Vertikale Stadtlandschaften

Der CapitaSpring Tower bringt die Großstadt ihrem Ziel, sich als Gartenstadt einen Ruf zu machen, deutlich näher. Gleichzeitig überzeugt das Bauwerk mit einem nachhaltigen Konzept. Mit ihm zeigt das zukunftsträchtige Projekt auf, wie sich Klimaschutz mit moderner Architektur kombinieren lässt – es liefert dadurch interessante Ansätze für die kreative Integration von Grünraum in Millionenstädten.

Vertikale Stadtlandschaften

Der CapitaSpring Tower bringt die Großstadt ihrem Ziel, sich als Gartenstadt einen Ruf zu machen, deutlich näher. Gleichzeitig überzeugt das Bauwerk mit einem nachhaltigen Konzept. Mit ihm zeigt das zukunftsträchtige Projekt auf, wie sich Klimaschutz mit moderner Architektur kombinieren lässt – es liefert dadurch interessante Ansätze für die kreative Integration von Grünraum in Millionenstädten.

 

 

Bereicherung für die moderne Gartenstadt
Über 280 Meter hoch erstreckt sich die vertikale Grünlandschaft, die gleichzeitig als Stadtoase fungiert. Rund um den Bau des Kunden CapitaLand Development ordneten die Planer separate Grünflächen auf unterschiedlichen Höhen an. Auf dem Dach steht den Bewohnern ergänzend ein gemeinsamer Park zur Verfügung – die Planer selbst bezeichnen ihr Projekt als „biophilen Wolkenkratzer“. Aus der Luft gegriffen ist der Begriff nicht: Immerhin beherbergt das Gebäude 80.000 Pflanzen, womit die Grünfläche den verbauten Raum um 140 Prozent überragt. Vom positiven Effekt der Hausbegrünung profitieren damit nicht nur die Bewohner, sondern das gesamte Umfeld.

Die Bepflanzung fungiert als räumliche und visuelle Unterbrechung, ohne eine Barriere zu sein. Sie dient bewusst der Erholung und Verbesserung des Stadtklimas. Gleichzeitig wertet sie den Wohn- und Büroturm optisch auf. Der Grünraum sorgt für ein stimmiges Wechselspiel aus starren Materialien und einer lebendigen, sich stetig verändernder Flora und Fauna – und genau diese Kombination verleiht dem CapitaSpring Tower seine Einzigartigkeit.

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Ausgewogenheit durch Nutzungsmischung
Die Architekten verließen sich bei der Planung des Wolkenkratzers nicht nur auf die Grünflächen – Wohn- und Lebensqualität gewährleisten auch die Integration mehrerer öffentlicher Einrichtungen und Unterhaltungsmöglichkeiten. Dieser Nutzungsmix beinhaltet Wohnungen, Büros, öffentliche Plätze, Restaurants und das „Hawker Center“, eine für Singapur charakteristische kulinarische Einrichtung.

Der zentral gelegene Bau befindet sich im Finanzdistrikt der Metropole, wo dem Gebäude ein ehemaliges Parkhaus wich. Mobilität ist beim innovativen Projekt der Bjarke Ingels Group und von Carlo Ratti Associati ein wichtiges Thema. Dafür wählten die  Architekten ebenfalls einen nachhaltigen Ansatz. Am Fuße des Bauwerks befinden sich 165 Fahrrad-Stellplätze, wobei Anrainer den Tower über einen neuen 600 Meter langen Radweg bequem erreichen, welcher eine direkte Verbindung zum zentralen Radverkehrsnetz der Stadt bietet. Mit dieser Maßnahme fördern die Planer des CapitaSpring Towers die Nutzung nichtmotorisierter Verkehrsmittel. Diese Herangehensweise entspricht der Vision zum Singapore Green Plan 2030 – er sieht einen intensiven Ausbau des nichtmotorisierten Verkehrssystems vor, was letzten Endes mit dem nachhaltigen Urbanismus der Metropole im Einklang steht.

 

 

Die nachhaltige Integration des Stadtraumes
Vor der Öffentlichkeit verschließt sich das urbane Hochhaus nicht. Denn die Erdgeschoßzone ist für Passanten zugänglich und enthält als Foyer mehrere Sitzgelegenheiten. Bereits im ebenerdigen Eingang bereichern Pflanzen den Bau und den Straßenraum. Um auch die unmittelbare Umgebung ansprechend zu gestalten, restaurierten die Architekten einen Teil der historisch bedeutenden „Market Street“. Sie harmoniert dadurch mit dem Tower und mündet in der Aula – dem sogenannten „City Room“. Das moderne, grüne Foyer geht also nahtlos in die Stadtstraße über und sorgt für das Verschwimmen privater und öffentlicher Räume.

