Die Verwandlung

Das "Haus mit Veranda" beweist, wie sich ein einfacher Bestandsbau aus den 60er-Jahren in ein anspruchsvolles und individuell auf die Bedürfnisse der designaffinen Bewohner zugeschnittenes Zuhause verwandeln lässt. Ganz nebenbei macht dieser beispielhafte Zu- und Umbau von mia2 Architektur deutlich, dass der Traum vom Haus mit großem Garten nicht zwingend einen Neubau erfordert.

Die Verwandlung

Das „Haus mit Veranda“ beweist, wie sich ein einfacher Bestandsbau aus den 60er-Jahren in ein anspruchsvolles und individuell auf die Bedürfnisse der designaffinen Bewohner zugeschnittenes Zuhause verwandeln lässt. Ganz nebenbei macht dieser beispielhafte Zu- und Umbau von mia2 Architektur deutlich, dass der Traum vom Haus mit großem Garten nicht zwingend einen Neubau erfordert.

 

 

„Die aktuellen Baukosten sind für viele die größte Herausforderung“, meint Sandra Gnigler auf die Frage nach den Hürden, wenn es um das Schaffen von lebenswertem Wohnraum geht. „Ich sehe diese Zwänge aber auch als Chance. Wir leben in einer Zeit des Überflusses und der Maßlosigkeit. Darum entstehen auch so viele architektonische Schandtaten. Es sollte vielmehr reflektiert werden, was wir wirklich zum Wohnen und Leben brauchen. Muss es immer das Haus auf der grünen Wiese sein oder erkennt man auch in Beständen die Qualität und das Potenzial, sich darin zu verwirklichen?“ Für die Mitbegründerin des Linzer Architekturbüros mia2 ist der bewusste Umgang mit dem aktuellen Lebensraum in diesem Zusammenhang ein erster wichtiger Schritt.

 

 

Naturver- und -eingebunden

Die konventionelle Grundrissstruktur des Objekts in Engerwitzdorf in Oberösterreich entsprach zu Beginn der Planungen so gar nicht den Wohnvorstellungen der privaten Bauherrschaft. Den Ausschlag für den Kauf des Grundstücks in einer klassischen Einfamilienhaussiedlung gab letztlich der weitläufige Garten mit groß gewachsenen Nussbäumen, Obstbäumen und Sträuchern. „Die naturverbundenen Bauherren kamen mit dem Wunsch auf uns zu, ein Eigenheim zu gestalten, bei dem der Außenraum und die Landschaft eine große Rolle spielen“, erzählt Gnigler und ergänzt: „So wurde der wildromantische Garten zum wesentlichen Entwurfsthema – die klare Kante der durchgängigen, südseitig ausgerichteten Terrasse steht im Kontrast zum natürlich gewachsenen Garten.“

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Im Zuge der Verwandlung des Bestandsbaus wurden das Steildach und die Giebelwände abgetragen. In Richtung Osten und Westen ergänzten die Architekten das Gebäude mittels Zubauten. Die vorgesetzte, langgezogene Veranda ist nun Begleiter der Wohnräume und des gefassten Terrassenbereichs. Dank einer durchgehenden Überdachung erweitert die Veranda den Wohnraum ganz natürlich hinaus ins Freie. Der etwas tiefer gelegene Garten ist bewusst vom Haus losgelöst. „Bestände zu erhalten und deren Möglichkeiten zu nutzen, ist immer eine Herausforderung. Wir konnten Teile des Erdgeschosses und den gesamten Keller sinnvoll nutzbar in die Grundstruktur einweben“, sagen mia2 über den Umbauprozess des Hauses mit Veranda. „Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das Weiterbauen von Beständen in Kombination mit einem hohen Anspruch an ökologische Materialien an sich bereits Vorbild genug. In diesem konkreten Fall ist ganz besonders auch die Haltung der Bauherrschaft hervorzuheben: Der Wunsch nach diesem besonderen Garten, der nicht – wie so oft – künstlich inszeniert wurde, sondern in seiner natürlichen Kraft strahlen darf, macht die Qualität des Projekts aus.“

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Vorbei am roten Ahornbaum

Erschlossen wird das Grundstück von Westen. Eine gekieste Einfahrt, die geschlossene Holzfassade des Zubaus und ein imposanter rotblättriger Ahornbaum begrüßen Besucher und Bewohner beim Ankommen. Von einem geschützten Vorhof führt der Weg ins Innere des Hauses durch ein Ensemble an Wasserbrunnen, Gartenmauern und wild wachsenden Ästen, die Anklänge an einen japanischen Garten wecken sollen. Das Spiel mit den Texturen in der Horizontalen sorgt gerade im Außenraum für spannende Kontraste zwischen natürlich Gewachsenem und bewusst Hinzugefügtem: Kleine Kiesel werden durch große Pflastersteine ergänzt, die Holzterrasse wirkt wie ein ausgerollter Teppich und das üppige Grün weiß sich seinen Weg zu ebnen.

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Den Innenraum dominiert eine großzügige Küche mit Essbereich und offener Wohnlandschaft. Daran anschließend eröffnet die Veranda den Blick ins Freie. Als Spitzengastronom war es dem Bauherren wichtig, das Herzstück des Hauses als einladenden und gemütlichen Ort des Zusammenkommens zu gestalten. Die privaten Rückzugsräume wurden zugunsten der Großzügigkeit der Aufenthaltsbereiche in zurückhaltender Größe gestaltet, ohne dabei beengend zu wirken. Aus räumlicher Sicht sorgt die Komposition aus einfachen baulichen Elementen, aus dem Bestandsgebäude mit den Zubauten, den Höfen und der Veranda für eine spannende Abfolge aus kontrastreichen Wohnbereichen, die stets im Dialog mit der Wildheit des Gartens stehen.

 

 

Reduzierter Materialmix

Die Horizontale und das Gefühl des Geerdet-Seins werden, wie im Außenraum auch im Inneren, durch starke Materialitäten für Böden und Decken gezielt unterstrichen. Diese bestehen ebenso wie das Vordach über dem Terrassenband weitgehend aus Holz, was den Raum optisch in die Natur hinauswachsen lässt. Die Rohheit des Betons setzt im Bereich der Terrasse und der Außenküche mit Grillfläche zu dieser Weichheit einen spannenden Kontrastpunkt. Im Bad kamen Terrazzofliesen zum Einsatz. Hinter der Fassade verborgen, entschieden sich die Bauherren für eine möglichst ökologische Bauweise basierend auf Hochlochziegeln samt Hanfdämmung und einer Luftwärmepumpe.

 

 

Haus mit Veranda
Engerwitzdorf, Österreich

Bauherr: privat
Planung:  mia2 Architektur ZT GmbH

Grundstücksfläche: 1.260 m2
Nutzfläche: 132 m²
Baufläche: 230 m²
Planungsbeginn: 2020
Bauzeit: 1,8 Jahre
Fertigstellung: 2023

www.mia2.at

 

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Kurt Hörbst