Erweiterung des Horizonts
Für das Gipfelhaus am Kärntner Magdalensberg wurde mehr Raum benötigt. Die Architekten Ronacher setzen diese Anforderung an dem historischen Ort mit einem feinfühligen Konzept in die Realität um. Der Beitrag Erweiterung des Horizonts erschien zuerst auf architektur-online.
Für das Gipfelhaus am Kärntner Magdalensberg wurde mehr Raum benötigt. Die Architekten Ronacher setzen diese Anforderung an dem historischen Ort mit einem feinfühligen Konzept in die Realität um.
Bauen an einem historischen Ort ist immer ein schwieriges Unterfangen. Es benötigt Sensibilität, Kenntnis und ein Gespür für Mögliches und Machbares. Auch der Magdalensberg, der als heiliger Berg Kärntens gilt, ist ein solcher Ort. An seinem Fuße fand man Spuren von Siedlungen der Kelten und Römer. Auf seinem 1058 Meter hohen Gipfel befindet sich eine romanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert. In unmittelbarer Nähe dazu wurde in den 1980er Jahren ein Gipfelhaus gebaut, das mit seinem großen Volumen in einem Spannungsverhältnis zur Kirche steht.
Für die Nutzung als Gasthaus, Hotel und Hochzeitslocation und aufgrund der regen Nachfrage wurde eine Erweiterung des Betriebes notwendig, ein zusätzliches Bauvolumen war am Gipfel jedoch nicht erwünscht. Deshalb erforderte ein Ausbau an diesem Ort ein Umdenken und ein vollkommen anderes Konzept.
„Als wir vor etwa vier Jahren von den Bauherren gebeten wurden einen Entwurf für die Erweiterung des Gipfelhauses zu erarbeiten, stießen wir bei den Behörden zunächst auf Ablehnung. Erst als wir mit Nachdruck einen Präsentationstermin für unsere Idee erbaten und diesen schließlich erhielten, war es uns möglich unseren Entwurf vorzustellen. Dieser verfolgte einen völlig anderen Ansatz als die bisherigen Versuche für eine Erweiterung. „
Zwischen den Wünschen der Bauherren und denen der raumplanenden Behörde nahmen die Architekten Ronacher eine vermittelnde Rolle ein. Eine Erweiterung des Gipfelhauses konnte nur durch eine Ausweitung des Flächenwidmungsplanes und eines entsprechenden Teilbebauungsplanes ermöglicht werden. IIn Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt, der Archäologie und der erweiterten Ortsbildpflegekommission wurde ein Projekt ausgearbeitet, das einen sensibleren und ökologischeren Ansatz verfolgt. Die Erweiterung sollte mittels Bauvolumen erfolgen, das in den Berg hineingegraben und dessen Überdachung begrünt ist. Vorgeschlagen wurde ein neuer Bettentrakt, der sich östlich des Gipfelhauses mit einer Krümmung an die Topographie des Magdalensberges anschmiegt. Durch das Hineinversetzen in den Berg und die Begrünung ist er vom Gipfel aus beinahe unsichtbar und gibt den Blick wie gehabt in die umgebende Landschaft frei.
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Nach der ersten erfolgreichen Präsentation dieses Konzepts wurde sogar die Möglichkeit eröffnet, zwei derartige Bettentrakte am Gipfel zu positionieren. Neben der Erweiterung sollten auch Veränderungen am bestehenden Gipfelhaus vorgenommen werden, um dessen Baukörper mehr Schlichtheit zu verleihen: Das Krüppelwalmdach weicht einem zurückhaltenden Satteldach, die Dachgaupen sind verkleinert, die verputzte Fassade wird mit Lärchholzbrettern verkleidet. Als ausschlaggebend für die Akzeptanz des Konzeptes kann vor allem aber die Veränderung des bestehenden Hochzeitssaales gesehen werden, der abgetragen und durch einen neuen, wesentlich flacheren mit Gründach ersetzt werden sollte. Dadurch erweiterte sich der Horizont und eröffnet den Blick Richtung Karawanken. Schlussendlich kam es zur Genehmigung durch die raumplanende Behörde und zur Umwidmung der Flächen, sodass der Erweiterung und dem Umbau des Gipfelhauses nichts mehr im Weg stand.
Die Erweiterung des Gipfelhauses durch zwei Bettentrakte mit zwanzig Zimmern ist wohlüberlegt positioniert. Die Ausrichtung erfolgte nach Osten, die Verbindung zum Bestandsbau über eine Verbindung im ersten und zweiten Untergeschoss. Durch die zeilenförmige Anordnung ist jedes Zimmer geschützt vor Einblicken und hat seinen eigenen Ausblick auf das Bergpanorama der Umgebung.
Mit der Erweiterung des Gipfelhauses ging letztendlich auch sein Umbau einher. Die Umgestaltung konnte direkt genutzt werden, um das Gebäude thermisch zu sanieren und brachte schließlich eine Verbesserung seines Erscheinungsbildes mit sich. Die Zusammengehörigkeit der einzelnen Baukörper wird durch die das verbindende Vordach und die hölzernen Oberflächen deutlich sichtbar und hervorgehoben. Das neue Satteldach tritt in direkten Bezug zur romanischen Kirche, sodass ein Ensemble beider Gebäude am Gipfel entsteht.
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Mit ihrer Gestaltung der Erweiterung des Gipfelhauses am Magdalensberg bewegten sich die Architekten Ronacher stets zwischen dem Damals und dem Hier, zwischen Tradition und Moderne. Durch ihre Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Bauherren und den Behörden konnte an diesem traditionsreichen und historischen Ort eine neue zeitgemäße Architektur entstehen.
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Erweiterung Gipfelhaus am Magdalensberg
9064 Magdalensberg
Bauherr: Familie Skorianz
Planung: Architekten Ronacher ZT
Statik: Kastner ZT GmbH
Grundstücksfläche: 13.530 m²
Bebaute Fläche: 2.584,7 m²
Planungsbeginn: 02/2017
Bauzeit: 7 Monate
Fertigstellung: 05/2020
Text: Alexandra Ullmann
Fotos: Franz Gerdl, Herman Stelz, Hannes Pacheiner, Herwig Ronacher
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