Vielschichtiges Vorbild

Das französische Büro GRAAM architecture baut in Dijon voll auf und aus Holz: Für die Bankenzentrale der Caisse d'Épargne Bourgogne Franche-Comté entwickelten die Planer aus dem nachwachsenden Naturwerkstoff einen Holzbau, der mit einem mächtigen Exoskelett hinter vorgehängter Glasfassade die Blicke auf sich zieht. Mit der lokalen Materialwahl will man ein nachhaltiges Statement setzen und gleichzeitig dem Umweltengagement der regionalen Kreditanstalt Ausdruck verleihen.

Vielschichtiges Vorbild

Das französische Büro GRAAM architecture baut in Dijon voll auf und aus Holz: Für die Bankenzentrale der Caisse d’Épargne Bourgogne Franche-Comté entwickelten die Planer aus dem nachwachsenden Naturwerkstoff einen Holzbau, der mit einem mächtigen Exoskelett hinter vorgehängter Glasfassade die Blicke auf sich zieht. Mit der lokalen Materialwahl will man ein nachhaltiges Statement setzen und gleichzeitig dem Umweltengagement der regionalen Kreditanstalt Ausdruck verleihen.

 

 

Der neue Hauptsitz der Bank befindet sich in ZAC Valmy, einem Businesspark im Norden von Dijon. Er besteht aus einer dreigeschossigen Basis und einem turmartigen, viergeschossigen Volumen. Lediglich das Eingangsniveau sowie die Geschossplatten heben sich – in Beton gefertigt – vom Rest des Holzskelettbaus ab. Das Erdgeschoss öffnet sich an der Südseite über einen aufgeständerten Eingangsbereich zu dem mit hellem, burgundischem Stein gepflasterten Vorplatz und der Straße hin. Auch rund herum springt der Sockel leicht zurück und spannt, von Säulen gesäumt, geschützte Außenflächen auf. Der Hauptzugang führt durch einen rechteckigen Innenhof im Zentrum direkt in die Lobby. Dahinter schließen ein weiterer Patio und eine zweite Empfangshalle an, die den Neubau mit dem benachbarten Parkhaus verbindet.

 

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Diese Mittelachse gliedert das Parterre der Caisse d’Épargne programmatisch in einen Ost- und einen Westtrakt. Während letzterer mit einem Veranstaltungssaal, Schulungs- und Empfangsräumen auch öffentlich genutzt wird, sind in der Osthälfte Sport- und Logistikflächen untergebracht. Innenhof und Atrium stellen in den drei Basisgeschossen als internes Herzstück die natürliche Belichtung und Belüftung sicher. Das Dach des Sockels fungiert mit einer begrünten Außenterrasse als gemeinschaftlicher Treffpunkt und Mittelpunkt des sozialen Lebens in dem Bankgebäude. Hier können sich die Mitarbeiter austauschen oder in Ruhe ihre Pausen an der frischen Luft genießen. Die modularen Arbeitsbereiche umfassen insgesamt 2.000 m2 Nutzfläche. Diese ist hauptsächlich in Großraumbüros mit 300 m2 unterteilt, lässt sich je nach Bedarf aber flexibel ebenso in einzelne Offices verwandeln. Die Besprechungsräume sind in erster Linie rund um die beiden Lichthöfe angeordnet.

 

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Im Rahmen ihrer Investments setzt die Sparkasse unter anderem auf Wälder im ostfranzösischen Burgund. Aus diesem Grund wünschte sie sich als Auftraggeberin auch einen Neubau aus Holz. Dieser sollte wie ein offenes Buch Einblick in die Kon­struktion geben und als nachhaltiges Vorbild andere ansässige Unternehmen zur Nachahmung anregen. Inspiration dafür holte man sich auch von den historischen Fachwerkhäusern im historischen Zentrum von Dijon. Die einst traditionelle Bauweise rückte mit der zunehmenden Verwendung von Stahlbeton immer mehr in den Hintergrund. Mit ihr geriet auch der Umgang mit und das Know-how rund um die lokale Ressource Holz immer mehr in Vergessenheit.

