Wohnen statt parken

Im 12. Wiener Gemeindebezirk stand Nachverdichtung auf dem Programm. Anstelle eines eingeschossigen Supermarkts mit 40 Parkplätzen sollte nicht nur neuer Wohnraum entstehen, sondern auch der angrenzende Stadtraum aufgewertet werden. Rund um den Neubau galt es, trotz der innerstädtischen Lage, großzügige Grünflächen zu schaffen. Mit Woody M verpackte das Büro Freimüller Söllinger Architektur sämtliche Anforderungen in einem innovativen Entwurf. Die Architekten kombinierten in ihrem Konzept fünf Massivholz-Häuser mit einem Gewerbesockel.

Wohnen statt parken

Im 12. Wiener Gemeindebezirk stand Nachverdichtung auf dem Programm. Anstelle eines eingeschossigen Supermarkts mit 40 Parkplätzen sollte nicht nur neuer Wohnraum entstehen, sondern auch der angrenzende Stadtraum aufgewertet werden. Rund um den Neubau galt es, trotz der innerstädtischen Lage, großzügige Grünflächen zu schaffen. Mit Woody M verpackte das Büro Freimüller Söllinger Architektur sämtliche Anforderungen in einem innovativen Entwurf. Die Architekten kombinierten in ihrem Konzept fünf Massivholz-Häuser mit einem Gewerbesockel.

 

Massivholzbau Woody M in Wien Meidling von Freimüller Söllinger Architektur

 

Um auf der langgezogenen Parzelle in Meidling neben dem Nahversorger mit Parkmöglichkeiten künftig auch 85 freifinanzierte Wohnungen unterzubringen, führten die Wiener Architekten bereits 2014 eine Bebauungsstudie für die notwendige Flächenumwidmung durch. 2019 plante das Büro schließlich den Neubau im Auftrag von Palmers Immobilien SE. Ein solider Betonsockel mit mehreren sanften Knicken bildet die Basis des Projekts. Auf ihm sorgen vier in Querrichtung aufgesetzte, abgetreppte Volumen für Auflockerung. Durch die leichte Zick-Zack-Form spannt der Bau rund um das Erdgeschoss attraktive Außenbereiche auf, die Bewohner empfangen und zum Verweilen einladen. Mit dem Geschwister-Spitzer-Weg entsteht ein neuer Fußgänger- und Radweg, der von nun an die direkte Querung des Areals ermöglicht. An der Südseite mündet der neue Durchgang in einen urbanen Platz, an dem sich ein Eingang, Gemeinschaftsräume und die Zufahrt zur Fahrradgarage befinden. Zusätzlich führt hier eine Freitreppe auf das Wohnplateau, das begrünte Flachdach des Gebäudesockels. Mit unterschiedlichen Raumhöhen und Zwischenebenen reagiert man auf das leichte Gefälle des Bauplatzes und etabliert auf allen Seiten ebenerdige Zugänge zum erneut eingezogenen Supermarkt, der Tiefgarage und den Kellerabteilen.

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Für Auflockerung sorgen

Bei den einzelnen Wohnhäusern handelt es sich um Vollholzbauten. Leicht zueinander versetzt und mit unterschiedlichen Ausrichtungen lassen sie vielfältige Blickbeziehungen zu und garantieren gleichzeitig maximale Privatsphäre im Inneren. Außerdem verleiht die lockere Setzung dem Ensemble einen verspielten Charakter. Den Raum zwischen den Baukörpern bepflanzte man – wie auch die übrigen Außenflächen auf dem Grundstück – in Kooperation mit dem Landschaftsarchitektur-Studio von Carla Lo mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen und verwandelte das Dach der Basis so in ein gemeinschaftlich genutztes Freideck. In den oberen Niveaus entschied man sich für eine abgestufte Kubatur. Die Staffelgeschosse sichern die ausreichende Belichtung der Nachbargebäude und bereichern die Wohnungen um großzügige Terrassen. Während sich die Längsfronten aller vier Volumen mit Fenstern und Loggien nach draußen öffnen, erfolgt die Erschließung über vorgelagerte Laubengänge und Lifttürme. Die Wohnungen erstrecken sich über die gesamte Gebäudetiefe und sind jeweils nach Nord und Süd gerichtet. Mit ein bis vier Zimmern umfassen sie 35 bis 106 Quadratmeter Wohnfläche. Große Verglasungen lenken den Blick in das umgebende Viertel und bringen reichlich Tageslicht in die Räume. Sämtliche Trennwände wurden im Sinne der Nachhaltigkeit so konzipiert, dass sich die Größen der loftartigen Einheiten nachträglich flexibel anpassen lassen. Auch innerhalb der Apartments gibt es viele Möglichkeiten zur individuellen Umgestaltung: ­Regina Freimüller-Söllinger und ihr Team entwickelten einen Grundtyp mit offenem Grundriss. Dieser kann dank verschiebbarer Schrank- und Wandmodule je nach Bedarf und Tageszeit verändert werden.

