Materialschauspiel der Andacht
Einem der wohl emotionalsten Eckpunkte des Daseins widmeten sich die Planer von Moser und Hager mit der Konzeptionierung der Aufbahrungshalle in Kematen an der Krems. Mit dem sensiblen Entwurf des Baus wollen die Architekten der Bedeutung des Ablebens gerecht werden – Details im Innenraum zeigen zusätzlich den Stellenwert des Lebens auf und begleiten die Hinterbliebenen bei ihrer Trauer.
Einem der wohl emotionalsten Eckpunkte des Daseins widmeten sich die Planer von Moser und Hager mit der Konzeptionierung der Aufbahrungshalle in Kematen an der Krems. Mit dem sensiblen Entwurf des Baus wollen die Architekten der Bedeutung des Ablebens gerecht werden – Details im Innenraum zeigen zusätzlich den Stellenwert des Lebens auf und begleiten die Hinterbliebenen bei ihrer Trauer.
Der Raum des Totengedenkens ist durch eine minimalistische, respektvolle und stille Gestaltung gekennzeichnet. Durch die bauliche Abtrennung von allem Unstetigen, bietet er Trauernden die benötigte Intimität. Viel Aufmerksamkeit ließen die Architekten bei ihrer Planung insbesondere dem Tor der Halle zukommen. Sie stellt als sogenannte „Schwelle zwischen Außen- und Innenraum“ den bedeutungsvollsten und damit verletzlichsten Bestandteil des Objekts dar – mit ihrem dezenten Oberflächendesign aus massivem, rötlichem Holz, unterstreicht die Türe die Gewichtigkeit des Ortes. Überhaupt lebt das intime Bauwerk vom gekonnten Zusammenspiel seiner Materialien. Während Holz an den Türen und dem Sitzmobiliar dominiert, gewährleisten gläserne Strukturen unter dem Dach eine natürliche Erhellung des Raumes, wobei ein helles, steinernes Mauerwerk den stimmigen Abschluss bildet.
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Rahmen und letzten Endes formgebend ist die Friedhofsmauer, welche mit der Umsetzung des Projekts einfach fortgeführt und verlängert wurde. Beim Entwurf des Bauwerks wurde zudem der Hauptweg durch den Friedhof mitberücksichtigt. Er stellt die zentrale Achse dar, wodurch eine klare Blickbeziehung zur Kirche gegeben ist.
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Ein Versatz definiert den Eingangsbereich, wobei die Halle selbst als geschlossene Vollendung der Umgebung dient. Um diesen Effekt zu verstärken, ist der Innenraum des Gebäudes bewusst zweischalig gestaltet. Ein absichtlich theatralischer Lichteinfall steht symbolisch für die Jahres- und Tageszeiten und macht den Betrachter so auf den Lauf des Lebens – und dadurch ebenfalls auf dessen Vergänglichkeit – aufmerksam. Auch das Dach selbst ist eine Analogie. Es schwebt scheinbar über dem Steinsockel der Halle und stellt, in Anlehnung an die christliche Zahlenmystik, den Triumph des Lebens über den Tod dar. Bis weit über die Halle selbst ragt die Überdachung hinaus und bildet so einen geschützten Eingangsbereich, der die Besucher sanft in das Gebäude leitet.
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Text: Dolores Stuttner
Fotos: Gregor Graf