Versteinerte Hülle, hölzerner Kern
Nachhaltig, zirkulär und zukunftsorientiert – Powerhouse Company realisierte auf dem Campus der Universität Tilburg laut eigenen Angaben den ersten Bildungsbau Europas, der komplett in Massivholz ausgeführt ist. Das Marga Klompé-Gebäude bietet mit einem Auditorium, 13 Hörsälen und weiteren Lehrräumen Platz für 1.000 Studierende. Dabei ist der Neubau fast komplett energieneutral und soll mit seiner ressourcenschonenden Bauweise zum richtungsweisenden Leuchtturmprojekt auf dem Universitätsgelände werden.
Nachhaltig, zirkulär und zukunftsorientiert – Powerhouse Company realisierte auf dem Campus der Universität Tilburg laut eigenen Angaben den ersten Bildungsbau Europas, der komplett in Massivholz ausgeführt ist. Das Marga Klompé-Gebäude bietet mit einem Auditorium, 13 Hörsälen und weiteren Lehrräumen Platz für 1.000 Studierende. Dabei ist der Neubau fast komplett energieneutral und soll mit seiner ressourcenschonenden Bauweise zum richtungsweisenden Leuchtturmprojekt auf dem Universitätsgelände werden.
Das neue Hochschulgebäude fügt sich mit seinem quadratischen Grundriss (33 x 33 m) auf dem bewaldeten Campus der Universität Tilburg ein und markiert dort künftig den Eingang aus Richtung des Bahnhofs. In Zusammenarbeit mit dem Studio REDD wurde der Baukörper behutsam in die Landschaft integriert. Umgeben von einem Wadi mit Sträuchern und Wildblumen sollen rund um das Haus künftig Maßnahmen wie natürliche Regenwasserversickerung zur Erhaltung eines gesunden Ökosystems beitragen.
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Die Konstruktion
Mit seinem zeitlosen Design orientiert sich das Marga Klompé-Haus an der modernen Architektur der übrigen Fakultätsgebäude auf dem Areal. Im Mittelpunkt steht ein kreislauffähiger Ansatz, der auf einer nachhaltigen Holzkonstruktion beruht. Der nachwachsende Rohstoff prägt alle Bereiche des Neubaus: von den Wänden und Böden bis hin zu den Treppen und Oberflächen. Zum Einsatz kam ein innovatives Trockenbausystem mit Rippenböden. Diese kombinieren Brettsperrholzträger mit einem feinen Gitter aus Holzlamellen. Die Struktur ermöglicht nicht nur große Spannweiten, sondern erfüllt auch die (für das öffentliche Haus erforderlichen) Anforderungen in Sachen Akustik, Durchbiegung und Brandschutz.
Die Gebäudehülle
Bei der Gestaltung der Außenhülle schafften die Planer eine Referenz zum Cobbenhagen-Gebäude und dessen charakteristischen Muschelkalk-Ansichten. Mit ihm hatte der niederländische Architekt Jos Bedaux 1962 den Grundstein auf dem Campusgelände gelegt. Sämtliche Fassaden des Marga Klompé-Hauses sind in Platten aus hellem Kalksandstein gekleidet, der inmitten der Grünflächen und Bäume für einen spannenden Kontrast sorgt. Den portugiesischen Naturstein wählte man in erster Linie aufgrund seiner Langlebigkeit. Außerdem wurden die Paneele – dem zirkulären Konzept entsprechend – lediglich auf die Holzkonstruktion aufgeschraubt. So lässt sich das Material im Falle eines Um- oder Rückbaus problemlos demontieren und recyceln.
Das Nachhaltigkeitskonzept
In Sachen Nachhaltigkeit folgte man dem sogenannten „Trias Energetica“-Prinzip. Dessen primäres Ziel ist es, den Energiebedarf durch bauliche Maßnahmen zu reduzieren und in weiterer Folge weitestgehend auf erneuerbare Energiequellen zu setzen, die möglichst intelligent genutzt werden. Der Bildungsbau soll diesen Prämissen zum einen mit seiner kompakten Form und gezielt positionierten Öffnungen (die den Energieverbrauch minimieren und das Raumklima auf passive Weise regulieren), zum anderen durch eine hocheffiziente Gebäudehülle gerecht werden. Bei der Isolierung entschied sich das Büro Powerhouse Company für ein innovatives Material: Baumwolldämmung aus recycelten Jeans. Anstatt verbrannt zu werden, schenkte man den Textilabfällen ein zweites Leben und verbesserte so die thermische und akustische Performance des Neubaus.
