95 cm Vergangenheit
Kein Standard, keine Kompromisse, dafür jede Menge Nachhaltigkeit und Maßarbeit - das waren die Vorgaben, rund um die das niederländische Architekturbüro Firm Architects eine Wohnung in Amsterdam komplett neu gestaltete. Für das Projekt entwickelten die Planer ein unkonventionelles Konzept: Sie "schnitten" den Raum quer durch. An der horizontalen Schnittkante treffen nun Alt und Neu in Form von unterschiedlichen Materialien aufeinander.
Kein Standard, keine Kompromisse, dafür jede Menge Nachhaltigkeit und Maßarbeit – das waren die Vorgaben, rund um die das niederländische Architekturbüro Firm Architects eine Wohnung in Amsterdam komplett neu gestaltete. Für das Projekt entwickelten die Planer ein unkonventionelles Konzept: Sie „schnitten“ den Raum quer durch. An der horizontalen Schnittkante treffen nun Alt und Neu in Form von unterschiedlichen Materialien aufeinander.
Mitten im multikulturellen Viertel De Pijp gelegen, entstand das urbane Loft in einem bis dahin ungenutzten Dachboden. Nachdem das Dach einige Jahre zuvor um 50 cm angehoben wurde, stand dem Ausbau durch den neuen Eigentümer nichts mehr im Wege. Für die Neugestaltung setzten die Architekten auf 95 cm Höhe einen optischen Horizontalschnitt: Während unten die rauen Ziegelwände freiliegen, sind sämtliche Oberflächen darüber glatt verputzt und verkleidet. Die neuen Elemente scheinen auf einem Sockel aus alten Materialien zu sitzen. Auch die Einbauten führen die imaginäre Schnittlinie fort. Wo im oberen Teil helles Zinkblech das Licht angenehm reflektiert, wird es im unteren Abschnitt von dunklen Spiegeloberflächen absorbiert.
Wohnküche und Schlafraum nehmen zwei Drittel der Grundfläche ein. Sie werden von einem raumhohen Schrank unterteilt und sind ansonsten offen gestaltet. In einem seitlichen, boxartigen Einbau verbergen sich mit Bad, Stauraum und Gästezimmer alle übrigen Funktionen. Eine Treppe führt auf die Dachterrasse. Sie ist – wie alle übrigen Bereiche – materiell zweigeteilt. Über einem dunklen Treppenkörper unten schwebt eine luftig-perforierte Blechstiege.
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Die Zahl 95 wurde nicht willkürlich, sondern aus praktischen und poetischen Gründen gewählt: Sie orientiert sich an der perfekten Position für Arbeitsflächen und Handläufe und entspricht dem Zentrum des menschlichen Körpers. Wie seine Bewohner, soll ihre geschichtsträchtige Basis die Wohnung mit der Vergangenheit verbinden. Gleichzeitig soll ihr der obere Teil einen frischen, zukunftsgewandten Touch verleihen. Daher auch der Name des Projekts: „Reflektionen der Vergangenheit“. Mit der dualen Materialpalette vereinen Firm Architects zwei völlig unterschiedliche Welten optisch zu einem harmonischen Ganzen: Raue Ziegel und roher Putz kontrastieren mit glatten Blechen, warmem Holz und schlicht-weißen Oberflächen und schaffen in dem 94 m2 großen Apartment ein einzigartiges Ambiente. Dadurch gelang es, den Raum nicht nur maximal auszunutzen, sondern auch die Geschichte des Lofts sicht- und spürbar zu machen.
Text: Edina Obermoser
Fotos: Studio de Nooyer