Flexibel und agil auf allen Ebenen
Das neue Bürogebäude Cedar der größten Bank der Niederlande ING besticht nicht nur durch ein nachhaltiges und innovatives Konzept, das flexibles und agiles Arbeiten sowie spontane Kontakte fördert, es fungiert auch als grüner Knotenpunkt inmitten des strukturschwachen Stadtteils Amsterdam Zuidoost und soll zukünftig als Katalysator positiver Entwicklungen ausstrahlen.
Das neue Bürogebäude Cedar der größten Bank der Niederlande ING besticht nicht nur durch ein nachhaltiges und innovatives Konzept, das flexibles und agiles Arbeiten sowie spontane Kontakte fördert, es fungiert auch als grüner Knotenpunkt inmitten des strukturschwachen Stadtteils Amsterdam Zuidoost und soll zukünftig als Katalysator positiver Entwicklungen ausstrahlen.
Das neue Büro der niederländischen Bank ING soll nicht nur deren Arbeitsweise widerspiegeln, auch das architektonische Konzept selbst darf als “agil, flexibel und innovativ” gelten. Die inmitten des Amsterdamer Cumulus Parks situierte transparente und moderne Arbeitswelt für 2.800 ING-MitarbeiterInnen möchte die Menschen inspirieren, sich zu treffen, Kontakte zu knüpfen und kreativ zu agieren. Das innovative und nachhaltige Konzept von Benthem Crouwel Architects und HofmanDujardin wurde mit dem renommierten Nachhaltigkeitslabel “BREEAM Outstanding” zertifiziert.
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Das Stadtentwicklungsgebiet Amsterdam Zuidoost gilt bis heute als Exklave mit strukturellen Schwierigkeiten. Der neu geschaffene Knotenpunkt soll dies ändern, dem Stadtteil zu mehr Identität und Qualität verhelfen und darüber hinaus positiv auf die Umgebung ausstrahlen. Cedar ist Teil des Cumulus Parks, einem Innovationsviertel, das von ING initiiert wurde und mittlerweile gemeinsam mit der Stadt Amsterdam, der Amsterdamer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (AUAS) sowie dem Amsterdam Community College (ROC Amsterdam) betrieben wird. Die Gegend steht für ein dynamisches Umfeld, das die kreative Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Wissenschaftlern, Studenten, (mittelständischen) Betrieben, Forschern und Innovatoren anregen soll.
Ein wichtiger Aspekt und Impulsgeber dabei: die Gestaltung der Außenbereiche. In Kooperation mit den Landschaftsarchitekten Karres+Brands ist ein Park mit Pavillon entstanden, beide öffentlich zugänglich. Langgezogene Rampen, flache Treppen und einladende Sitzstufen zonieren die Bereiche, bilden attraktive Aufenthaltsorte für tägliche Begegnungen und fungieren als soziales Bindeglied des Viertels. Das Bürogebäude möchte sich dem nicht entziehen: Die transparent gestaltete Fassade und das barrierefreie Erscheinungsbild lassen Innen und Außen fließend ineinander übergehen. Das Grün des Parks scheint – gleich dem vorbeischlendernden Betrachter – förmlich in das Gebäude hineingezogen zu werden. Selbst der Fahrradweg führt direkt hindurch. Ein eindeutiges Signal, dass Cedar kein Hindernis darstellt, sondern – ganz im Gegenteil – einen integralen Bestandteil des städtischen Raums markiert, der das Zusammenwachsen aktiv fördern möchte.
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Auch wenn der Begriff der neuen Arbeitswelt mittlerweile etwas abgegriffen erscheinen mag: für eine Bank wie die ING ist Cedar allemal Statement eines zukunftsgerichteten Arbeitsverständnisses. Zwei fünfstöckige Gebäudeteile sind durch eine gläserne Fußgängerbrücke verbunden, welche eine direkte Verbindung physischer wie visueller Art zwischen allen Ebenen gewährleistet. Transparenz und Konnektivität lauten auch hier die allgegenwärtig wahrnehmbaren Schlagworte – vorbei die Zeiten, in denen Banken vorrangig Sicherheit und Macht demonstrieren wollten. Das Gebäude, das Innere und der umgebende Park sind als integrales, einladendes Ganzes konzipiert, das extrem nachhaltig gedachte Design bewusst auf den Menschen ausgerichtet. Das Ziel, die begehrte BREEAM-Auszeichnung zu erhalten, konnte sowohl für die Architektur als auch für den Innenausbau erreicht werden.
