1.5 Quadratmeter voller Möglichkeiten
Zeitungskiosk, Parkwächterkabine, Copyshop, Marktstand, Schutzhütte, Pommesbude, Studentencafé und Lotterieverkaufsstelle sind nur einige der zahlreichen, findigen Nutzungen, die das spacige Modell K67 seit seiner Erfindung im Jahr 1966 erfahren durfte. Urheber des modularen Designs, das auf polyfaserverstärkten Elementen – zumeist in der Farbe knallrot – basiert, ist der bekannte slowenische Architekt und Designer Saša J. Mächtig.
Zeitungskiosk, Parkwächterkabine, Copyshop, Marktstand, Schutzhütte, Pommesbude, Studentencafé und Lotterieverkaufsstelle sind nur einige der zahlreichen, findigen Nutzungen, die das spacige Modell K67 seit seiner Erfindung im Jahr 1966 erfahren durfte. Urheber des modularen Designs, das auf polyfaserverstärkten Elementen – zumeist in der Farbe knallrot – basiert, ist der bekannte slowenische Architekt und Designer Saša J. Mächtig.
Der einprägsame Look der glatten Kunststoffschalen erwies sich als so stilgebend für das Straßenbild zahlreicher osteuropäischer Metropolen, dass ein K67 der ersten Generation bereits in den 1970er-Jahren in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen wurde. Auch Martin Luc Ruge von Löw und Felix Taro Gragnato faszinierte auf Reisen durch Kroatien und Polen die Ästhetik, Modularität und Vielseitigkeit sowie die futuristische Anmutung und der menschliche Maßstab des Kiosks.
„Es gab keinen Zweifel: wir wollten einen dieser Kioske nach Berlin holen und ihn zu etwas Besonderem machen“, erinnert sich von Löw, wie kurzerhand ein altes Kiosk-Modell erworben und von Grund auf zum „Kioski Café“ in einem typischen Hinterhof in Berlin-Kreuzberg restauriert wurde. „So kamen wir auch in Kontakt mit Saša Mächtig und waren schnell beeindruckt von dem hohen Qualitätsstandard der slowenischen Produktionskultur – und natürlich auch von „Mr. K67” Saša selbst.“ Als dieser sich dazu bereit erklärte, mit dem Berliner Gründerteam zusammenzuarbeiten, nahm die Reise, historische K67 Kioske aufzuspüren, zu renovieren und wieder zum Leben zu erwecken, ihren Lauf.
Studio K67 Berlin haucht gemeinsam mit der Design-Koryphäe Saša Mächtig einer alten Kiosk-Legende neues Leben ein. © Martin Faltejsek
Heute werden die restaurierten original K67 Kioske in Berlin nach den Kundenwünschen konfiguriert, lackiert und teilweise auch mit Möbeln, Beleuchtung, Fußbodenheizung und anderen Geräten ausgestattet. „Im Oktober 2023 war eines unserer Modelle zentraler Bestandteil einer Ausstellung in der Kunsthalle Portikus in Frankfurt“, erzählt von Löw und fügt hinzu, „wir bieten unsere Dienstleistungen nicht nur in Berlin an, sondern auf der ganzen Welt. Dieses Jahr konnten wir so zum Beispiel den ersten K67 Kiosk in Hongkong für Blue Bottle Coffee, einen Kunden aus den USA, installieren.“ Und auch Bottega Veneta nutzte im Rahmen der Fashion Week 2022 einen restaurierten K67 als überdimensionales Schaufenster im Palais de Tokyo in Paris.
Zu den bis dato ausgefallensten Varianten zählt für die Gründer der K67, den das Team für die Künstlerin Annie Frost Nicholson zur knallbunten Minidisco mit integriertem Power Soundsystem, Discolicht und verspiegelten Scheiben ausbauen lassen durfte. Ziel der Installation war es, den Besucher:innen durch Musik und Tanzen dabei zu helfen, mit der Traurigkeit und den Lasten des Alttags fertig zu werden. „Man konnte im Kiosk einen ganz privaten Tanzmoment genießen, und den Emotionen freien Lauf lassen“, erklärt von Löw das Konzept des Disco Kiosks, der 2023 in UK auf Tour und zum Abschluss der Berlin Art Week in Berlin zu sehen war.
Aktuell baut das Berliner Unternehmen die K67-Mietflotte für Events, Messen, temporäre Meeting Rooms oder Pop-up-Stores weiter aus: „Konkret heißt das, dass wir seltene K67-Konfigurationen und -Varianten ausfindig machen und diese mit unseren Partnern in Slowenien restaurieren. Dabei kommen auch neu gebaute Elemente wie beispielsweise konvexe Bubble-Windows oder glasfaserverstärkte Kunststoffteile zum Einsatz. Unser Ziel besteht darin, künftig auch komplett neue K67 Kioske in Serie produzieren zu können.“ Stets mit dabei: Saša Mächtig, der selbst mit 82 Jahren insbesondere bei der Neuproduktion noch immer federführend ist.
Text: Linda Pezzei