Eine Sequenz an Räumen
Inmitten der Hochwüste Oregons planten Mork-Ulnes Architects für ein technologieaffines Paar das erste in Amerika gefertigte und gebaute Einfamilienhaus in CLT-Bauweise. Entstanden ist eine möglicherweise neue Wohntypologie für eine Zeit, in der die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt neu bewertet und definiert wird. Die bikulturelle Mentalität der Architekten spiegelt sich dabei in einer Mischung aus skandinavischer Geradlinigkeit und kalifornischer Offenheit für Innovationen wider.
Inmitten der Hochwüste Oregons planten Mork-Ulnes Architects für ein technologieaffines Paar das erste in Amerika gefertigte und gebaute Einfamilienhaus in CLT-Bauweise. Entstanden ist eine möglicherweise neue Wohntypologie für eine Zeit, in der die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt neu bewertet und definiert wird. Die bikulturelle Mentalität der Architekten spiegelt sich dabei in einer Mischung aus skandinavischer Geradlinigkeit und kalifornischer Offenheit für Innovationen wider.
„Die Bauherren kamen mit der Idee zu uns, eines der ersten in den USA produzierten CLT-Häuser zu bauen. Sie waren begeistert von den vielversprechenden Möglichkeiten dieses Systems, insbesondere von dem Nachhaltigkeitsfaktor, ein Gebäude komplett aus Holz zu errichten und damit einen Kohlenstoffspeicher zu schaffen. Wie so oft bei der frühen Anwendung neuer Technologien erforderte der Lernprozess im Zuge der Umsetzung Zeit und Mühe. Der Enthusiasmus und die Entschlossenheit der Bauherren aber, Vorreiter sein zu wollen, haben das Projekt wirklich vorangetrieben, so dass es in vielerlei Hinsicht als beispielhaft zu bezeichnen ist”, sagt Casper Mork-Ulnes über das Octothorpe House in der Hochwüste Oregons an der Nordwestküste der USA.
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Die Entscheidung der Auftraggeber, aus der Großstadt in den kleinen Ort Bend südöstlich von Portland zu ziehen, basierte auf dem Wunsch, gemeinsam mit ihrem Kind zukünftig ein naturnäheres Leben führen zu wollen. Nicht nur umgeben von Seen, Bergen und Wüstenlandschaften, sondern als Teil des großen Ganzen. Das Briefing lautete schlicht: Das Haus sollte umweltfreundlich und fortschrittlich konzipiert sein, ein hohes Maß an Flexibilität bieten und die Wüstenlandschaft miteinbeziehen. So wachsen nun vor dem Fenster Salbeibüsche und Wacholder gerahmt vom Panorama der schneebedeckten Gipfel der Three Sisters Mountains und des Deschutes River National Waldes.
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Während Brettsperrholzkonstruktionen in unseren Breitengraden längst keine Seltenheit mehr darstellen, darf das Octothorpe House in den USA diesbezüglich durchaus als Vorreiter gelten. Alle für das Gebäude nötigen CLT-Elemente wurden aus nachhaltig gewonnenem SFI/COC-Holz hergestellt, das in einem Werk in Montana mit VOC-armen Klebstoffen verleimt und laminiert wurde. Laut den Architekten konnten so 25 Tonnen Kohlenstoff gebunden und 15 Tonnen Treibhausgasemissionen gegenüber einer herkömmlichen Konstruktionsweise vermieden werden. Ein weiterer Pluspunkt der Innenwände aus Kiefer, Fichte und Tanne, deren Oberflächen natürlich belassen und nur geölt wurden, ist das angenehme Raumklima. Im Außenbereich planten die Architekten Shou Sugi Ban ein, ein gebranntes Zedernholz, das wasserfest und resistent ist gegenüber Fäulnis, Insekten sowie Feuer und über die Zeit kaum Pflege beansprucht.
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Bei der Konzeption des auf einer Fläche von 310 m2 ebenerdig angelegten Hauses setzten Mork-Ulnes auf einen ausgeklügelten Grundriss: Vier sich kreuzende Sheddächer zonieren den Raum in öffentliche und private Bereiche, die sich um einen vollständig geschlossenen Innenhof in der Mitte des Gebäudes sowie an sieben weitere halbgeschlossene Höfe zur Fassade hin orientieren. Die so entstehende fließende Abfolge von Räumen ist von Luft und Licht durchflutet, die Bewohner können sich um den zentralen Hof herumbewegen oder ihn durchqueren, wenn die Türen offen stehen. Der kreuz und quer angelegte Grundriss eignet sich – gerade an heißen Sommertagen – für eine natürliche Querlüftung. Verdeckt integrierte Schattenspender bieten ergänzend Schutz vor der intensiven Einstrahlung der Hochwüstensonne von Oregon.