1990 in Großbritannien entwickelt, gilt BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) als das älteste und am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen. BREEAM Outstanding ist dabei das höchstmöglich erreichbare Gütesiegel, das auf einer Beurteilung der Auswirkungen auf globaler, regionaler, lokaler und innenräumlicher Ebene sowie der Planung über die Ausführung bis hin zur Nutzung und dem gesamten Lebenszyklus inklusive umweltrelevanter Auswirkungen basiert. Der intelligente Einsatz modernster Bautechniken, die Wiederverwendung von Materialien während des Baus und der geringe Energieverbrauch bescherten Cedar eine beachtliche Punktezahl von 93,7%. Ein ausschlaggebender Faktor: das von allen Planern in Übereinstimmung so selbstverständlich konzipierte, nahtlose große Ganze von Landschaft, Architektur und Inneneinrichtung.
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Das Ergebnis: Ein Gebäude, das gut funktioniert und sich gut anfühlt und daher über einen langen Zeitraum hinweg funktionieren kann. Die Offenheit des gesamten Gebäudes, aber auch der Kontakt zur umgebenden Natur und die Anbindung an die Nachbarschaft, machen Cedar zu einem relevanten Landmark, das gerade auch durch seine weiche Architektursprache einzunehmen vermag. Die glatten, geschwungenen Fassaden und die bodentiefen Fenster verleihen dem Gebäude eine freundliche und ansprechende Aura. Abgerundete Vordächer winden sich um die Fassade, verbinden die beiden Volumina visuell miteinander und verleihen dem Gebäude einen menschlichen Maßstab, während sie gleichzeitig als Sonnenschutz dienen, der die Arbeitsbereiche vor der Hitze der Sonneneinstrahlung schützt.
Helle und luftige Atrien bilden das zentrale Herzstück des Bürokomplexes und lassen das Tageslicht tief in das Gebäudeinnere strömen, das insgesamt großzügig und offen gestaltet ist. Die agile Arbeitsumgebung besticht durch eine ausgewogene Mischung an Raumangeboten, welche den MitarbeiterInnen die maximale Wahlfreiheit gewähren, ihre Arbeit selbstbestimmt zu gestalten. Gleichzeitig können die Flächen auch in Zukunft flexibel adaptiert werden. In den Atrien “schweben” von HofmanDujardin gestaltete hölzerne Plattformen und Treppen, die zum entspannten Verweilen einladen und die Identität der Bank als digitale Plattform des 21. Jahrhunderts symbolisieren sollen. Blickbeziehungen, wie solche in die belebten Erdgeschossbereiche mit Kaffeebar, Food Court oder Lounge-Inseln, machen das Angebot an Umgebungen auf einen Blick erkennbar und schaffen ganz natürlich eine angenehme und sehr menschliche Atmosphäre. Nebenbei ermöglichen flexible und bewegliche Metallrahmen die Nutzung der Plattformen als temporäre „Räume“ für alles Mögliche: von der Geschäftsbesprechung bis hin zum Innengarten, einer Kunstausstellung oder dem Geburtstagsumtrunk unter KollegInnen.
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Cedar wurde mit viel Tageslicht, Luft und Kontakt zur Umwelt als ein „gesundes“ Gebäude konzipiert. Der Entwurf zielt darauf ab, die Nachfrage auf den tatsächlichen Bedarf zu begrenzen und setzt auf eine sinnvolle und effiziente (Wieder-)Verwendung endlicher Ressourcen sowie eine Begrenzung des Energieverbrauchs. Die Atrien bilden nicht nur die Herzstücke der Gebäudeteile – mit Pflanzen und Bäumen begrünt sowie mit rund 300 Werken aus der großen Kunstsammlung der ING bestückt, spielen sie auch eine wichtige Rolle im nachhaltigen Energiemanagement. In Kombination mit der kompakten Gebäudeform, den Sonnenkollektoren auf dem Dach und den Vordächern, die eine direkte Sonneneinstrahlung verhindern, schaffen sie ein ausgewogenes System, in dem ein ausgezeichnetes Raumklima und ein minimaler Energieverbrauch Hand in Hand gehen.
Cedar verkörpert die Philosophie und die flexible Arbeitsweise von ING und fügt sich mit seinem stromlinienförmigen und zugänglichen Erscheinungsbild gleichzeitig so selbstverständlich in die Umgebung ein, dass dieses Projekt von wahrem Zukunftscharakter zeugt.
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ING Cedar
Amsterdam, Niederlande
Bauherr Architektur: EDGE Technologies/G & S Vastgoed B.V.
Bauherr Interior: ING
Planung Architektur: Benthem Crouwel Architects
Planung Interieur: HofmanDujardin
Landschaftsarchitektur: Karres+Brands
BGF: 39.000 qm (Gebäude), 10.740 qm (Parken)
Fertigstellung: Januar 2020
www.hofmandujardin.nl
www.benthemcrouwel.com
Text: Linda Pezzei
Fotos: HofmanDujardin, Matthijs van Roon / Jannes Linders