Holzbau higher level
Mit dem jüngsten Fünf-Sterne-Hotel Tirols heben Matteo Thun & Partners /Architektur und MEISSL Architects die Verzahnung von Design und Konstruktion auf ein neues Level. Als erstes 5-geschossiges Hotel komplett aus Massivholz setzt MalisGarten neue Maßstäbe im Holzbau. Der Beitrag Holzbau higher level erschien zuerst auf architektur-online.
Mit dem jüngsten Fünf-Sterne-Hotel Tirols heben Matteo Thun & Partners /Architektur und MEISSL Architects die Verzahnung von Design und Konstruktion auf ein neues Level. Das Green Spa-Hotel MalisGarten in Zell am Ziller wurde als reiner Holzbau konzipiert, wobei konsequent auf die Verwendung heimischer Hölzer geachtet wurde. Als erstes 5-geschossiges Hotel komplett aus Massivholz setzt MalisGarten neue Maßstäbe im Holzbau.
„Holz ist einer der wenigen Baustoffe mit ästhetischer und technischer Dauerhaftigkeit.“ Kein Wunder also, dass der für mutige Lösungen bekannte italienische Architekt Matteo Thun gleich ein besonderes architektonisches Konzept für Reinhard Binder im Kopf hatte, als der mit der Bitte an Thun herantrat, für ihn ein neues Fünf-Sterne-Hotel im Zillertal in den österreichischen Alpen zu entwerfen. Binder seinerseits ist Vorstandsvorsitzender der ortsansässigen Binderholz GmbH, die auf die Produktion von innovativen Massivholzprodukten spezialisiert ist. Ein perfect match könnte man also sagen.
„Seit es Menschen gibt, wird mit Holz gebaut. Historisch gesehen war Holz der erste echte Baustoff“, bringt Reinhard Binder den Kerngedanken seines neuesten Hotelprojekts auf den Punkt. Ein Hotel komplett aus Holz, so lautete also die Zielvorgabe für Architekt und Bauherr. Der Name 5*S Green Spa-Hotel MalisGarten sollte am Ende in jedem Fall mehr sein als nur schöner Marketing-Slogan – wie so oft. Heimische Hölzer und traditionelle Handwerkskunst koexistieren im Ergebnis bei MalisGarten gleichberechtigt neben modernsten Fertigungsmethoden und computerbasierter Planung.
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Holz scheint für ein Wellness-Hotel als Basiselement wie geschaffen. Seit Menschengedenken findet dieser natürliche Baustoff in unserem architektonischen Schaffen Verwendung und punktet neben der angenehmen Haptik und seinem Wohlfühlcharakter gerade durch die Vielfalt seiner (optischen) Facetten. Dazu kommen die unzähligen technischen, bauphysikalischen und ökologischen Vorteile. So wurde das Hotelprojekt – natürlich auch durch den Bezug des Bauherren zum Baustoff Massivholz – von der Bodenplatte bis zum Dach in Holz gedacht. Auch eine Herausforderung für das lokale Architekturbüro MEISSL Architects mit Sitz in Seefeld in Tirol, die sich mit einer extrem knappen Bauzeit von nur 15 Monaten konfrontiert sahen.
Dass der Eröffnungstermin gehalten werden konnte, liegt allen voran an der intelligenten Planung mittels Vorfabrikation einzelner Elemente, die der Baustoff Massivholz ermöglicht. Die gesamte tragende Struktur besteht aus Brettsperrholz-Elementen in Fichte und Lärche. Selbst die Treppenhäuser und Liftschächte sind in Massivholz ausgeführt – eine Tatsache, die sowohl Brandschutzplanern wie Statikern einiges an Kooperation und Innovation abverlangt haben dürfte. Wäre nicht der Bauherr selbst so kompromisslos für einen Bau komplett aus Holz eingestanden, wäre MalisGarten vermutlich nicht das erste 5-geschossige Hotel der Gebäudeklasse 5 komplett aus Massivholz geworden. “Wir sind von der Qualität der Ausführung bei dieser extrem knappen Bauzeit begeistert“, zeigt sich so auch Architekt Alexander Meissl mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Neben der Verwendung der verschiedenen Massivholzprodukte trägt auch ein ausgeklügeltes Heiz- und Kühlkonzept inklusive Erdwärme und Pelletheizung zu der Tatsache bei, dass MalisGarten wohl als eines der nachhaltigsten Hotels im Zillertal gelten darf. Holz hat im Vergleich zu anderen Baumaterialien ohnehin dank seiner technischen, bauphysikalischen, wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile die Nase vorn. Dazu kommen die deutlich geringere Bauzeit durch Vorfabrikation, eine größere Nettonutzfläche durch schlankere Konstruktionen sowie die äußerst positive CO2-Bilanz. Allein für das Projekt MalisGarten bleiben mehr als 1.500 Tonnen CO2 langfristig in den Massivholzelementen gebunden. Neben deren Behaglichkeit und Wärme, wirken Hölzer wie Tanne, Fichte oder Zirbe zudem beruhigend auf Geist und Körper, senken die Herzfrequenz und begünstigen einen gesunden Schlaf. Für ein Green Spa-Hotel also in jeder Hinsicht das perfekte Material.