„Der Entwurf für das Octothorpe House wurde stark von den natürlichen Formen, Farben und Texturen der Wüstenlandschaft beeinflusst. Die einfache Formgebung und die einfarbige Hülle sind der natürlichen Umgebung nachempfunden”, erklärt die Innenarchitektin Lexie Mork-Ulnes das gestalterische Konzept der Innenräume. Inspiriert wurde die Einrichtung von Donald Judds Chinati Foundation in Marfa, Texas. Staubige Farbtöne, welche die natürliche Wüstenlandschaft aufgreifen, prägen in Verbindung mit einem skulpturalen Design den Raum. Dazu kombinierten die Architekten einfache Möbel in geometrischen Formen mit Wolle, Filz, Naturleder und Holz. Der außergewöhnliche Couchtisch aus Douglasie im Wohnbereich etwa wurde von der Holzmöbelkünstlerin Yvonne Mouser eigens für das Octothorpe House gefertigt und steht sinnbildlich für die Verbundenheit der Bewohner mit der umgebenden Naturlandschaft.
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In Bezug auf den Grundriss organisiert sich das Haus um lichtdurchflutete, wie an einer Kette aufgefädelte Räume, von denen sich orchestrierte Einblicke in den zentralen Innenhof und weite Ausblicke auf den Himmel und die Wüste eröffnen. Diese atypische Organisation schafft eine reizvolle Verbindung mit der Umgebung und integriert das Gebäude mit seiner gedämpft-aschigen Farbgebung der Fassade auf natürliche Weise in die gewachsene Landschaft. Der in seiner Ausgestaltung relativ homogen gehaltene Innenraum dient indessen hauptsächlich dazu, dem Nutzer ein Gefühl der Freiheit zu vermitteln. Großzügige Fensterflächen ermöglichen nicht nur Ein- und Ausblicke, sondern auch Durchblicke und stellen ein faszinierendes Spiel an Perspektiven und Sichtachsen dar.
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Während sich der Wohnraum im Frühling, Sommer und Herbst durch das Öffnen der angrenzenden Schiebetüren unter der strahlenden Sonne um die Innenhöfe erweitert und somit eins wird mit der Natur, lassen selbige – nun geschlossen – im Winter viel Licht und Luft ins Innere. Trotz der schützenden Barriere verstärkt die Wohnung dann – den Blick auf die verschneite Landschaft gerichtet – das Gefühl, im Freien zu sein. Im Sinne eines technologisch fortschrittlichen, allerdings technikreduzierten Konzepts wurde das Gebäude anhand der Sonneneinstrahlung ausgerichtet. So erhält das Octothorpe House den ganzen Tag über volle Sonneneinstrahlung, wobei die Ausrichtung den Wechsel von Sonne und Schatten ermöglicht. Ein einfaches Design mit Tageslichtdurchlässigkeit und integriertem Sonnenschutz sorgt für Beschattung und verhindert unerwünschte Wärmeeinträge.
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Hocheffiziente Bauteile wie thermisch getrennte Hochleistungsfenster und -türen, eine hinterlüftete Regenschutzwand sowie eine hocheffiziente Fußbodenheizung sind neben dem Einsatz von Dark-Sky-Außenbeleuchtungen zur Reduktion der Lichtverschmutzung nur einige Besonderheiten des Projekts, das außerdem mit Sanitärarmaturen ausgestattet wurde, die den Wasserverbrauch senken. Die Landschaft rund um das Gebäude ist mit einheimischen Gewächsen bepflanzt, die wenig Wasser benötigen und in den heißen Sommern gut gedeihen.
Octothorpe House
Bend, Oregon, USA
Bauherr: Privat
Planung: Mork-Ulnes Architects
Mitarbeiter: Casper Mork-Ulnes, Lexie Mork-Ulnes, Greg Ladigin, Phi Van Phan
Statik: Eclipse Engineering
BGF: 310 qm
Planungsbeginn: 11/2016
Bauzeit: Frühjahr 2018 – 11/2020
Fertigstellung: 12/2021
Text: Linda Pezzei
Fotos: Jeremy Bittermann / JBSA