Der Eingangsbereich hat eine stattliche Raumhöhe von 18 Metern, während dessen Überdachung und die halboffenen Wände als Witterungsschutz dienen. Gleichzeitig fungiert das Erdgeschoss als Orientierungszone mit klar gekennzeichneten Zugängen zu den Restaurants, Geschäften sowie den Büro- und Wohnräumen. Die einladende und übersichtliche Gestaltung des Foyers macht das Projekt für die Bewohner Singapurs greifbar und ist somit identitätsstiftend.

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Grüne Oasen in schwindelnden Höhen
Die ersten acht Geschoße sind den Bewohnern der Residenzen vorbehalten. Sie beinhalten neben den Wohnungen, Wellnesseinrichtungen, Fitnessräume, Gemeinschaftsküchen, Lounges und Grillplätze. Die übrigen 29 Stockwerke beinhalten Büros, die einen Ausblick auf den „Singapore River“ sowie „Marina Bay“ bieten.

Herzstück des Baus sind aber zweifelsohne die „Grünen Oasen“. Zwischen den Büros und Residenzen schaffen sie eine räumliche und visuelle Unterbrechung. Tatsächlich stehen die Grünzonen, die sich über vier Level erstrecken, ganz im Zeichen der Pause. Bewohner und Angestellte haben hier die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, um die Natur zu genießen. Die Plattformen erstrecken sich über 35 Meter, wobei sie auch für Veranstaltungen offen stehen. Nahtlos verbinden sie also Erholung mit Funktionalität und integrieren damit beide Elemente stimmig in die Konstruktion – filigrane Glaswände schützen die Besucher der Grünflächen hier vor Wind und Wetter.

Auch bei der Anordnung der Pflanzen überließen die Planer nichts dem Zufall. Sie orientierten sich in diesem Punkt an den Hierarchien der Regenwälder. In Bodennähe befinden sich also Gewächse, die mit ihren großen Blättern einen schattigen Standort bevorzugen – das „Dach“ des Regenwaldes setzt sich hingegen hauptsächlich aus hohen Bäumen mit einer kleinen Blattstruktur zusammen.

Auf dem begrünten Dach befinden sich Obstpflanzen – und zwar mehr als 150 verschiedene Sorten. Sie sind in fünf thematische Bereiche untergliedert, spenden Schatten und versorgen die Restaurants im Gebäude obendrein mit frischen Früchten.

 

 

Verlockende Einblicke
Auch wenn sich die vertikalen Parkanlagen im Hochhaus befinden, sind sie von außen dennoch zu sehen. Die Fassade des Baus öffnet sich auf mehreren Leveln, wobei sie scheinbar wie ein Vorhang zur Seite schwingt. So entstehen nicht nur verlockende Einblicke, sondern auch beeindruckende visuelle Dynamiken. Die  Planer setzten beim Design auf ein Zusammenspiel aus geometrischen Formen und orthogonaler Linienführung. In Kombination mit kontrastreichen Texturen ergibt diese Mischung ein harmonisches Gesamtbild. Der Bau gewährleistet so nicht nur eine komfortable Nutzung, sondern er bereichert obendrein das Ortsbild Singapurs.

 

 

Mehr Natur in der Großstadt
Mit seiner ganzheitlichen Herangehensweise an die Bauplanung und die Stadtbegrünung hat der CapitaSpring Tower durchaus den Status eines Leuchtturmprojekts. Er zeigt auf, wie sich zeitgemäßes Design mit nachhaltigen Ansätzen in Einklang bringen lässt. Vor allem Großstädte schlagen sich in dicht verbauten Stadtteilen mit einem Mangel an Grün- und Freiflächen herum. Das Planungsteam der Bjarke Ingels Group und Carlo Ratti Associati verdeutlicht, wie selbst massive Hochhäuser zu einer Lösung des Problems beitragen können.

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CapitaSpring Tower
Singapur

Bauherr: CapitaLand Development, CapitaLand Integrated Commercial Trust und Mitsubishi Estate Co., Ltd.
Architektur: Bjarke Ingels Group und Carlo Ratti Associati
Projektleitung: Gorka Calzada Medina, Martino Hutz, Song He
Projektmanager: Eric Li, Günther Weber
BIG Nachhaltigkeit: Tore Banke, Anders Holden Deleuran
BIG Landschaftsplanung: Dina Brændstrup, Kirsty Badenoch, Ulla Hornsyld

Höhe: 280 Meter
Stockwerke: 51
BGF: 93.000 m2
Bauzeit: 2018 – 2021

www.big.dk

 

 

Text: Dolores Stuttner
Fotos: Finbarr Fallon