Im Streiflicht

Studio Bocchi zeichnen für das neue Headquarter von Flash Battery, einem aufstrebenden Start Up im Bereich der Lithiumbatterieproduktion, verantwortlich. In der norditalienischen Provinz Reggio Emilia ist so neben einer neuen Produktionsfläche für die 60 Mitarbeiter ein offen gestalteter Büro­trakt entstanden, der sich an ein verglastes Atrium schmiegt und von einer vertikal vorgehängten Metallstruktur gefasst wird.

Im Streiflicht

Studio Bocchi zeichnen für das neue Headquarter von Flash Battery, einem aufstrebenden Start Up im Bereich der Lithiumbatterieproduktion, verantwortlich. In der norditalienischen Provinz Reggio Emilia ist so neben einer neuen Produktionsfläche für die 60 Mitarbeiter ein offen gestalteter Büro­trakt entstanden, der sich an ein verglastes Atrium schmiegt und von einer vertikal vorgehängten Metallstruktur gefasst wird.

 

Studio Bocchi zeichnen für das neue Headquarter von Flash Battery – einem aufstrebenden Start Up im Bereich der Lithiumbatterieproduktion – verantwortlich.

 

Erst 2012 in der der Provinz Reggio Emilia gegründet, produziert Flash Battery heute die meistverkaufte Lithiumbatterie in ganz Italien. Das neue Headquarter im norditalienischen Sant’Ilario d’Enza wurde von den in Parma ansässigen Architekten des Studio Bocchi entworfen und im Juli 2020 fertiggestellt. Die Vorgabe: Eine neue Verwaltungs- und Produktionszentrale für das aufstrebende Start Up zu entwickeln, welche die Identität der jungen Gründer widerspiegelt und den Anforderungen der Produktion gerecht wird.

Bei der Bewältigung der Aufgabe kam den Architekten mit Sicherheit ihre mehr als 40-jährige Erfahrung zugute. „Wir achten generell nicht nur auf Fragen der Funktionalität, die Kosten und das Zeitmanagement, die für die Gestaltung dieser Art von Gebäuden unerlässlich sind, sondern versuchen auch, architektonische und ästhetische Ansprüche zu kombinieren”, legen die Architekten ihre Herangehensweise dar. „Auf diese Art lässt sich das Gebäude nicht nur von den Nutzern mit Freude annehmen, es trägt auch zum Gesamtbild des Unternehmens bei. Da diese Eingriffe in der Regel von großer Bedeutung sind, achten wir gleichzeitig genau darauf, wie sich das Gebäude in die Landschaft oder in die städtische Umgebung einfügt, und befürworten die Integration von Grün­flächen und nachhaltige Lösungen. Headquarters und Fabriken sind nicht nur funktionale Container, sondern auch Gebäude, die zur Ausgestaltung qualitativ anspruchsvoller Szenarien beitragen können.”

 

 

Studio Bocchi zeichnen für das neue Headquarter von Flash Battery – einem aufstrebenden Start Up im Bereich der Lithiumbatterieproduktion – verantwortlich.

 

Der daraus resultierende pragmatische Ansatz der Planer: Ein strukturell einfach gehaltener Entwurf, der ein Maximum an Flexibilität ermöglicht und die entstehenden Kosten dabei gleichzeitig minimiert. Besondere Eckpunkte waren außerdem eine gewisse Effizienz in der Ausführung und eine optimierte Baugeschwindigkeit – ohne dabei die ästhetischen Ansprüche aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig ging es darum, für die 60 Mitarbeiter ein angenehmes und funktionales Arbeitsumfeld zu schaffen. Strukturell ergab sich daraus eine Neuinterpretation des traditionellen Bürogebäudes hin zu einem integra­tiven System, in dem die Verwaltung als Smart Office konfiguriert und die Produktion als ergänzende Erweiterung angedockt wurde.

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In der Umsetzung ordneten die Architekten die Büroflächen rund um ein Atrium in Form einer verglasten “Aushöhlung” des dreistöckigen Verwaltungstrakts an. Erdgeschossig empfängt ein heller, begrünter Innenhof Besucher und Mitarbeiter. Über ein vertikal orientiertes Erschließungssystem, bestehend aus Treppen und aufgehängten Erschließungswegen, wird das Gefühl von Höhe und Leichtigkeit noch verstärkt. Die Flächen öffnen sich in den oberen Geschossen über offene Balkone zum Innenhof hin und ermöglichen den Mitarbeitern auf kurzem Wege frische Luft zu schnappen oder allfällige Dinge in entspannter Atmosphäre zu besprechen.

