BIM-Datenbanken: 3D-Produktbibliotheken für Planer
Online-Datenbanken für Bauprodukte, LV-Texte oder CAD-Details machen die Planung komfortabler. Zunehmend wird auch die BIM-Planung durch BIM-Objekte unterstützt. Wer bietet was? Der Beitrag BIM-Datenbanken: 3D-Produktbibliotheken für Planer erschien zuerst auf architektur-online.
Die additive Fertigung, auch „3D-Druck“ genannt, gehört zu den digitalen Schlüsseltechnologien. Im Architektur- und Baubereich werden inzwischen Möbel, Bauteile oder komplette Gebäude gedruckt. Was sind die Vorteile, wo liegen die Grenzen?
Digitale Produktordner versprechen eine schnellere Bauproduktrecherche, auch von BIM-Objekten. © BIM&CO
Online-Datenbanken für Bauprodukte, LV-Texte oder CAD-Details machen die Planung komfortabler. Zunehmend wird auch die BIM-Planung durch BIM-Objekte unterstützt. Wer bietet was? Was man sich früher in dickleibigen Bauproduktordnern mühsam zusammensuchen musste, steht heute online zum Download bereit. Man muss nur wissen wo! Praktisch alle namhaften Baustoff- oder Bauprodukthersteller stellen ihre Produktinformationen, Ausschreibungstexte, CAD-Details oder BIM-Objekte inzwischen digital auf den eigenen Webseiten bereit. Wer sich im Zeitalter der modellorientierten Planung hersteller- und produktübergreifend informieren und auch BIM-Objekte und Produktdaten herunterladen will, findet in einer wachsenden Zahl an BIM-Datenbanken die passenden Adressen. Was man wo am besten findet, hängt davon ab, was man genau sucht und wofür man es braucht.
Direkt vom Hersteller erhält man Bauproduktdaten aus erster Hand. © Schörghuber
BIM-Bauproduktdaten vom Hersteller
Welches Produktspektrum und welche neuen Produkte bietet der Hersteller? Welche Produkt-, Ausführungs- oder Leistungsvarianten gibt es? Was muss man bei der Planung, Montage und Wartung beachten? Auf diese und weitere Fragen erhält man auf der Webpräsenz von Herstellern meist eine zuverlässige Auskunft aus erster Hand. Für Planer oder Handwerker zugeschnittene Service-Seiten bieten neben allgemeinen Produktinformationen auch LV-Texte, technische Datenblätter, Planungs-, Montage- oder Verarbeitungshinweise, Zertifikate, CAD-Details und immer häufiger auch BIM-Objekte. Allerdings sind Umfänge, Bedienungskonzepte, Präsentationen und Qualitäten der Inhalte sehr unterschiedlich. Teilweise fehlen Vorschaubilder für eine schnelle, visuelle Suche und die Strukturierung der Daten handhabt jeder Hersteller anders. Auch die Anzahl und Art der downloadbaren Datenstrukturen und Datenformate sind sehr unterschiedlich. Bei vielen Herstellern fehlt auch eine Vergleichsmöglichkeit zwischen mehreren Produkten innerhalb einer Produktfamilie. Dafür bieten andere Hersteller mehr oder weniger nützlichen Zusatzservice, beispielsweise in Form von CAD-Planungstools für Detailschnitte oder Konfigurationstools für das Zusammenstellen individueller Produktvarianten. Um diesen Service nutzen zu können, muss man sich allerdings manchmal einmalig registrieren und danach jedes Mal einloggen, was die persönliche Passwort-Merkliste noch länger macht. Lästig ist auch, dass man die für Planer bestimmte Produktrubrik erst umständlich suchen muss, weil jede Hersteller-Webseite ihre eigene Menü-Logik und Ordnungsstruktur hat. Deshalb kommt man per Suchmaschine und den passenden Suchbegriffen, z.B.: [Herstellername], [Produktbezeichnung], BIM-Objekt häufig schneller zum Ziel.
