Alles auf Schiene
In Kooperation mit dem National Trust verwandelten Twelve Architects das stillgelegte Castlefield Eisenbahnviadukt im Herzen von Manchester in einen öffentlichen Park. Er soll dem denkmalgeschützten Wahrzeichen der Stadt neues Leben einhauchen, sowohl Bewohner als auch Touristen anziehen und als partizipatives Pilotprojekt die Bevölkerung in die Revitalisierung des historischen Bauwerks miteinbeziehen.
In Kooperation mit dem National Trust verwandelten Twelve Architects das stillgelegte Castlefield Eisenbahnviadukt im Herzen von Manchester in einen öffentlichen Park. Er soll dem denkmalgeschützten Wahrzeichen der Stadt neues Leben einhauchen, sowohl Bewohner als auch Touristen anziehen und als partizipatives Pilotprojekt die Bevölkerung in die Revitalisierung des historischen Bauwerks miteinbeziehen.
Die im viktorianischen Stil gestaltete Güterzugtrasse verkörpert ein Stück des kulturellen Erbes der Industriestadt. Während man über das Viadukt einst Waren in die Stadt hinein und hinaus transportierte, wurde es seit der Schließung des Hauptbahnhofs Manchester 1969 nicht mehr genutzt. Verantwortlich für das Sanierungs- und Umnutzungsprojekt zeichnete der für Denkmalpflege und Naturschutz zuständige National Trust. Im ersten Schritt konzipierte man den Park lediglich als temporäre Maßnahme. In weiterer Folge sollen dann die Nutzer über seine Zukunft entscheiden: Sie haben ein Jahr lang die Möglichkeit, den urbanen Grünraum zu testen, Anregungen für die Umsetzung der zweiten Phase zu liefern und sich so in die dauerhafte Erneuerung der Trasse einzubringen.
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Der Ausgangsentwurf für den Park stammt vom britischen Büro Twelve Architects. Dieses entwickelte ein modernes Konzept, welches die Originalstruktur aus Gusseisen und Stahl saniert und neu bespielt. Bei der konstruktiven Adaptierung des Castlefield-Viadukts bekamen die Londoner Planer Unterstützung von den Experten von Arup. Wo in den letzten Jahren unkontrolliert Büsche und Sträucher auf der verwitterten Brücke wucherten, gibt es nun drei verschiedene Zonen. Ein Ankunftsbereich empfängt Parkbesucher mit einem Kiosk und Sitzgelegenheiten. Von dort aus kann die öffentliche Grünfläche auf eigene Faust oder mit einer geführten Tour erkundet werden. Der eigentliche Park versteckt sich hinter einer Hecke, die als grüner Vorhang dient und neugierig machen soll. Im mittleren Abschnitt steht – abgesehen von minimalen Eingriffen – die Tragstruktur der Eisenbahntrasse im Mittelpunkt. Nutzer werden hier eingeladen, sich künftige Gestaltungsmöglichkeiten vorzustellen.
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Die letzte Etappe stellt ein potenzielles Nutzungsszenario des Viadukts vor. Große Pflanztröge aus orange-rotem Cortenstahl setzen links und rechts farbige Akzente und greifen die Optik der angrenzenden Backsteinbauten auf. In ihnen wächst ein üppiger Garten mit Pflanzen und Sträuchern. Eine flexible Anbaufläche bietet Partnerorganisationen Platz für wechselnde Installationen. Den Abschluss bildet ein Veranstaltungsgebäude am Ende des Parks. Durch seine große Verglasung überblickt es den unberührten Teil des Eisenbahnviadukts. Künftig soll die neu belebte Trasse nicht nur mehr Natur in die Industriestadt bringen, sondern auch die wichtigsten öffentlichen Orte und Grünflächen Manchesters verbinden. Bleibt abzuwarten, wie sich der Ort unter Berücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung noch verändert.
Text: Edina Obermoser
Fotos: David Bewick / Twelve Architects