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Die Gebäudetechnik
Die Haustechnik sollte ebenfalls der Kreislaufwirtschaft entsprechen und deshalb nur dort eingesetzt werden, wo sie wirklich nötig ist. Dies gelang den Architekten aus Rotterdam dank der durchdachten Planung und einem zentralen Atrium, welches zur guten Luftqualität der Innenräume beiträgt. Heizung und Kühlung des Hauses basieren auf Erdwärme und einer Wärmepumpe. Photovoltaikpaneele und smarte – bedarfsorientierte – Lüftungs- und Beleuchtungssysteme optimieren den CO2-Fußabdruck weiter. All diese Maßnahmen resultieren in einer nahezu klimaneutralen Gesamtbilanz und verhelfen dem Marga Klompé-Gebäude zu einem BREEAM-Zertifikat mit dem Prädikat „Outstanding“.
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Die Innenräume
Im Inneren des viergeschossigen Baukörpers ließ sich das Planerteam ebenfalls von dem ikonischen Bestandsgebäude inspirieren: Räumliche Qualitäten wurden in einen zeitgemäßen Entwurf übersetzt und konsequent mit der natürlichen, kreislauffähigen Materialpalette umgesetzt. Holz bestimmt hier sowohl die Konstruktion als auch die Optik und hält in Form von hellen Möbeln und Einbauten Einzug. Ergänzt wird es von schlichten Terrazzo- und Putzoberflächen, die eine ruhige Atmosphäre zum Lernen und Lehren schaffen. Neben zwei Auditorien mit 450 bzw. 100 Sitzplätzen und 12 Seminarräumen in verschiedenen Größen befinden sich im Erdgeschoss ein großzügiges Foyer und ein Café. Beide öffnen sich über große Verglasungen zur umliegenden Parklandschaft und dem Campus. Die zweite und dritte Etage werden durch ein lichtdurchflutetes Atrium verbunden, das gleichzeitig die natürliche Belüftung unterstützt. Während in den unteren Stockwerken die Interaktion der Nutzer im Fokus steht, gibt es mit zunehmender Höhe mehr private Bereiche und geschützte Nischen für konzentriertes Lernen und Gruppenarbeiten.
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Der Planungsprozess
Die Architekten selbst heben neben der Zirkularität des Marga Klompé-Gebäudes vor allem den multidisziplinären Planungsprozess hervor: Die innovativen Lösungen habe man nur dank der engen Kooperation mit Tragwerksexperten und anderen Fachplanern realisieren können. Besonders deutlich wird das bei den Holzrippendecken, die in den Hörsälen bis zu 9,2 m überspannen. Zwischen den Balken – die unverkleidet das Interior Design prägen – ist genügend Raum für die Installationen und das lamellenartige Holzgitter. Letzteres verdeckt nicht nur die Lüftungskanäle sowie die übrigen Leitungen, sondern dient darüber hinaus auch der Akustik. Mit seinem nachhaltigen und intelligenten Konzept bereichert der neue Bildungsbau der Powerhouse Company fortan den Campus der Universität Tilburg. Dabei bietet er ein angenehmes Umfeld für Studierende und Lehrende und rückt als zirkulärer Massivholzbau zugleich die zukunftsgerichtete Vision der Hochschule eindrucksvoll in den Mittelpunkt. Ob das Projekt nun tatsächlich als erstes europäisches Universitätsgebäude, das komplett in Massivholz ausgeführt ist, gilt oder nicht… ein wichtiges Statement hinsichtlich der Klima- und Bauwende ist es in jedem Fall.
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Marga Klompé-Gebäude
Tilburg, Niederlande
Bauherr: Universität Tilburg
Planung: Powerhouse Company
Statik: BREED Integrated Design
Bauphysik: Royal HaskoningDHV
Geotechnik: SOCOTEC Nederland
Grünflächen: Studio REDD
Landschaftsarchitektur: EDM Tuin en Landschap
Städtebau: Studio Hartzema
Grundstücksfläche: 5.172 m2
Bebaute Fläche: 1.099 m2
Nutzfläche: 2.778 m2
Planungsbeginn: 2019
Bauzeit: 17 Monate
Fertigstellung: Dez. 2023
Text: Edina Obermoser
Fotos: Sebastian van Damm