Pure Inszenierung

Im Zentrum des Columbus Circle in Shanghai stellen Neri&Hu bei einer Shopgestaltung die Materialität und die Besinnung darauf in den Vordergrund. Sie schaffen dabei ein räumliches Erlebnis, das auf pure Inszenierung ausgelegt ist.

Pure Inszenierung

Im Zentrum des Columbus Circle in Shanghai stellen Neri&Hu bei einer Shopgestaltung die Materialität und die Besinnung darauf in den Vordergrund. Sie schaffen dabei ein räumliches Erlebnis, das auf pure Inszenierung ausgelegt ist.

 

 

Auf geschichtsträchtigem Boden, im Zentrum der chinesischen Metropole Shanghai, ist nach den Vorstellungen von Rem Koolhaas/OMA ein lebendiger Stadtteil namens Columbia Circle entstanden. Im autofreien Stadtraum lässt es sich gut flanieren und auch architektonisch gibt es einiges zu entdecken – und das nicht nur von außen, sondern auch im Inneren der Gebäude.

 

 

In einem von OMA entworfenen Gebäude, im besagten Stadtviertel, erschuf das lokale Designstudio Neri&Hu ein Interieurkonzept für eine exklusive Modeboutique in dessen Erdgeschoss. Es bildet das Pendant zur strengen Fassade mit ihrer klaren Struktur und penibel positionierten Fensteröffnungen. Geometrie dominiert von außen und innen. Allerdings wird die Affinität des Außenraumes zum rechten Winkel gebrochen, denn im Geschäft selbst sind dann Kreisformen das vorherrschende Gestaltungsmerkmal. Der Bogen wird so der Linie entgegengesetzt.

 

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Die rechteckigen Glasflächen der Außenhülle mit ihren zierlichen schwarzen Rahmen funktionieren nicht – wie normalerweise bei Geschäften – als Schaufenster. Keine zum Verkauf stehenden Produkte werden dort gezeigt. Eher eröffnet sich der Blick auf eine Komposition aus Stofflichkeit, Haptik und Leichtigkeit. Neugierde und Sehnsucht nach der räumlichen Erfahrung im Inneren des Ladens wird auf diese Weise schon beim Annähern an den Bau geweckt.

 

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Der Schwere des feinstrukturierten Sichtbeton sind leichte Textilien und haptische Oberflächentexturen gegenübergesetzt. Die dominierende Stofflichkeit der innenarchitektonischen Gestaltung wird eins mit der präsentierten Bekleidung. Von dieser kommt wohl auch die Inspiration, sich auf das Sinnliche zu fokussieren, denn sie bestehen aus feinen Materialien, wie Seide, hochwertiger Baumwolle und Leinen.

 

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Von der Decke bis zum Boden gespannte weiße Stoffbahnen formen Parzellen in der Figuration von Zylindern, in denen die Bekleidungsstücke zur Schau gestellt werden. Raue Pflastersteine bilden ihr optisches Pendant. Sie bedecken große Teile des Bodens und formen auch einen Sockel sowie einen markanten, zentralen Tisch. Das Geometrische ist auch hier wieder formgebend – alles ist zum Zentrum des Kreises hin orientiert.

 

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Die kleinen Räume im Raum definieren einen dazwischenliegenden Negativraum, der sich durch seine Zurückhaltung auszeichnet. Die sanfte Beleuchtung dringt von den zylinderförmigen Räumen durch ihre textile Hülle in dieses Dazwischen ein und versetzt es in einen zarten Schein. Schatten, die auf die Stoffe geworfen werden, zeugen von neugierigen Besuchern, die den Raum erkunden. Mit dieser szenischen Atmosphäre wartet jeder Winkel der Boutique darauf entdeckt zu werden.

 

Fotos: Pedro Pegenaute