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An die Umwelt denken

Die vier aufgesetzten Wohnbauten realisierte man in modularer Massivholzbauweise. Nicht nur Decken und Wände, sondern auch Fassaden und Innenausbau wurden zur Gänze in dem ressourcenschonenden Material ausgeführt. Die einzelnen Bauteile aus mehrschichtigem Brettsperrholz wurden vorgefertigt und vor Ort lediglich zusammengesetzt. Aufgrund des hohen Präzisionsgrads der Fertigteile konnte Zeit gespart und Montage-Fehlern vorgebeugt werden. Zudem macht die Konstruktion einen späteren Rückbau möglich. Besonders herausfordernd gestalteten sich – ob der hohen Geschosszahl – die Brand- und Schallschutz-Bestimmungen. Diese wurden prototypisch gelöst und Aufbaustärken je nach statischen Anforderungen materialsparend optimiert. Außen erhält Woody M durch unbehandelte, gehobelte Holzlatten eine einheitliche Optik. In den Wohnungen prägt der Naturwerkstoff die Deckenuntersichten und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Für die gesamte Struktur kamen rund 2.300 m3 Holz aus heimischen Wäldern zum Einsatz. Diese Menge wächst in Österreich laut Angaben der Architekten in nur 40 Minuten nach. Dank des im Holz gebundenen CO2 wirkt das Gebäude obendrein als Kohlenstoffsenke und bietet gegenüber einem herkömmlichen Stahlbetonbau eine CO2-Einsparung von rund 75 %. Ein umweltfreundliches Energiekonzept komplettiert den recycelbaren Holzbau. Geheizt wird mittels Fernwärme über Fußbodenheizung und Radiatoren. Dazu kommen sparsame LED-Leuchten und eine hauseigene Photovoltaik-Anlage, die das Ensemble stimmig abrunden.

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Die Stadt effizienter nutzen

Mit dem Projekt zeigt Freimüller Söllinger Architektur einmal mehr, welches Potenzial im urbanen Raum vielerorts schlummert. Wo zuvor betonierte Parkplatzflächen den ohnehin begrenzen Platz mitten in Meidling versiegelten, profitieren nun die Bewohner von bester Versorgung und öffentlicher Anbindung. Woody M kreiert einen vielfältigen Ort zum Wohnen, Leben, Einkaufen – und Parken. Dank klimafreundlicher Holzbauweise, effizienter Mischnutzung und dynamischer Freiraumplanung mit jeder Menge Grün stellt das Ensemble in Zukunft eine Bereicherung für das gesamte Quartier dar und regt hoffentlich zur Nachahmung an.

 

 

 

Woody M
Meidling, Wien

Bauherr: Palmers Immobilien SE
Planung: Freimüller Söllinger Architektur
Statik: RWT Plus
Freiraumplanung: Carla Lo Landschaftsarchitektur

Grundstücksfläche: 2.683 m2
Bebaute Fläche: 2.176 m2
Nutzfläche Wohnen: 3.680 m2
Nutzfläche Gewerbe: 1.385 m2
Begleitung Flächenwidmung: 2015-2018
Planungsbeginn: 2019
Baubeginn: 2021
Fertigstellung: 2022

www.freimueller-soellinger.at

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Kurt Hoerbst