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Durch die umlaufende Vollverglasung des Erdgeschosses wirken die beiden anderen Stockwerke des Bürotrakts optisch vom Boden losgelöst. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch eine vor der Glasfassade vorgelagerte Metallstruktur aus vertikalen Elementen. In Breite und Abstand unregelmäßig angeordnet, definieren diese auf raffinierte Art ein neues Volumen, welches das Auge des Betrachters einfängt. Das so entstehende musterhafte Bild wirkt beinahe entmaterialisierend und lässt die Gebäudegrenzen zur umgebenden Landschaft hin verschwimmen.

 

 

Die Büroetagen an sich sind als Open Space konzipiert, welcher Arbeitsplätze, Gemeinschaftsbereiche sowie Ruhe- und Besprechungszonen umfasst. Think Tanks, Phone Booths, Meeting Spaces und eine Lounge-Zone verfolgen in ihrer Kombination und Logik das Ziel, eine dynamische und gleichzeitig kollaborative Arbeitsumgebung zu schaffen. Die Büroflächen sind generell in gedeckten Farben und schlichten Weißtönen gehalten. Das stiftet ein ruhiges und konzentriertes Arbeitsklima, aufgelockert durch eine Vielzahl an grünen Palmengewächsen, die den thematischen Bogen zur analog gehaltenen Begrünung der Außenflächen spannt. Die offene Raumstruktur wurde durch strategisch positionierte Möbel geschickt zoniert, ohne dabei den Blick zu stören, selbst die akustisch abgetrennten freistehenden Besprechungsräume wurden im Sinne der maximalen Transparenz in Glas ausgeführt. Einzige Farbtupfer und wohltuende Auflockerung sind die akustisch aktivierten Flächen und Möbel, die über die ganze Fläche verteilt zu finden sind.

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Auffallend ist, dass sich die Flächen ganz auf das Innere konzentrieren. Die umlaufende Glasfassade ermöglicht zwar hier und da Ausblicke, diese verschwimmen allerdings durch die vorgelagerte Metallstruktur zu einem diffusen Flimmern, wodurch der Fokus wieder nach innen gelenkt wird. Dank des verglasten Atriums – das auch als Linse in Richtung Außenwelt fungiert – fallen die Arbeitsbereiche dennoch überraschend hell und lichtdurchflutet aus. Man darf den Bürotrakt als sich zaghaft öffnende Fortführung des Produktionstraktes begreifen, der für sich wiederum völlig von der Umgebung abgeschottet komplett auf den Nutzen der Herstellung der Lithiumbatterien im Inneren zentriert ist. Lediglich eine Abfolge vertikal angeordneter, schmaler Fenster sowie das Sheddach holen Licht ins Innere und lassen die Existenz einer Außenwelt erahnen.

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Ein spannender Effekt des Konzepts von Studio Bocchi ist die Tatsache, dass dank der vor den Bürotrakt vorgehängten vertikalen Metallstruktur dieses Volumen zum einen aufgelöst wird, das dahinterliegende – de facto viel größere – Volumen des Produktionstraktes dadurch aber nicht einmal ansatzweise in den Fokus des Betrachters rückt. Trotz seiner Masse wirkt das Headquarter von Flash Battery auf diese Weise bescheiden und zurückhaltend. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der umgebenden Naturlandschaft sowie den zart gestalteten Außenanlagen, deren Begrünung im Laufe der Jahre noch mehr dazu führen wird, dass das eigentliche Gebäude in der Umgebung “verschwindet”. Fast so, als würde man dieses Bauwerk nur mehr in ein zwielichtiges Streiflicht getaucht wahrnehmen, an der Grenze zwischen Dämmerung und Nacht, ein entmaterialisierter Körper, der von innen heraus schwach leuchtet.

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Flash Battery Headquarters
Sant’Ilario d’Enza, Reggio Emilia, Italien

Bauherr: Flash Battery
Planung: Studio Bocchi
Mitarbeiter: Francesco Bocchi, Carlo Bocchi, Dario Bocchi, Andrea Baldi

Grundstücksfläche: 19.000 m2
Bebaute Fläche: 5.500 m2
Planungsbeginn: 09/2018
Bauzeit: 06/2019 – 07/2020
Fertigstellung: 07/2020
Baukosten: 5 Mio. €

www.studiobocchi.net

 

 

Studio Bocchi: Carlo Bocchi, Francesco Bocchi, Dario Bocchi

“Unser Studio beschäftigt sich häufig mit der Gestaltung von Arbeits- und Produktionsplätzen. Ziel in diesen Fällen ist es, Räume zu schaffen, die nicht nur funktional sind, sondern auch das Wohlbefinden der Menschen verbessern, die dort arbeiten – sowohl in den Büros als auch in den Fabriken.”
Studio Bocchi: Carlo Bocchi, Francesco Bocchi, Dario Bocchi

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Atelier XYZ