Stein in der Denkmalpflege

Die Einflüsse der Bauwirtschaft auf die Umwelt rücken den Erhalt bestehender Gebäude immer mehr in den Fokus. Als dauerhafter Naturwerkstoff spielt Stein bei denkmalpflegerischen Maßnahmen eine besonders wichtige Rolle. Statistische Daten belegen den hohen Stellenwert der Denkmalpflege im Bauwesen: Der prozentuale Anteil geschützter Bauwerke im Vergleich zur Gesamtzahl aller Gebäude in Österreich liegt bei fast 1,8 Prozent. In historischen Städten wie Wien, Salzburg oder Graz ist der Anteil deutlich höher: Allein in Wien beträgt er ungefähr neun Prozent. Wer in einem solchen Kontext plant, gestaltet oder baut, ist zwangsläufig mit den Anforderungen und Prinzipien der Denkmalpflege konfrontiert.

Stein in der Denkmalpflege

Die Einflüsse der Bauwirtschaft auf die Umwelt rücken den Erhalt bestehender Gebäude immer mehr in den Fokus. Als dauerhafter Naturwerkstoff spielt Stein bei denkmalpflegerischen Maßnahmen eine besonders wichtige Rolle. Statistische Daten belegen den hohen Stellenwert der Denkmalpflege im Bauwesen: Der prozentuale Anteil geschützter Bauwerke im Vergleich zur Gesamtzahl aller Gebäude in Österreich liegt bei fast 1,8 Prozent. In historischen Städten wie Wien, Salzburg oder Graz ist der Anteil deutlich höher: Allein in Wien beträgt er ungefähr neun Prozent. Wer in einem solchen Kontext plant, gestaltet oder baut, ist zwangsläufig mit den Anforderungen und Prinzipien der Denkmalpflege konfrontiert.

 


Erst Steinbruch, dann Wahrzeichen – das Kolosseum in Rom überlebte nur, weil sich mehrere Päpste für den Erhalt engagierten. © Adobe Stock/lucky-photo

 

Ein bemerkenswertes Beispiel für frühe Denkmalpflege ist das Kolosseum in Rom. Nach dem Fall des Römischen Reichs diente es unter anderem als Steinbruch für andere Bauprojekte, im Mittelalter wurden Teile des Bauwerks für Wohnräume und Werkstätten genutzt. Unter mehreren Päpsten des 15. und 16. Jahrhunderts wurden der Steinraub und der Verfall durch Schutzmaßnahmen gestoppt und Teile des Kolosseums sogar restauriert.

 


Rekonstruktion aus Originalmaterial: Franz Joseph-Kamin im Park Hyatt Vienna.

 

Ein wichtiger Grundsatz der Denkmalpflege ist – soweit es der Zustand erlaubt – der Substanz­erhalt. Sind geschädigte Bauteile nicht mehr zu bewahren, sollen bei der Ergänzung oder der Rekonstruktion möglichst die ursprünglichen Materialien verwendet werden. Hier punktet Naturstein, denn wie die Bauwerke selbst haben auch die verwendeten Steine eine lange Geschichte. Um den Transportaufwand so niedrig wie möglich zu halten, wurden in der Baugeschichte bevorzugt Steinvorkommen aus der näheren Umgebung oder der Region genutzt. Das bietet heute den Vorteil, dass die Abbaustellen bekannt und die Steinbrüche in vielen Fällen noch aktiv sind. Neues Originalmaterial ist also verfügbar. Erst wenn der Steinbruch nicht mehr besteht oder das ursprüngliche Material die geforderten Kriterien nicht ausreichend erfüllt, werden in Abstimmung mit den zuständigen Denkmalbehörden Ersatzmaterialien eingesetzt.

 


Kombination aus sanierten und rekonstruierten Bauteilen – die Treppe am Börseplatz 1.

 

Originalmaterial im Vordergrund

Ein im wahrsten Sinne des Wortes gewichtiges Beispiel für die Verwendung von Originalmaterial zeigt die Säulenhalle im Parlament in Wien. Bei einem Luftangriff 1945 zerstörte eine Bombe zwei der jeweils 16 Tonnen schweren, monolithischen Säulen aus Adneter Marmor. Im Zuge des 2023 abgeschlossenen Wiederaufbaus konnte das Rohmaterial für zwei neue Säulen aus optisch fast identischem Material im Steinbruch in Adnet gewonnen werden. Ein weiteres Beispiel ist der Franz Joseph-Kamin im Wiener Hotel Park Hyatt, der bei einem Brand während des Umbaus der ehemaligen Länderbankzentrale zum Luxushotel zerstört worden war. Bei der 2012 mit ausgeklügelter Scan- und CAD/CAM-Technik durchgeführten Rekonstruktion konnte auf neu abgebautes Originalmaterial im italienischen Steinbruch zurückgegriffen werden.

 


Die beiden rekonstruierten Säulen des ­Parlaments im hinteren rechten Bereich.

 

Ein Ersatzmaterial hingegen kam bei der Rekonstruktion der Großen Kaskade von Schloss Hof ins Spiel, bei der weite Teile aus kroatischem Kalkstein neu angefertigt wurden. Dabei wurden jedoch noch vorhandene Werkstücke der barocken Kaskade in die neuen Becken und die seitlichen Mauern integriert, um auf diese Weise optisch und physisch eine Kontinuität zwischen alt und neu zu verdeutlichen.

 


Rekonstruktion der Großen Kaskade von Schloss Hof.

 


Optisch an die historische Substanz angeglichene Sandsteinfassade in der Praterstraße.

 


Neue und alte Fassaden­gesimse in Florenz

 

Text und Fotos: Richard Watzke