Von Rang und Namen

Wenn David Chipperfield, Enzo Enea, Marc Mark, Richard Meier und Matteo Thun für ein Projekt zusammenkommen, klingt das nach ganz großem Kino. Oder Architektur auf höchstem Niveau. Welche Kulisse könnte sich da besser eignen als ein ausgedehnter Olivenhain an den westlichen Hängen des Gardasees. Sehnsuchtsort für viele und auch hoch geschätzt von den Architekten selbst, bietet das Eden Reserve einen geschützten Rückzugsort für gutbetuchte Architekturliebhaber. Film ab!

Von Rang und Namen

Wenn David Chipperfield, Enzo Enea, Marc Mark, Richard Meier und Matteo Thun für ein Projekt zusammenkommen, klingt das nach ganz großem Kino. Oder Architektur auf höchstem Niveau. Welche Kulisse könnte sich da besser eignen als ein ausgedehnter Olivenhain an den westlichen Hängen des Gardasees. Sehnsuchtsort für viele und auch hoch geschätzt von den Architekten selbst, bietet das Eden Reserve einen geschützten Rückzugsort für gutbetuchte Architekturliebhaber. Film ab!

 

 

Inmitten der für die Region typischen malerischen Naturlandschaft und eingebettet in den Parco dell‘Alto Garda befindet sich das weitläufige Eden Reserve. Auf 78.000 m2 Fläche und nur wenige Minuten von der Seepromenade in Gardone Riviera sowie dem historischen Salò entfernt, ist dieses neue Schmuckstück der Region optimal gelegen. Ob Boutiquehotel, Landmark Penthouse oder private Villen – von überall aus eröffnen sich traumhafte Ausblicke auf den Gardasee und das benachbarte Ufer.

Die dürften den Gästen wohl ebenso wichtig sein, wie das Renommee der internationalen Stararchitekten, die für dieses Projekt in ein Boot gestiegen sind. Bereits in der Belle Epoque gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog Gardone als exklusiver Urlaubsort für die Reichen Scharen des wohlhabenden Bürgertums an. Prächtige Paläste und Villen prägen bis heute das Ortsbild. So ist auch im Eden Reserve jede der Villen ein Unikat für sich. Dennoch entstand zusammen mit dem 5* Boutique Hotel mit Gourmet-Restaurant sowie Spa- und Wellnessbereich letztlich ein stimmiges Ensemble. “Wir wurden sehr früh direkt vom Eigentümer kontaktiert, von Beginn an in das Gesamtprojekt involviert und konnten den Masterplan beeinflussen, der so angelegt wurde, dass sich alle Villen völlig frei und unabhängig voneinander in die Landschaft fügen – für deren Gestaltung Enzo Enea glücklicherweise gewonnen werden konnte”, erklärt Matteo Thun.

 

 

Das BOUTIQUE HOTEL von Matteo Thun

Matteo Thun & Partners zeichnen für das private 5* Boutique Hotel des Eden Reserve – Gardone verantwortlich. Die neun äußerst luxuriös gestalteten Suiten bieten den Hotelgästen auf 45 bis 150 m2 nicht nur viel räumlichen Komfort, sondern auch ein exklusives Entertainment. Im sogenannten Clubhouse kamen ausschließlich natürliche Materialien zum Einsatz. Helle Böden, klassische Formen und großzügige Proportionen unterstützen auch im Inneren die Leichtigkeit der Architektursprache. Das Clubhaus greift das Thema der Transparenz auf und interpretiert mit seiner Glasmosaik-Fassade spielerisch die Farben der Umgebung – in Anlehnung an ein Aquarium.

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Auch die vier terrassiert angeordneten Landmark Apartments von Matteo Thun & Partners greifen die typische Architektur der Gegend auf. Kombiniert mit modernen Elementen entsteht so eine Harmonie zwischen Landschaft und Gebautem, eine Art Brücke zum See. Bei allen Objekten setzte Thun der Maxime des „genius loci” folgend, auf die Philosophie des “Triple Zero” – 0 km, 0 C02, 0 Abfall. So wurden für Stein, Putz, Glas und Holz nur lokale Materialien verwendet. “Die Nutzung der Topographie eines alten Olivenhains sowie die hervorragende Zusammenarbeit mit Berufskollegen aus der ganzen Welt machen dieses Projekt einzigartig in ganz Europa”, unterstreicht Thun die Besonderheit des Projekts.

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DIE VILLA RICHARD MEIER

Weiß leuchtend und beinahe futuristisch anmutend fügt sich die von Pritzker-Preisträger Richard Meier gestaltete Villa in die Hügellandschaft am Gardasee. Zahlreiche Aus- und Durchblicke setzen die Umgebung gekonnt in Szene und lassen das lichtdurchflutete Innere mit der Umgebung nahezu verschwimmen. Sind es nun das klare Blau des Sommerhimmels, das satte Grün der Berge oder das zarte Rosa der Morgendämmerung, die das Gebäude so zum Leuchten bringen oder ist es gerade umgekehrt? Klar ist: Die für Meier typische, strikte und kantige Architektursprache verstärkt in ihrer schlichten Eleganz noch die Imposanz der umgebenden Landschaft.

 

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DIE VILLEN SPHERE NORD, OVEST UND SUD

Architekt Marc Mark fügt sich in seinem Stil ebenso cool, clean und elegant in die Riege seiner namhaften Kollegen – interpretiert “seine” Villen allerdings eher als modern anmutende Lofts, wie sie auch in den Metropolen dieser Welt zu finden sein könnten. Der besondere Reiz liegt hier im Kontrast der Materialität zur Umgebung. Fassade und Böden folgen der kühlen Farbigkeit der klassischen Moderne. Reduktion, Offenheit und Transparenz spiegeln den Anspruch an die Qualität wider, den sich auch die Gäste wünschen. Interessanterweise tut dieser Bruch dem Projekt in seiner Gesamtheit gut, anstatt zu irritieren.

