Lektüre in der Mühle
Malerisch liegt die Stanbridge Mill Farm im County Dorset, im Südwesten Englands, an einem kleinen Fluss, der die namensgebende Wassermühle seit jeher antreibt. Das denkmalgeschützte Areal setzt sich aus mehreren Trakten zusammen. Crawshaw Architects hauchten einem der langgezogenen Nebengebäude neues Leben ein und verwandelten es in eine Bibliothek, in der Tradition und Moderne aufeinandertreffen.
Malerisch liegt die Stanbridge Mill Farm im County Dorset, im Südwesten Englands, an einem kleinen Fluss, der die namensgebende Wassermühle seit jeher antreibt. Das denkmalgeschützte Areal setzt sich aus mehreren Trakten zusammen. Crawshaw Architects hauchten einem der langgezogenen Nebengebäude neues Leben ein und verwandelten es in eine Bibliothek, in der Tradition und Moderne aufeinandertreffen.
Während die Besitzer das Bauernhaus im gregorianischen Stil bereits vor einigen Jahren umbauen und sanieren ließen, nagten an dem ehemaligen Viehstall deutlich die Zeichen der Zeit. Er wurde jahrelang als Lagerfläche verwendet und verfiel zusehends. Als Bibliothek und Büro sollte der vernachlässigte Bau eine neue Funktion erhalten. Das britische Planerteam entwickelte für die Revitalisierung ein Konzept, welches die Geschichte des Ortes in den Mittelpunkt rückt. Dafür wird das Innere des einstigen Mühlengebäudes zwar völlig neu gestaltet, die Ziegelansichten verraten aber trotzdem die vormalige, landwirtschaftliche Nutzung. Die historische Außenhülle arbeitete man auf und passte sie mit natürlichen Dämmstoffen behutsam und nachhaltig an heutige Standards an. Um das Volumen maximal auszunutzen, senkte man das Fußbodenniveau in allen Bereichen um 60 cm ab.
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Der längliche Grundriss des früheren Wirtschaftsgebäudes wird an einer der Querseiten um einen kleinen Anbau ergänzt. Dieser macht einen leichten Knick und öffnet sich mit einer großen Flügeltür ins Freie. Beim Betreten gelangt man hier direkt in den Vorraum, an den rechts ein kleines Bad und linker Hand eine Küche anschließen. Geradeaus befindet sich zunächst die große Bibliothek und dahinter das Büro. Die Bücherei bildet das Herzstück des Projekts. Sie besteht aus einem hohen Hauptschiff, welches von zwei säulengangartigen Bereichen flankiert wird. Mit seiner Gliederung erinnert der Raum an klerikale Bauten und klassische Bibliotheksarchitektur – wenn auch in deutlich kleinerer Form.
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Sämtliche strukturellen Elemente orientieren sich im Inneren am Bestand und schaffen mit traditionellen Materialien und Bautechniken einen sanften Übergang zwischen Alt und Neu. Die originalen Balken wurden bestmöglich erhalten. Lediglich zwei von ihnen ersetzten die Architekten im Hauptraum durch eine Reihe an neuen Holzrahmen. Diese verstärken die tragenden Außenwände und machen Platz für ein Tonnengewölbe im Mittelteil. An drei Stellen wird die gewölbte Decke von großen Dachfenstern unterbrochen, die man in Abstimmung mit den Richtlinien der Denkmalschutzbehörde einsetzte.
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In der Mitte der Bibliothek laden zwei zentrale Tische – eingefasst von Holzsäulen – zum Schmökern ein. An den seitlichen Mauern bieten lange, von oben belichtete Bücherregale Platz für die persönliche Literatursammlung der Bauherren. Nicht nur das Gewölbe, sondern auch die übrigen Einbauten und Böden sind einheitlich in Eiche ausgeführt und mit zimmermannsmäßigen Holzverbindungen montiert. Mit der natürlichen Maserung verleiht das Material dem Raum seinen einzigartigen Charme und eine angenehme Wärme. Der Arbeitsbereich im hinteren Teil ist größtenteils in schlichtem Weiß gestaltet und lässt sich mit einer industriellen Glasflügeltür von der Bücherei abgrenzen. Türen und Fenster mit Stahlrahmen sowie Eisenbeschläge passen sich dem Stil des Bestands an. Sie runden die Materialpalette des revitalisierten Mühlengebäudes harmonisch ab und komplettieren das neue Schmuckstück auf der Stanbridge Mill Farm.
Text: Edina Obermoser
Fotos: Ingrid Rasmussen