Alles außer Stereotypen

Bereits 2015 hatten collcoll die Büroräume des in Prag ansässigen IT-Unternehmens Price f(x) im Hinblick auf visionäre Arbeitsformen als offenen Raum für variable Nutzungsmöglichkeiten konzipiert. Stereotypen wie Think Tanks oder traditionelle Mittelzonen sucht man hier vergeblich: die durch die Digitalisierung bedingten Veränderungen von Arbeitsgewohnheiten sind nicht erst seit der Pandemie Teil der Identität des Unternehmens, brachten jedoch für die Aufstockung der Räumlichkeiten um eine weitere Etage im Jahr 2020 noch konsequentere Antworten hervor.

Alles außer Stereotypen

Bereits 2015 hatten collcoll die Büroräume des in Prag ansässigen IT-Unternehmens Price f(x) im Hinblick auf visionäre Arbeitsformen als offenen Raum für variable Nutzungsmöglichkeiten konzipiert. Stereotypen wie Think Tanks oder traditionelle Mittelzonen sucht man hier vergeblich: die durch die Digitalisierung bedingten Veränderungen von Arbeitsgewohnheiten sind nicht erst seit der Pandemie Teil der Identität des Unternehmens, brachten jedoch für die Aufstockung der Räumlichkeiten um eine weitere Etage im Jahr 2020 noch konsequentere Antworten hervor.

 

 

„Die Hauptaufgabe bestand darin, die Kernbüros zu erweitern und eine zusätzliche Etage mit maximaler Nutzungsflexibilität zu schaffen. Die vertikale Verbindung von zwei Stockwerken ist oft problematisch, wenn der natürliche Fluss des Raumes erhalten bleiben soll“, erklären die Architekten die Lösung einer tektonischen Verbindung der Stockwerke mittels einer Struktur aus Tausenden von Holzpixeln. Das Herzstück dieser ikonographischen und in der Gestaltung von dem Spiel Minecraft inspirierten Skulptur bildet eine neue Innentreppe samt Röhrenrutsche. Die hölzernen, auf einem 40 x 40 Zentimeter-Raster basierenden „Pixel“ fungieren gleichzeitig als Schließfächer, Umkleiden und Funktionsräume und bieten informelle Sitzgelegenheiten sowie Raum für öffentliche Präsentationen.

 

 

Diese geordnete Struktur ist auch in das universelle Lichtgitter über dem gesamten Raum eingeschrieben – einer Art Bildschirm, der bis hin zu den einzelnen Pixeln über LEDs gesteuert werden kann. Wenn es draußen dunkel wird, strahlt die leuchtende Decke auf den umgebenden Stadtraum aus und lässt die Nachbarschaft mit dem Innenraum in Verbindung treten. Während die untere Etage einen Treffpunkt, Relaxbereich sowie Besprechungsraum umfasst, kann die darüberliegende Ebene im Konferenzraummodus mit Café und Verteilerbereichen betrieben werden. Transparente Wände, die blickdicht gemacht werden können, raumteilende Schiebepaneele sowie die steuerbare Atmosphäre der Räume gewährleisten eine physische wie sinnliche Zonierung, falls dies nötig oder gewünscht ist.

 

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Das Café schafft mit einer gemeinsamen Küche und einer interaktiven Bar einen bewusst informellen Rahmen; Tische, Sofas, Sessel, Barhocker und Stühle laden zum Frühstück, Austausch oder Verweilen ein. Der Konferenzraum selbst kann durch eine akustische Schiebewand abgetrennt werden und ist mit einem langen Tisch ausgestattet, der in Segmente unterteilt werden kann. Die so entstehenden Zwischenräume fungieren als Streubereich ohne vorgeschriebene Nutzung, mit locker positionierten Sitzgelegenheiten und kleinen Amphitheatern. Einzig die Fokuszellen sind als spezifisch geschlossene Räume konzipiert. „Bei der Gestaltung haben wir das Thema des Industrialismus aufgegriffen und versucht, ihm eine zeitgemäße Note zu verleihen. Die schweren schwarzen Metallrohrmöbel entsprechen dem Konzept der technischen Verkabelung. Im Gegensatz dazu verkörpert das ephemere, sich verändernde Gitter aus Lichtchips und Sensorsystemen die Ausrichtung des Industrialismus auf die Welt der Software und Information“, so die Architekten.

 

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Eine weitere Besonderheit besteht im Spektrum der Regulierung: Da sich nicht sagen lässt, ob und wann sich das gesamte Team an einem Ort – wie beispielsweise dem Konferenzraum oder im Café – oder in kleinen Teams verteilt über alle Bereiche befindet, werden die Kapazitäten nicht wie im klassischen Open Space mit Quadratmetern pro Kopf nach Fläche verteilt gerechnet, sondern mittels eines umfassenden Kontrollsystems erfasst, das die Umgebungsdaten in Echtzeit misst und auswertet und die Raumumgebung entsprechend dynamisch anpasst.

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: BoysPlayNice