 

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Daraus entstand die Idee, Tragwerk und Gestaltung des Gebäudes zu verbinden und einen mehrschichtigen Holzskelettbau zu errichten. Das Ergebnis ist eine Struktur, die nicht nur die Kraftverläufe nach außen abbildet, sondern laut den Architekten auch die Trennung zwischen den statischen und dynamischen Elementen der Fassade zeigt. Als erste und innerste Schicht dient ein Holzständerwerk mit einem Achsraster von 2,7 Metern. Vor die Wandmodule legt sich ein Exoskelett aus Brettschichtholz. Diagonal überkreuzt ermöglichen die mächtigen Träger die Lastabtragung und stellen gleichzeitig die Unterkonstruktion für den äußersten Layer dar: eine transparente Hülle aus Glas. Die Außenverglasung ist von den obersten Leimbindern abgehängt und zusätzlich über punktuelle Metallstreben direkt mit der Fassade verbunden. Sie bildet dem Planerteam zufolge eine bioklimatische, hinterlüftete Membran und schützt die Fassade vor Witterungseinflüssen. Außerdem reflektiert die Glashaut die Umgebung subtil und lässt den Bau je nach Witterung mit ihr verschmelzen. Aus Brandschutzgründen fasste man jeweils zwei Geschosse der Gebäudehülle zu einem Abschnitt zusammen. Brettsperrholz kam äußerst sparsam zum Einsatz: Nur an zwei Stellen – den Wänden des tragenden Kerns sowie den zentralen Erschließungsflächen – waren CLT-Paneele für die Aussteifung unbedingt erforderlich. Nicht nur bei den Materialien, sondern auch bei der Umsetzung achtete man auf Regionalität und beauftragte ausschließlich vor Ort ansässige Bauunternehmen, Partner und Gewerke.

 

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Auch der Kern des Headquarters wurde zur Gänze in Massivholz ausgeführt. Insgesamt verbauten GRAAM Architekten 2.580  m³ Holz – und sparten dadurch ebenso viele Tonnen CO2 ein. Neben dem positiven Effekt auf die Umwelt wirkte sich der Naturbaustoff auch vorteilhaft auf die Bauzeit aus und überzeugte mit seiner hohen Ausführungsqualität. Darüber hinaus regulieren die Holzoberflächen im laufenden Betrieb das Raumklima in den Büros auf natürliche Weise. Sie sorgen gemeinsam mit einem effizienten Belüftungssystem das ganze Jahr über für den höchstmöglichen Komfort der Bankangestellten und senken den Energieverbrauch des Baus auf Passivhaus-Standard. Die fernwärmebasierten Installationen für Heizung und Kühlung sind in die Decken integriert. Sie werden zu 100 % aus erneuerbaren Energien gespeist und komplettieren das ganzheitliche Konzept des neuen Bankgebäudes.

 

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Mit Holz macht GRAAM architecture eine lokale Ressource zum Protagonisten des Projekts und demonstriert zugleich dessen Vielseitigkeit. Von der Konstruktion bis hin zum Innenausbau erinnert der nachhaltige Werkstoff an die lange Holzbautradition der Region und integriert den neuen Firmensitz der Caisse d’Épargne Bourgogne Franche-Comté stimmig im Norden der burgundischen Hauptstadt. Durch die Kombination eines charakteristischen Exoskeletts und einer Glashaut entsteht eine innovative Fassade, die höchsten thermischen Anforderungen gerecht wird. Sie trägt zur Optimierung des Energiebedarfs bei und schafft im Inneren des Neubaus eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Gebäudehülle und Materialwahl haben dabei aber nicht nur rationalen, sondern vor allem ideellen Wert: Die transparente Fassadenkonstruktion soll zeigen, dass man in der Bankzentrale nichts zu verstecken hat und bereit ist, seinen Beitrag für eine grünere Zukunft zu leisten.

 

 

Caisse d‘Epargne Headquarters
Dijon, Frankreich

Bauherr: Caisse d‘Epargne Bourgogne Franche Comté
Planung: GRAAM architecture
Statik: C&E ingénierie

Nutzfläche: 7.580 m2
Planungsbeginn: 2018
Fertigstellung: 2022
Baukosten: € 21.900.000 exkl. MwSt.

www.graamarchitecture.fr

 

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Nicolas Waltefaugle