In BIM-Objekten stecken erhebliche Rationalisierungs-, aber auch Marketingpotenziale, weshalb sie immer mehr Bauprodukthersteller anbieten. © BIM&CO
Herstellerübergreifende Produktdatenbanken
Ausschreibungs- und Bauprodukt-Datenbanken wie AIS online, ausschreiben.de, Heinze-Ausschreibungstexte, Sirados-Baudaten ermöglichen eine herstellerübergreifende Produktsuche und -auswahl (architektur 05/2019: Besser ausschreiben). Darüber hinaus gibt es auch spezialisierte Datenbanken, wie den auf nachhaltige Bauprodukte fokussierte DGNB Navigator, Ököbaudat oder Wecobis. Über eine identische Suchmaske und Ordnungsstruktur findet man in einer mehr oder weniger umfangreichen Datenbank mit Produkten unterschiedlicher Hersteller das Passende schnell und zuverlässig. Damit man sich zurechtfindet, sind die Inhalte nach Gewerken, Herstellern, Begriffen oder Standards sortiert. Auch eine Volltextsuche, Suchvorschläge für artverwandte Begriffe oder eine Ähnlichkeitssuche, die Tippfehler toleriert, vereinfachen die Suche. Ergebnisfilter sorgen dafür, dass man sich auch bei vielen Suchtreffern zurechtfindet.
Inhaltlich bieten Bauproduktdatenbanken ähnliches wie die Produktrubriken der Hersteller – von technischen Datenblättern, über LV-Texte bis hin zu CAD-Symbolen und BIM-Bauteilen. Neue Wege geht die Produktdatenbank Plan.One, die unter anderem einen Vergleich ausgewählter Bauprodukte ermöglicht. Damit kann der Planer Bauprodukte über einen Webbrowser oder über ein Plugin direkt in der BIM-Planungssoftware (derzeit Revit und ArchiCAD) anschauen und technische oder gestalterische Eigenschaften vergleichen, beispielsweise Abmessungen, Gewichte, Materialien oder Farben. Detaillierte herstellerspezifische Produkteigenschaften lassen sich nicht vergleichen, dafür aber über die Volltextsuche recherchieren.
Plugins machen die Einbindung digitaler Bauprodukte unterschiedlicher Hersteller in das jeweilige BIM-Projekt einfacher und komfortabler. © Plan.One
BIM-Objektdatenbanken
BIM-Objekte sind virtuelle 3D-Modelle von realen Bauprodukten und sollen für Planer die Konstruktion, Berechnung und Ausschreibung, für Handwerker die Bestellung, Lieferung und Montage von Produkten und für Facility Manager die Instandhaltung, Wartung und Pflege vereinfachen (architektur 02/2016: BIM-Objekte).
Immer mehr Bauprodukthersteller stellen smarte, parametrisierbare, konfigurierbare und mit Produktattributen versehene BIM-Objekte, entweder im BIM-Standardformat IFC oder in proprietären CAD-Datenformaten zum Download bereit. Während die meisten Datenbanken ein breites, gewerkübergreifendes Produktangebot für alle Gewerke offerieren, haben sich andere auf bestimmte Inhalte spezialisiert, wie etwa Architekturobjekte, Möbel und Accessoires oder TGA-Bauteile. Mit den BIM-Objekten verknüpft sind auch wichtige Objektinformationen wie Abmessungen, Materialien, Ausführungen, Kosten, technische Spezifikationen, Richtlinien, Zertifizierungen, Brandschutz-, Schallschutz- und bauphysikalische Daten oder Wartungshinweise, sodass man sie für die Planung, Ausschreibung, Montage und Wartung/Instandhaltung nutzen kann. Teilweise kann man sie auch separat herunterladen und mit eigenen, selbst erstellten BIM-Bauteilen verknüpfen, sodass man sich eine eigene BIM-Bauteildatenbank mit individueller Detailtiefe aufbauen kann. Die Produktsuche funktioniert ähnlich wie bei den Bauprodukt- oder Ausschreibungsdatenbanken per Stichworteingabe oder über nach Bauteilen, Materialien oder Herstellern sortierten Inhaltsangaben. Über kostenlose API-Schnittstellen oder Plugins können Planer auch direkt in ihrer jeweiligen CAD- oder BIM-Software auf die Inhalte zugreifen, ohne BIM-Objekte umständlich manuell herunterladen, im Projektordner ablegen und anschließend in die CAD-Datei laden zu müssen. Das macht die Einbindung digitaler Bauprodukte unterschiedlicher Hersteller in das jeweilige BIM-Projekt einfacher und komfortabler. Entsprechende Möglichkeiten bieten beispielsweise BIMcatalogs.net, BIMobject oder Plan.One. Auch Hersteller haben von BIM-Objektdatenbanken Vorteile: Bauprodukte können mehrsprachig unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten (rechtliche, technische Vorgaben, Richtlinien, Standards etc.) über eine Datenbank international präsentiert werden. Über die detaillierten 3D-Objekte lassen sich Bauprodukte dreidimensional, interaktiv und auch innerhalb virtueller oder erweiterter Realitäten per VR- oder AR-Brille präsentieren.
