Künstliche Intelligenz in der Architektur: Insights vom 8. NEXT Expertenforum
Am 4. Juni 2024 fand im NEXT Studio by WICONA + Partners in Frankfurt das 8. NEXT Expertenforum statt, bei dem sich alles um die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Architektur drehte. Moderiert von Prof. Jan R. Krause (Architektur Media Management/Hochschule Bochum) wurden die vielfältigen Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen KI-Tools in der Bauplanung intensiv diskutiert.
Am 4. Juni 2024 fand im NEXT Studio by WICONA + Partners in Frankfurt das 8. NEXT Expertenforum statt, bei dem sich alles um die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Architektur drehte. Moderiert von Prof. Jan R. Krause (Architektur Media Management/Hochschule Bochum) wurden die vielfältigen Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen KI-Tools in der Bauplanung intensiv diskutiert.
(vlnr) Florian Scheible von Schöne Neue Welt Ingenieure, Prof. Dipl.-Ing. Jan Krause vom office for architectural thinking, Yvonne Kavermann und Sophie Marthe von Baunetz, Sven Könning von syte, Stefan Cadosch von keeValue, Dr. Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Christopher Hammerschmidt von DJH Architekten
Datenqualität und Plausibilität der Ergebnisse stetig überprüfen
Die zunehmende Digitalisierung der Baubranche führt dazu, dass immer mehr Architektur- und Planungsbüros KI-Tools in ihre Prozesse integrieren. Yvonne Kavermann (Chefredakteurin Baunetz Wissen) und Sophie Marte (Baunetz) eröffneten das Forum mit einem Einblick in die Arbeit mit KI im Redaktionsalltag eines Architektur-Fachportals. Sie betonten, dass es derzeit über 16.000 KI-Tools auf dem Markt gibt, mit täglich neuen Ergänzungen. Für eine sinnvolle Nutzung dieser Tools sei es entscheidend, klare Ziele zu definieren und geeignete Anwendungen zu identifizieren. Ständige Tests und kritische Überprüfung der Ergebnisse sind unerlässlich, um die Vorteile von KI in der Architekturkommunikation, wie Zeitersparnis und optimierte Nutzungsmöglichkeiten, voll auszuschöpfen.
KI bei Grundlagenermittlung und Projektentwicklung
Sven Könning vom Start-up Syte aus Münster demonstrierte, wie ihre digitale Plattform durch Echtzeit-Ermittlung von Bestandsdaten, Bebauungspotenzialen und Energiebedarfen den Arbeitsprozess in den frühen Planungsphasen erheblich beschleunigt. Dies ermöglicht eine schnelle und präzise Vorab-Einschätzung ohne langwierige Recherchen. Könning kündigte an, dass zukünftig auch Renovierungsmöglichkeiten von Bestandsgebäuden sichtbar gemacht werden sollen, was einen weiteren Meilenstein für die Plattform darstellt.
KI im erfolgreichen Praxiseinsatz bei Entwurf und Gebäudeplanung
Christopher Hammerschmidt von DJH Architekten präsentierte die konsequente Nutzung von KI-Tools in den verschiedenen Entwurfs- und Planungsprozessen seines Büros. Beim Projekt Matchbox in Eschborn wurde beispielsweise die ideale Gebäudekonzeption mittels KI ermittelt. Weitere Anwendungen umfassten die Berechnung optimaler Lochmuster in Metallfassaden sowie klimatische Voruntersuchungen und Visualisierungen für Präsentationen. Hammerschmidt betonte jedoch, dass bei detaillierten Aufgaben, wie der Einhaltung von DIN-Normen, die Planer die Ergebnisse der KI sorgfältig überprüfen müssen.
Das Interesse war beeindruckend: auch dieses NEXT Expertenforum war wieder restlos ausverkauft.
„Metatechnologie mit riesigen Potenzialen“
Dr.-Ing. Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Stuttgart) sprach über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI bei Planung, Realisierung und Betrieb von Bauwerken. Er verglich die Bedeutung der KI mit der Erfindung der Dampfmaschine und hob das immense Innovationstempo hervor. Braun zeigte anhand von Forschungsprojekten und Praxisbeispielen, wie KI im Projektmanagement, in der generativen Gebäudeplanung, bei der Gebäudesicherheit, im Facility Management und bei der Bestandserfassung gewinnbringend eingesetzt werden kann. Eine zukünftige Herausforderung sieht er in den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der internationalen Regulierung.
Effiziente Kostenberechnung in frühen Projektphasen
Stefan Cadosch, CEO von keeValue, stellte ein KI-gesteuertes Tool zur Kostenberechnung vor, das präzise Analysen und Vorhersagen für den Schweizer Markt liefert. Das Programm berücksichtigt dabei Baukosten, Termine, Gebäudewerte, Lebenszykluskosten und Ökobilanzen. Dies ermöglicht enorme Einsparpotenziale und optimierte Planungen. Eine Anpassung des Tools für den deutschen Markt ist in Planung.
„Erstmalig ist intellektuelle Leistung automatisierbar“
Florian Scheible, Geschäftsführer von Schöne Neue Welt Ingenieure und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Digitalisierung/KI der Architektenkammer Berlin, schloss den Tag mit einem Vortrag über die Veränderungen durch KI im Architektenberuf. Er betonte, dass KI die Produktivität steigert, neue Arbeitsweisen ermöglicht und die Qualität erhöht. Risiken sieht Scheible in den Bereichen Urheberrecht, geistiges Eigentum und der möglichen Reduktion von Kreativität. Er stellte klar, dass KI keine Gefühle hat und keine intrinsische Motivation besitzt, was für die Bewertung schöpferischer Leistungen entscheidend ist.
Das Expertenforum bot den teilnehmenden Architekten, Planern und Fassadenexperten reichlich Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung, was den Tag zu einem vollen Erfolg machte.
