Alles für den guten Klang

Die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zählt zu den weltweit größten und renommiertesten Universitäten für Musik, Theater und Film. Mit dem Neubau des Future Art Lab verfügt sie seit Beginn des Wintersemesters 2020 über einen eindrucksvollen Neubau auf ihrem Campus am Anton-von-Webern-Platz.

Alles für den guten Klang

Die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zählt zu den weltweit größten und renommiertesten Universitäten für Musik, Theater und Film. Mit dem Neubau des Future Art Lab verfügt sie seit Beginn des Wintersemesters 2020 über einen eindrucksvollen Neubau auf ihrem Campus am Anton-von-Webern-Platz.

 

Mit dem Neubau des Future Art Lab verfügt die mdw seit Beginn des Wintersemesters 2020 über einen eindrucksvollen Neubau auf ihrem Campus am Anton-von-Webern-Platz.

 

Das von den Architekten Pichler & Traupmann entworfene Gebäude fügt sich, mit seiner markanten Architektur und charakteristischen Fassade aus Aluminiumverbundplatten, in das bestehende Gebäude-Ensemble ein und bietet auf 3.400 m² großzügigen Platz für drei Institute der mdw. Zusätzlich beherbergt es mit dem Klangtheater, einem Arthouse-Kino, einem Aufnahme- und einem Konzertsaal gleich vier Säle, die architektonisch, technisch und akustisch keine Wünsche offenlassen. Für letzteres zeichnen die Akustikexperten der Müller-BBM GmbH unter Projektleiter Dr. Andreas Meier verantwortlich.

 

 

Die innere Organisation ist einzig und allein den funktionalen und bauakustischen Anforderungen geschuldet sowie dem Bestreben, jedem Institut größtmögliche Kompaktheit bei gleichzeitiger maximaler Tageslichtexposition zu ermöglichen.

Das Institut für Elektroakustik und Komposition, mit den großvolumigen Sälen, dem Klangtheater und dem Aufnahmesaal, ist aus bauakustischen Gründen im ersten Untergeschoss angesiedelt. Über einen versenkten Hof werden seine Unterrichtsräume aber dennoch natürlich belichtet. Die zugehörigen, administrativen Räumlichkeiten, sowie das Hauptfoyer, befinden sich im Erdgeschoss.

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Das flächenmäßig größte Institut, die Filmakademie, nimmt allein das gesamte 1. Obergeschoß ein. Um den hohen Anteil an natürlich belichteten Räumen zu ermöglichen und mehr Fassadenfläche zur Belichtung zu generieren, wurde ein Raumflügel nach innen geklappt. Als positiver Nebeneffekt entsteht eine großzügige Terrasse. Das Arthouse-Kino ist für die Öffentlichkeit vom Erdgeschoß her erreichbar. Die untere Ebene des Kinosaals verbindet sich direkt mit einem in den Luftraum des Untergeschoßes eingeschobenen Zwischenniveau, das die Seminarräume beinhaltet. Dem Institut für Tasteninstrumente, dem flächenmäßig kleinsten, ist das zurückweichende
2. Obergeschoß zugeordnet.

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Bauakustik

Für alle Räume und Säle mit sehr hohen akustischen Anforderungen wurde eine lückenlose Raum-in-Raum-Bauweise vorgesehen. Es ist daher die raumbildende Tragstruktur in Stahlbeton vollkommen von der, den Innenraum bildenden, ebenfalls massiven Struktur entkoppelt und mittels Masse-Feder-System gelagert. Die drei größten Schallemittenten, Klangtheater, Aufnahmeraum und Arthouse-Kino, sind unabhängig voneinander im Untergeschoss gelagert, sodass von diesen kein Körperschall auf andere Bauteile ausgehen kann. Die Lasten des Konzertsaals, der selbstverständlich ebenfalls in Raum-in-Raum-Bauweise und Masse-Feder-System ausgeführt ist, werden mit einer getrennten Tragstruktur durch das Gebäude hindurch in die Fundamente abgeleitet, sodass auch hier keine Beeinträchtigungen gegeben sind. Ergänzend ist das gesamte Institut für Tasteninstrumente auf einer eigenen, schwimmenden Stahlbetonplatte, unabhängig von der primären Stahlbetondecke, aufgesetzt.