Sowohl geometrische als auch alphanumerische BIM-Objektdaten können in verschiedenen Formaten heruntergeladen werden. © Stabiplan
Wie unterscheiden sich BIM-Datenbanken?
Den für Nutzer wichtigsten Unterschied macht die in der Datenbank abrufbare Anzahl an Gewerken oder Herstellen, Produkten oder Artikeln aus. Wie groß das Angebot ist, kann man am besten anhand von Suchtreffern zu bestimmten Begriffen abschätzen, beispielsweise zu den Themen Sanitär, Heizung, Klima, Lüftung, Brandschutz oder Gebäudeautomation. Sind die Suchtreffer gering, lohnt sich unter Umständen eher eine Recherche direkt bei den Herstellern. Ist die Ausbeute groß, sollten Filterfunktionen die Sichtung der Suchtreffer vereinfachen, etwa nach Relevanz, Gewerk, Hersteller, Aktualität (Datum), Abmessungen, Material, Varianten, Vertriebsländern etc. Auch die Suche selbst sollte sowohl nach unterschiedlichen Kategorien (Gewerke, Hersteller, Begriffe) als auch eine Volltextsuche möglich sein, wobei Suchvorschläge und eine Ähnlichkeitssuche die Suche erleichtern.
Zu den Besonderheiten von BIM-Datenbanken gehört die Objektvorschau. BIM-Objekte lassen sich wahlweise zwei- oder dreidimensional, als Isometrie oder Perspektive, Drahtmodell, Schnitt, als schattiertes Objekt oder als Animation betrachten. Mit der Maus lässt sich das Objekt interaktiv drehen, bewegen oder zoomen. Teilweise lassen sich die Objekte auch per VR- oder AR-Brille im virtuellen Raum erleben. Die BIM-Objektdaten beschreiben in der Regel ein reales Produkt, teilweise lassen sich aber auch produktneutrale Objektdaten ohne Herstellerangabe herunterladen. Auch die alphanumerischen BIM-Objektdaten lassen sich teilweise separat vom BIM-Modell herunterladen. Die geometrische und alphanumerische Informationstiefe kann man in der Regel passend zur jeweiligen Planungsphase über wählbare Level of Detail (LOD) oder Level of Information (LOI) einstellen. Teilweise können Nutzer auch eigene BIM-Objekte hochladen und anderen Nutzern verfügbar machen. Einige BIM-Datenbanken halten neben dem BIM-Modell auch produktspezifische oder produktneutrale LV-Texte als Kurztext oder Langtext, ferner Preise, Fotos, PDF-Datenblätter, Normen, Zertifikate und sonstige Dokumente bereit. Zu den weiteren Funktionen zählen Produktvergleiche. Dabei kann eine Auswahl von Produkten in vom Anwender wählbaren Kategorien verglichen werden. Die Anzeige ähnlicher Produkte vereinfacht die Suche. CAD-Plugins ermöglichen den direkten BIM-Objektdownload in das Gebäudemodell des CAD-Programms. Zu den Download-Formaten zählen neben verschiedenen Textformaten auch PDF, DXF, DWG, XLS und IFC. Meist lassen sich auch native CAD-Datenformate der Programme herunterladen, beispielsweise Revit, Tekla oder MicroStation. ISO 16757-konforme BIM-Objektdaten ermöglichen einen umfassenden Austausch von TGA-Produkten, das COBie-Datenformat eine Anbindung an Facility Management-Systeme. Entscheidend für die Aktualität und Gültigkeit der Daten ist eine regelmäßige Aktualisierung, die meist kontinuierlich durch den Hersteller erfolgt. BIM-Datenbanken sind für Anwender meist kostenfrei.
