Brutal wohnlich

Das in Belgien ansässige Architektenduo Studio Okami verwandelte eine bestehende Maisonette-­Wohnung im 13. Stock des Riverside Towers in Antwerpen in das neue Zuhause für Gründungspartner Bram Van Cauter. Das Hochhaus aus den frühen 70er-Jahren wurde von Léon Stynen und Paul De Meyer im brutalistischen Stil entworfen und schmiegt sich nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt malerisch in der Biegung der Schelde.

Brutal wohnlich

Das in Belgien ansässige Architektenduo Studio Okami verwandelte eine bestehende Maisonette-­Wohnung im 13. Stock des Riverside Towers in Antwerpen in das neue Zuhause für Gründungspartner Bram Van Cauter. Das Hochhaus aus den frühen 70er-Jahren wurde von Léon Stynen und Paul De Meyer im brutalistischen Stil entworfen und schmiegt sich nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt malerisch in der Biegung der Schelde.

 

 

Bereits während eines Praktikums bei Crepain Binst lernte der damals angehende Architekt Bram Van Cauter den Riverside Tower, einen von drei markanten großen Wohntürmen am linken Ufer von Antwerpen, im Zuge von Renovierungsarbeiten kennen: „Das Gebäude hat mich beeindruckt, denn wenn man von der anderen Seite des Flusses kommt, sieht man diese riesigen Bäume auf dem Dach stehen, die schiere Größe der Wohnungen hat mich dann zu dem Entschluss gebracht, dass ich eines Tages gerne dort wohnen würde. Mehr als ein Jahrzehnt später ist der Riverside Tower tatsächlich mein Zuhause.“

 

 

Als Hommage an Le Corbusier entwarfen Léon Stynen und Paul De Meyer den Riverside Tower 1972 für den ruhigen Stadtteil Linkeroever, der sich dennoch nur wenige Gehminuten vom Herzen Antwerpens entfernt befindet und heute dank seiner üppigen Grünflächen und der großen freistehenden Villen zwischen den Hochhäusern stark im Kommen ist. Damals gebaut, um Luxuswohnungen an Indus­triekapitäne und Expats zu vermieten, genießen die Nutzer heute aufgrund der Orientierung die spektakuläre Aussicht auf den Hafen sowie den Blick auf den Sonnenauf- und -untergang. Mittlerweile besteht die Nutzung zu 80 Prozent aus privaten Eigentümern und zu 20 Prozent aus Vermietung. Das Gebäude ist in der Öffentlichkeit aber vor allem für sein Pent­house mit Dachgarten bekannt, das von der gesamten Stadt aus sichtbar ist.

 

 

Der Charakter des Gebäudes ist geprägt durch einen markanten, brutalistischen Stil und die herausragende Qualität der Innenräume. Als sich im Zuge des Erwerbs der Büroflächen für das Studio Okami im 10. Stock die Möglichkeit ergab, weitere Einheiten zu erstehen, packte Van Cauter die Gelegenheit beim Schopf und entschied sich für eine 230 Quadratmeter große Maisonette-Wohnung in der 13. Etage des 20 Stockwerke umfassenden Wohnturms. Schon die Grundrissgestaltung mit einem internen Korridor, der die beiden Aufzugsschächte verbindet, ist speziell. Die Architekten entschieden sich außerdem dazu, die Wände der 5-Zimmer-Wohnung sowie alle Verkleidungsschichten von den Wänden und Decken zu entfernen, um den wunderschön strukturierten Beton freizulegen, der anschließend sandgestrahlt wurde.

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„Indem wir die Wohnung auf ihre nackte Form reduzierten, präsentieren wir die Grundstruktur als die Definition des Raums per se. Das Gebäude wurde zu einer Zeit erbaut, in der die Schalung mit extremem Aufwand und in mühevoller Arbeit hergestellt wurde. Heutzutage ist es sehr teuer und schwierig geworden, Bauarbeiter zu finden, die in der Lage sind, eine ähnliche Qualität der Arbeit zu leisten“, erklärt Van Cauter die Essenz des Materialkonzepts.

 

 

Um dem rauen Beton ein starkes Pendant entgegenzusetzen, entschieden sich die Architekten für farbig gestaltete Elemente. Der pfirsichfarbene Gussboden und die blaue Stahltreppe schaffen in Kombination mit den Kunstwerken, Möbeln und Pflanzen trotz der nackten Oberflächen eine gemütliche Atmosphäre. Das ebenfalls pfirsichfarbene Bad ist als geräumige, wasserdichte Zelle mit Doppeldusche, Waschbecken und Badewanne konzipiert, wobei die glatten Wände zu den überhängenden rauen Betonbalken und in Bezug auf die Verletzlichkeit des nackten Körpers in scharfem Kontrast stehen.

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Schon beim Betreten der Wohnung wird der Blick des Betrachters magisch von den überhöhten, schwenkbaren Fenstern angezogen, die die Aufmerksamkeit auf den Hafen und den angrenzenden Wald lenken. Dieser Bereich der Wohnung dient der Unterhaltung und beherbergt neben einer von Donald Judd inspirierten Schrankwand eine skulptural gestaltete Kücheninsel aus Edelstahl – ein Objekt im Raum, das sich im Kocheinsatz als durchaus hochfunktional erweist. Eine ebenso künstlerisch gestaltete blau gestrichene Wendeltreppe führt von der 13. in die darüberliegende 14. Etage, die der Privatsphäre dient. Hier befinden sich das Schlafzimmer mit Blick auf den Hafen und ein Wohnzimmer mit Bürobereich, das die Skyline der Stadt Antwerpen überblickt. Die eingefügte Servicebox versteckt nicht nur Bad, Abstellraum, Waschmaschine und Trockner sowie die Ankleide, sie gliedert den Raum auch optisch und schafft gleichzeitig gemütliche Rückzugszonen.

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Eine weitere Besonderheit des Riverside Towers ist die Möglichkeit, als Gast im zugehörigen B&B zu übernachten und so die Idee dieses Gemeinschaftshauses im Sinne einer vertikalen Straße, in der sich alle Nachbarn kennen, samt Waschplatz, Autowaschanlage und überhöhter Eingangshalle mit Blick auf den Gemeinschaftsgarten hautnah zu erleben. Wer übrigens bei Bram Van Cauter im Studio Okami im 10. Stock vorbeischaut, erhält vielleicht die Chance, einen Blick in die Privatwohnung zu werfen: „Wenn ich möchte, kann ich unsere Kunden auch in meine Wohnung mitnehmen und ihnen einen anderen Ansatz zeigen. Das gibt ihnen das Vertrauen, damit wir freier gestalten können.“

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RST 13/14
Antwerpen, Belgien

Bauherr: Bram Van Cauter – Mitgründer von Studio Okami Architects
Planung: Studio Okami Architects

BGF: 230 m2
Nutzfläche: 213 m2
Planungsbeginn: 04/2020
Bauzeit: 3 Monate
Fertigstellung: 12/2020

www.studiookami.com

 

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Olmo Peeters – Matthys van der Burgt