 


Gebäudeschnitt; farblich markiert sind zentrale geräuschsensible Räume. Quelle: pxt

 

Alle Räume mit hohen akustischen Anforderungen sind durch entsprechend starke Wände in Massivbauweise voneinander getrennt. Um den Ansprüchen an den Schallschutz gerecht zu werden, sind darüber hinaus Pufferbereiche, wie z.B. Flure und Zwischenräume umgesetzt worden. So ist der Konzertsaal über einen weniger sensiblen Flurbereich von den darunter liegenden Aufnahmebereichen getrennt. Türschleusen helfen, den sehr hohen Schallschutzstandard umzusetzen.

 

 

Raumakustik

Der Konzertsaal sollte einen voluminösen und ausgewogenen Raumklang bieten, aber dennoch transparent genug sein, um auch in Prüfungssituationen eine präzise und analytische Beurteilung des Klavierspiels zu ermöglichen. Eine zu große Schärfe, sowie einen der geringen Raumgröße geschuldeten, sehr direkten Klang, galt es dabei zu vermeiden.

 

 

Für die gewünschte Konzertsaalakustik wurden folgende wesentliche akustische Maßnahmen umgesetzt: Durch die akribisch geplante Neigung der seitlichen Wandflächen wird ein signifikanter Anteil der lateralen Erstreflexionen bewusst über die Köpfe der Zuhörer hinweg gelenkt. Dies fördert die Diffusität und Räumlichkeit und verleiht dem Saal, durch die Reduktion sehr früher Seitenreflexionen, eine wahrzunehmende akustische Größe. Deckenreflektoren über dem Podium unterstützen die Klangintensität der Flügel oder Ensembles im Publikum. Sowohl im Bereich der Rückwand als auch im Wandbereich des Podiums wurden sorgfältig bemessene kleine Flächen durch Mikroperforation schallschluckend gestaltet, um die erforderliche Nachhallzeit einzustellen, die Balance zwischen frühen und späten Schallreflexionen zu optimieren und so eine hohe Dynamik zu ermöglichen.

 

 

Im Aufnahmesaal wurden die Oberflächen wechselseitig absorbierend und reflektierend gestaltet. Da die Nachhallzeit einen Wert von 1 s nicht überschreiten soll, wurde die Decke vollständig absorbierend ausgebildet und darüber hinaus mit Kantenabsorbern ausgestattet. Die unterschiedlichen Wandneigungen durch Holzpaneele sind umlaufend auf Ohr- und Instrumentenhöhe der Musiker ausgeführt. Die schallreflektierenden Segelkonstruktionen unterhalb der Decke stellen das gegenseitige Hören zwischen Musikern sicher und vermitteln durch ihre Schallreflexion einen Raumeindruck, der ansonsten durch die dahinterliegende, vollflächig absorbierende Unterdecke vermindert würde.

 

 

Das Klangtheater dient als dunkel gehaltener Raum für musikalische Beschallungsexperimente und Aufführungen vor Publikum. Die Anforderung an die Variabilität der Nachhallzeit lag zwischen 0,8 s bis 1,2 s und wurde im weiteren Planungsverlauf auf 0,5 s
bis 1,2 s erweitert. Diese Variabilität wird durch einen umlaufenden Vorhang hergestellt, der unterhalb der Galerieebene aufgezogen wird. Gezielte absorbierende und reflektierende Elemente an der Decke und den Wänden ermöglichen einen guten Raum­eindruck, trotz der vergleichsweise hohen akustischen Bedämpfung. Die Lüftungskanäle und die Drehpaneele im Wandbereich „brechen“ zudem die ansonsten glatten Flächen akustisch auf und fördern so die Klangdurchmischung.

Im Arthouse-Kino wurden alle wesentlichen Raumoberflächen mit einer absorbierenden Auskleidung versehen, sodass eine gute Hörsamkeit bei Lautsprecherbeschallung sichergestellt ist. Zusätzlich ist auch der Fußboden absorbierend mit einer Lochung ausgerüstet, durch die auch die Zuluft geräuscharm quellen kann.

Alle Veranstaltungsräume des Future Art Lab sind mit den hauseigenen Tonstudios verbunden und mit ihrer State-of-the-Art-Technik bereits für internationale Online-Veranstaltungen und Live-Streamings im Einsatz.

 

 

Fotos: Hertha Hurnaus, Toni Rappersberger