Recherchiert man BIM-Objekte über herstellerübergreifende BIM-Objektdatenbanken, hat man eine größere herstellerübergreifende Auswahl. © BIMobject
Fazit: Zu viele Details, zu wenig Struktur
Die Suche nach dem passenden Bauprodukt ist dank Internet zwar einfacher geworden, aber auch die digitale Produktsuche kostet viel Zeit und bringt nicht immer die gewünschten Ergebnisse. Das liegt zum einen am Überangebot an Bauprodukten, zum anderen an fehlenden einheitlichen Strukturen und Standards: Jeder Hersteller verwendet eigene Produktbezeichnungen, -beschreibungen und -gliederungen in unterschiedlichen Detailtiefen, was Recherchen – und erst recht Produktvergleiche erschwert. Hersteller und Verbände wie buildingSMART e.V., der Fachverband Bauprodukte digital und viele andere Interessensverbände arbeiten deshalb intensiv an der (Weiter-)Entwicklung von Richtlinien. Am praktischen Einsatz von BIM-Objekten hapert es allerdings noch aus unterschiedlichen Gründen: So sind die Detaillierungsgrade und Informationstiefen von herstellerspezifischen BIM-Objekten meist aus Marketinggründen viel zu groß und die Detaillierungstiefen (LOD, LOI) teilweise nicht wählbar. Einige BIM-Anwender erstellen sich deshalb einfache Platzhalter, die individuell mit den gewünschten Bauteilinformationen angereichert werden. Einige Bauprodukthersteller und BIM-Objektdatenbankanbieter haben dieses Problem erkannt und arbeiten an entsprechenden Lösungen. Bis es soweit ist, werden Planer allerdings weiterhin ihre wertvolle Zeit mit dem Stöbern in digitalen Produktordnern vergeuden müssen.
Sind die Objektdaten im BIM-Modell eingebunden, kann man auf alle relevanten Produkt-, Service- und Wartungsinformationen zugreifen. © Lamilux
BIM-Datenbanken und Anbieter*
BIM.archiproducts (https://bim.archiproducts.com), BIM&CO (www.bimandco.com), BIMcatalogs.net (www.bimcatalogs.net), bimobject (www.bimobject.com), buildup. (https://de.buildup.group), Heinze BIM (www.heinze.de/bim), MagiCAD Cloud (www.magicloud.com), MEP content (www.mepcontent.eu),NBS National BIM Library (www.nationalbimlibrary.com), Plan.One (www.plan.one), Polantis (www.polantis.com), SYNCRONIA (www.syncronia.com)
Literatur und Links*
Ernst & Sohn (Hrsg.): Bauprodukte digital 2018, 2019, 2020, Ernst & Sohn Verlag, Berlin
Westphal, T: Die Zukunft ist Open – BIM-Objekte für den Bauprozess, aus: Build-Ing 3/2019, Huss-Medien, Berlin
Winkler, J.: „Jede Tür ist anders“, aus: Build-Ing. 3/2019, Huss-Medien, Berlin
www.bv-bausysteme.de – Bundesverband Bausysteme
www.productsforbim.com – Fachverband BIM-Objektdaten
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Der Beitrag BIM-Datenbanken: 3D-Produktbibliotheken für Planer erschien zuerst auf architektur-online.