architekten in Kooperation mit Stefan Nix-Pauleit ein maßgeschneidertes Stadthaus in Köln.

 

Im Inneren teilte das Duo rethmeierschlaich, Nix-Pauleit den begrenzten Platz in vier Etagen auf – genauer gesagt in drei komplette Stockwerke und ein Dachgeschoss. Durch den erhaltenen Keller liegt das Eingangsniveau des Stadthauses um 65 cm über dem des angrenzenden Gehwegs. Beim Betreten des Hauses gelangt man zuerst in eine kleine Garderobe. Rechter Hand befinden sich hier raumhohe Einbauten aus graubraunem Holz. Diese beinhalten ein Gäste-WC, bieten reichlich Stauraum und gehen nahtlos in den anschließenden Treppenkörper über. Ein zentrales Esszimmer verbindet die übrigen Bereiche. Es lädt mit einem langen Tisch zum An- und Zusammenkommen sowie zum Essen und Leben ein. Mit seiner großzügigen Raumhöhe von 3,5 m ist es zudem einen Meter höher als das restliche Level.

 

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Links neben dem Entree schließt die zur Straße gewandte Küche an. Die Möbel sind, wie der Unterbau der Stiege, ebenfalls in dunklem Holz gefertigt. Auch sonst findet man hier viele dunkle Akzente: In Kombination mit einer schwarzen Wand, schwarzen LED-Lichtleisten und der Sichtbetondecke versprüht der kleine Raum eine edle, fast mystische Atmosphäre. Die raumhoch verglaste Fensterfront lässt bei schönem Wetter ein wenig Leben der ruhigen Straße nach drinnen. Zum Garten hin öffnet sich das Erdgeschoss in Form eines einstöckigen Anbaus, dem Gartenzimmer. Mit ihm ergänzten die Architekten das kleine Stadthaus um eine Art Veranda. Durchgänge, die wie Arkaden wirken, sowie flache Oberlichter trennen die Erweiterung optisch vom Essbereich ab. Sitznischen zu beiden Seiten bieten hier Platz zum Lesen oder Hinausschauen. Ein besonderes Highlight, das zum Zeitpunkt des Fototermins noch nicht umgesetzt worden war, komplettiert inzwischen den Garten: eine Sommerküche. Sie wurde an der rückwärtigen Wand eingebaut und bietet dem Bauherrenpaar in den warmen Monaten zusätzlichen Raum zur persönlichen Entfaltung.

 

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Auch im ersten Stockwerk wechseln sich unterschiedliche Höhen und langgezogene Bereiche ab und ergeben ein spannendes Raumgefühl. Man gelangt hier zuerst in ein kleines Wohnzimmer. Fünf Stufen führen vorbei an der Bibliothek in das anschließende Büro. Versteckt hinter der Bücherwand, bietet es einen ungestörten Arbeitsplatz mit Blick in den Garten. Über Eck führt die Treppe weiter ins zweite Obergeschoss. Dieses teilt sich in ein großes Schlafzimmer und die zur Straße gewandte Gebäudehälfte mit Ankleide- und Badezimmer auf. Ein flexibel bespielbares Studio, welches auch als zusätzlicher Gästeschlafbereich dient, sowie ein weiteres Bad unter dem Dach vervollständigen das Raumprogramm des kompakten Stadthauses und nutzen die begrenzte Fläche bestmöglich aus.

 

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Das reduzierte aber raffinierte Design der Ansichten setzt sich auch in den Innenräumen fort. Der charakteristische, mintgrüne Farbton hält in den Badezimmern in Form von Fliesen Einzug. Neben Einbauten ziert das dunkle Holz auch sämtliche Fensterrahmen und die Böden in den oberen Niveaus. Im Erdgeschoss gibt es dagegen einen funktionalen, grauen Bodenbelag. Die weißen Wände werden von vereinzelten Textilakzenten ergänzt. An den rohen Sichtbetondecken zeichnet sich die Struktur der Schalung klar ab. Sie verleihen der Materialpalette den letzten Feinschliff.

Nicht groß, aber großzügig – dies war einer der Leitgedanken, rund um den rethmeierschlaich architekten und Stefan Nix-Pauleit das Mini-Haus entwickelten und der in allen Geschossen spürbar wird. Das Spiel von Höhe, Tiefe und Breite erwies sich als perfektes Werkzeug, um das Motto baulich umzusetzen. Auf den unterschiedlichen Etagen erscheint der Wohnraum mit seinen 140 m2 dank dem bunten Mix an Funktionen und Materialien vielfältiger als so manche anderen Projekte mit größerer Nutzfläche.

 

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Stadthaus Köln
Köln, Deutschland

Bauherr: Privat     
Planung: rethmeierschlaich architekten mit Stefan Nix-Pauleit         
Mitarbeiter: Christoph Schlaich, Andre Rethmeier, Martin Stöcker, Stefan Nix-Pauleit, Johannes Müller
Statik: Stracke Ingenieurgesellschaft

Grundstücksfläche: 98 m2
Bebaute Fläche: 58 m2
Nutzfläche: 140 m2    
Planungsbeginn: 2017
Bauzeit: 2019-2020
Fertigstellung: 04/2020
Baukosten: 330.000 €

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Lisa Beller