So viel Holz wie möglich

Schon von Weitem sticht dem Besucher des Gewerbegebiets Rottenburg-Ergenzingen südlich von Stuttgart das schwebende Dach der neuen Firmenzentrale und Betriebsstätte von Hald & Grunewald ins Auge. Der funktionale Witterungsschutz wird zum gestalterischen Kniff, der dem Gebäude seine charakteristische Form verleiht. Holzhut haben die federführenden rundzwei Architekten aus Berlin ihr Projekt stimmigerweise benannt.

So viel Holz wie möglich

Schon von Weitem sticht dem Besucher des Gewerbegebiets Rottenburg-Ergenzingen südlich von Stuttgart das schwebende Dach der neuen Firmenzentrale und Betriebsstätte von Hald & Grunewald ins Auge. Der funktionale Witterungsschutz wird zum gestalterischen Kniff, der dem Gebäude seine charakteristische Form verleiht. Holzhut haben die federführenden rundzwei Architekten aus Berlin ihr Projekt stimmigerweise benannt.

 

 

„Wenn ein alteingesessenes Familienunternehmen neu baut, muss nicht immer alles beim Alten bleiben,” findet Architekt Marc Dufour-Feronce. Ziel des Neubauprojekts war es, alle Funktionen des Unternehmens an einem Standort zu bündeln. So wurden bestehende Arbeitsabläufe noch vor dem Projektstart analysiert und optimiert, um letztlich gemeinsam mit dem Bauherren einen zeitgemäßen Gewerbebau mit optimalen Workflows und einer hohen Aufenthaltsqualität für alle Nutzergruppen zu schaffen.

 

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Zwei Elemente – die zehn Meter hohe Halle des Werksgebäudes und der dreigeschossige Bürotrakt für die Verwaltung – bilden direkt miteinander verbunden im Ensemble einen flachen Quader, wobei das zweite Obergeschoss des Betriebsgebäudes als auskragender Querriegel über dem Grundkörper liegt. Umschlossen werden alle Elemente von einem umlaufenden, haubenartigen Vordach, das ebenso wie das gesamte Bauwerk dem Motto „soviel Holz wie möglich” folgt.

 

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Um die Fassade besonders langlebig und wartungsarm zu gestalten, setzten rundzwei Architekten auf eine Kombination aus zwei unterschiedlichen Lärchenholzarten: Die senkrechten Flächen des Vordachs bestehen aus orthogonal verschraubten Holzlamellen, die nach der japanischen Tradition des Yakisugi manuell verkohlt – also karbonisiert – wurden. Derart behandeltes Holz nimmt weniger Wasser auf und ist vor Schimmel, Verwitterung, Fäulnis und Wasser besser geschützt. Die Holzfassade des eigentlichen Baukörpers wurde im Gegensatz dazu mit hellem, naturbelassenem Lärchenholz verkleidet. Sechs Meter weit kragt das Vordach aus. Diese einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion bietet nicht nur Schutz vor direktem Sonnenlicht und Regen, sondern trägt auch zum baulichen Wärmeschutz bei.

 

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Die Halle des Werksgebäudes besteht aus auskragenden Brettschichtholzträgern, die auf Stützen – ebenfalls ausgeführt mit Brettschichtholz – gelagert sind. Die Brettsperrholzdecken  sind wiederum auf Brettschichtholzträgern gelagert. Ein umlaufender Sichtbetonsockel schützt die Holzfassade vor mechanischen Beschädigungen. Davon abgesehen wurde lediglich der Bereich über dem Atrium als Ortbetondecke ausgeführt. In deren oval geöffneter Mitte überrascht der Holzhut mit einer teils freistehenden, geschwungenen Stahltreppe, die elegant vom Erdgeschoss in die oberen Ebenen führt und direkte Blickbeziehungen zwischen den Büros, Schulungsräumen und gemeinschaftlich genutzten Bereichen wie dem Café für die Mitarbeitenden ermöglicht. Gezielt und großzügig geleitetes Tageslicht, helle und warme Oberflächen sowie die gelebte Transparenz machen den Bürotrakt im Sinne eines ökologisch gedachten Bauwerks zu einem angenehmen Arbeitsplatz.

 

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Gui Rebelo / Estúdio Elefante