 

 

“Wir wollten einen Kontrapunkt zu den immer gleichen Architekturen am Gardasee setzen”, bestätigt auch Marc Mark, “lokale Materialien und Zitate der ortsüblichen Bauweise haben wir allerdings ganz bewusst eingesetzt.” Die lokale Nähe der Architekten spielte ihnen bei dieser Herangehensweise mit Sicherheit in die Hände – und erklärt vielleicht auch den von den Kollegen abweichenden Gestaltungsansatz. “Die Zusammenarbeit war kollegial und interessant. Kollegial deshalb, weil man sich auf einem gewissen Niveau keine Gedanken um die jeweilige Kompetenz oder Berechtigung machen muss. Interessant, weil die Herangehensweise der einzelnen Architekten doch jeweils sehr unterschiedlich war.  Dieser Unterschied zwischen den global arbeitenden Kollegen Meier und Chipperfield und dem sich eher auf das Lokale konzentrierenden Matteo Thun war äußerst bemerkenswert und zugleich sehr lehrreich”, bringt Mark die Quintessenz seiner Arbeit am Projekt Eden Reserve auf den Punkt.

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DIE VILLEN CHIPPERFIELD NORD UND OVEST

“Die Typologie der beiden Villen interpretiert die Architektur der Limonaias, jener ortstypischer Gebäude für den Zitronenanbau, die bis Ende des 19. Jahrhunderts die westlichen Uferhänge des Gardasees geprägt haben”, verrät Chipperfield seine Inspiration. In Anlehnung an die Limonaias sind die Baukörper zum Hang hin von drei massiven Außenwänden eingefasst, die auf einem Sockel aufbauen und dessen Bruchsteinmauerwerk fortführen. Die zum Tal orientierte Seite öffnet sich mit geschosshohen Fenstern zur mediterranen Landschaft. Vorgelagerte Pergolen mit schlanken Stützen führen den Rhythmus der Olivenbäume fort. Sie dienen als Sonnenschutz und erweitern den Innenraum um einen geschützten Außenbereich, an den sich weitere Terrassen mit Außenpools anschließen.

 

 

Neben dem Naturstein aus Steinbrüchen der Umgebung sind die eleganten Pergolen aus Holz die charakteristischsten Elemente der beiden Villen aus der Feder des britischen Stararchitekten. Während die schlanken Steinpfeiler die Silhouetten der umliegenden Zypressen interpretieren, sorgen die Holzlamellen, den Bäumen gleich, durch lebhaftes Schattenspiel für Erleichterung an heißen Sommertagen. Die minimalistische Formensprache fügt sich zurückhaltend in die Umgebung und bildet ein stimmiges Pendant zu den anderen Villen – die zwar auf den ersten Blick alle recht unterschiedlich erscheinen mögen, denen aber dennoch die gleiche Philosophie zugrunde liegt: weniger ist mehr, die Landschaft ist der eindeutige Hauptdarsteller.

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DIE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR VON ENZO ENEA

Enzo Enea steht für eine architektonische Gestaltung der Umgebung, welche Landschaftselemente und Architektur verbindet, indem sie die Grenze zwischen Innen- und Außenräumen aufzulösen sucht. Inspiriert von der imposanten Natur rund um den Gardasee ist für das Eden Reserve so ein Landschaftspark entstanden, welcher die Villen zu einer Einheit zusammenführt und ganz natürlich in die Umgebung einbettet. Ortstypische Pflanzen, arrangiert in einer harmonischen, weichen Formensprache, gehen fließend in die Hartlaubwälder an den Berghängen über. Lineare Farbbänder intensivieren das vorhandene Bild des terrassierten Geländes und setzen mit einer Blütezeit von Februar bis Oktober farbliche Akzente.

 

 

„Die einzelnen Villen spielen auf unterschiedliche Weise mit den Reizen der Terrassierungen. Jedes Grundstück verfügt so über verschiedene Ebenen, welche individuell nutzbar gemacht werden können und durch ihre Vielgestaltigkeit Raum für ‚Mehr’ bieten”, legt Enea sein Konzept dar. Eine Herausforderung bestand darin, dass die Architekten ihre Entwürfe eigenständig in der Landschaft positionieren konnten. Enea war schließlich dafür verantwortlich, alle Objekte zu einer Gesamtkomposition zu vereinen: “Das ist immer eine Herausforderung, weil ein sehr unterschiedliches Verständnis vom Bezug von Architektur zur Landschaft besteht. Architekten haben oftmals eigene Strategien für die Entwicklung und Gestaltung der Grundstücke. Die Landschaftsarchitektur hat die Aufgabe, diese unterschiedlichen Ansätze zu vereinen, um ein harmonisches Gesamtbild zu konzipieren.”

 

 

Insgesamt ist es den Architekten gelungen, ihrer eigenen Handschrift treu zu bleiben und dabei dennoch ein einzigartiges Ensemble zu schaffen, das gekonnt mit der umgebenden Naturlandschaft in Interaktion tritt. Großer Pluspunkt – alle Objekte fügen sich äußerst dezent und zurückhaltend in die Landschaft und lassen dem See, den Olivenhainen und Zypressenwäldern großzügig den Vortritt. Schlichte Eleganz par excellence. Was hätte man auch anderes erwarten sollen.

 

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Eden Reserve Hotel, David Chipperfield Architects