„Wir präferieren Holz als Baustoff. Dank vorgefertigtem Holz werden die Bauzeiten reduziert, Holz ist leicht zu transportieren, Holz ist langlebig, flexibel und entwickelt Patina, es altert schön. Holz ist zeitlos – es ist ein nachwachsender Rohstoff – es ist DAS Material für das 21. Jahrhundert.“
Matteo Thun
Wie der Name MalisGarten schon vermuten lässt, umfasst das Hotelgelände auch einen 2.000 m² großen Garten mit Entspannungsbereichen, einem Obst- und Kräutergarten sowie einem Außenpool, der im rückwärtigen Bereich über ein 22 Meter langes Becken in den Innenbereich übergeht. Die mit Profilhölzern versehenen Wände und Decken kreieren in Kombination mit gedeckten Farben den Eindruck einer Badelandschaft inmitten eines Waldes. Die begrünte, hölzerne Außenfassade schafft als Pendant schon an der Vorderseite des Hotels eine Einheit mit dem Garten und vermittelt den Eindruck einer naturnahen Entspannungsoase inmitten des kleinen Örtchens Zell am Ziller.
Obwohl das Interieurdesign nicht aus der Feder von Matteo Thun & Partners /Architektur stammt, scheint es doch fein abgestimmt auf das architektonische Gesamtkonzept. Das Thema Holz zieht sich auch hier von der Lobby über das Restaurant bis hin zum Spa-Bereich und den 35 Zimmern als konsequentes Leitmotiv durch alle Bereiche – ob Böden, Wände, Decken oder Mobiliar, hier wird die Klaviatur des Materials Holz wirklich in all seinen Nuancen angestimmt. Dabei trifft Alt auf Neu, der buntbemalte Bauernschrank behauptet sich selbstbewusst neben dem voluminösen Designersofa, Drexlerkunst und Intarsien finden neben CNC-gefrästen Elementen ihre Daseinsberechtigung. Fichte, Tanne, Lärche, Zirbe, Eiche und Nuss – Tafelparkett, Fischgrätmuster oder klassische Diele – MalisGarten darf auch als Werkschau gelten, was Holz alles kann.
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Was auf den ersten Blick viel wirken mag, macht die Zimmer nach Inbeschlagnahme umso gemütlicher. Dazu kommt der feine Duft nach frischem Holz, der den Gast hier an jeder Ecke während seines Aufenthalts wie ein unsichtbarer Geist begleitet. Oder um es mit den Worten Matteo Thuns zu sagen: „Holz setzt Zeichen. Holz lebt. Und Holz entwickelt eine herrliche Patina.“
„Die flexiblen Möglichkeiten, die kurze Bauzeit und die ökologischen Vorteile sprechen in Verbindung mit dem gelungenen Design eindeutig für eine vielversprechende Zukunft des Baustoffes Holz.“
Alexander Meissl
MalisGarten
Zell am Ziller, Österreich
Bauherr: Familie Binder-Egger | ZillerSeasons
Architektonisches Konzept: Matteo Thun & Partners /Architektur
Lokaler Architekt: MEISSL ARCHITECTS
Mitarbeiter: MEISSL ARCHITECTS: Alexander Meissl, Nadin Bierbauer, Stefan Plattner, Mara Milborn
Statik: tragwerkspartner zt GmbH Innsbruck
Grundstücksfläche: 3.084 m2
Bebaute Fläche: 1.144 m2′
Nutzfläche: 4.707 m2
Planungsbeginn: 01/2019
Bauzeit: 15 Monate
Fertigstellung: 06/2020
Text: Linda Pezzei
Fotos: ZillerSeasons, Dirk Tacke
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