Erhalt und Wiedergeburt

Ombú ist das Ergebnis einer innovativen Partnerschaft zwischen dem Architekturbüro Foster + Partners und dem Unternehmen ACCIONA, einem der führenden Anbieter erneuerbarer Energien. Das ambitionierte Projekt zielte darauf ab, das historische Industriegebäude aus dem Jahr 1905 in eine moderne Büro- und Arbeitsumgebung zu verwandeln, die nicht nur den höchsten Standards für Nachhaltigkeit entspricht, sondern auch einen positiven sozialen Beitrag leistet.

Erhalt und Wiedergeburt

Ombú ist das Ergebnis einer innovativen Partnerschaft zwischen dem Architekturbüro Foster + Partners und dem Unternehmen ACCIONA, einem der führenden Anbieter erneuerbarer Energien. Das ambitionierte Projekt zielte darauf ab, das historische Industriegebäude aus dem Jahr 1905 in eine moderne Büro- und Arbeitsumgebung zu verwandeln, die nicht nur den höchsten Standards für Nachhaltigkeit entspricht, sondern auch einen positiven sozialen Beitrag leistet.

 

 

Ursprünglich von dem renommierten Architekten Luis de Landecho entworfen, spielte das mittlerweile einzige erhaltene Ziegelgebäude der ehemaligen „Cerro de la Plata Industrial Gasification Society“ eine bedeutende Rolle in der Energieversorgung der umliegenden Gebiete. Nach Jahren des Verfalls und der Vernachlässigung drohte es, dem Abriss zum Opfer zu fallen, bis es schließlich von ACCIONA erworben wurde. Diese Rettungsaktion markierte den Beginn eines ehrgeizigen Projekts zur Wiederbelebung und Neugestaltung des Gebäudes, das heute als Ombú bekannt ist.

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Dabei hatte das Team Glück mit der vorhandenen Situation – das Gebäude war in gutem Zustand und erforderte nur einige wenige ästhetische Anpassungen. Die vorhandene Tragstruktur, die die geneigten Stahlträger stützt, konnte ohne große Anpassungen weiterverwendet werden. Die historische Gebäudehülle wurde vollständig erhalten, um über 10.000 Tonnen Originalziegel zu konservieren und die Umweltauswirkungen deutlich zu mindern. Weitere markante Merkmale des alten Industriebaus sind sein historisches – und glücklicherweise ebenfalls sehr gut erhaltenes – Holzdach und die großen gusseisernen Fenster. Schlanke graue Rohre entlang der geneigten Innenfläche des Daches bieten eine sensible Möglichkeit, das Sprinklersystem zu verstecken. Wo einst ein Schornstein in der Mitte des Daches stand, befindet sich jetzt ein Oberlicht aus PV-Glas, das Strom erzeugt und gleichzeitig den Bedarf an künstlicher Beleuchtung im riesigen Raum reduziert. Anstatt die markanten Fenster entlang der Kanten komplett auszutauschen, wurden ihre gusseisernen Rahmen erhalten, aber die alten Glasscheiben durch modernes Kunstglas ersetzt, um Zugluft zu reduzieren und Wärmebrücken zu minimieren. Dadurch behält der große Raum seine bestehende Atmosphäre, und bei einem Besuch am späten Nachmittag werden schöne Schatten über den Boden geworfen. Die thermische Masse der strukturellen Mauern hält den Raum auch an einem sonnigen Sommertag angenehm kühl.

 

 

 

Herzstück der neuen Arbeitswelt ist die neue CLT-Struktur, die von den Architekten in den gesamten Raum eingefügt wurde und diesen um 3 Ebenen erweitert. Sie besteht aus nachhaltig beschafftem Holz aus lokalen Wäldern und ermöglicht räumliche Flexibilität, während sie gleichzeitig Beleuchtung, Belüftung und andere Dienstleistungen integriert. Beim Betreten des Gebäudes durch den Haupteingang an der Calle de Ombú, der auf Bodenniveau in das Gebäude führt, bleibt es den Besuchern fast verborgen, dass sie sich bereits auf der ersten Ebene der hinzugefügten Intervention befinden. Ein vorhandener Portalkran – einst zum Transport von Kohle verwendet – wurde erhalten und aufbereitet. Mit neuem Motor und drahtloser Steuerung versehen platzierte er die vorgefertigten Holzelemente während des Baus.

 

 

Das Konzept für die Gestaltung des Arbeitsumfelds basiert darauf, dass sich die bis zu 800 Mitarbeiter frei im gesamten Gebäude verteilen können. Eine Vorstellung, von der der Kunde erst überzeugt werden musste. Immerhin fand die Planung statt, bevor die Pandemie zuschlug und offenere Arbeitsplatzkonzepte vielerorts zur Norm wurden. So hat jedes Geländer um die gestaffelten Holzplattformen einen kleinen Grat, gerade groß genug, um einen Laptop zu halten. Und dank des gemäßigten Klimas Madrids bietet ein neuer Innenhof die Möglichkeit, auch bequem im Freien zu arbeiten. Dieser wird von den Architekten als „englischer“ Innenhof beschrieben, da er von vier Wänden umgeben ist – eine Anspielung an die Höfe der Oxbridge-Colleges. Dieser Hof – gefüllt mit Wasserflächen und einigen der über 350 frisch gepflanzten Bäume auf dem Areal – verbindet sich über großzügige Öffnungen in der untersten Ebene mit dem großen Raum und bietet neben Arbeitsplätzen im Freien diverse Bereiche für informelle Treffen.

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Die lokalen Pflanzen am gesamten Gelände wurden sorgfältig ausgewählt, um deren Gesamtwasserverbrauch zu reduzieren, welcher aus lokalen Quellen gespeist wird. Ziel ist es, dass dieser grüne, halböffentliche Raum Verbindungen zwischen dem Gebäude und der umliegenden Gemeinschaft herstellt, wobei der angrenzende Raum, welcher der Stadt gehört, ebenfalls passend umgestaltet wurde. Der Außenbereich von Ombú ist eingezäunt, aber während der Arbeitszeiten für die Öffentlichkeit frei zugänglich.

 

 

Eine der herausragenden Eigenschaften von Ombú ist seine ökologische Nachhaltigkeit. Das Projekt wurde konzipiert, um die strengen Anforderungen des Pariser Abkommens zu erfüllen und eine positive ökologische Bilanz zu erreichen. Dies wird durch eine Vielzahl innovativer Technologien und Designlösungen erreicht, darunter die Verwendung von nachhaltigem Holz für die interne Struktur, die Integration von Photovoltaik-Technologien für die Energieerzeugung und die Schaffung von grünen Außenbereichen, die zur Verbesserung des lokalen Mikroklimas beitragen. Das brachte dem Projekt nicht nur eine LEED Platinum Zertifizierung, sondern auch eine Präsentation bei der COP26 als Fallstudie für das World Green Building Council ein. Darüber hinaus bietet Ombú einen vielversprechenden Ausblick auf die Zukunft der städtischen Entwicklung und Stadtplanung. Durch die Schaffung von lebendigen, multifunktionalen Arbeits- und Lebensräumen in historischen Gebäuden können Städte ihre kulturelle Identität bewahren und gleichzeitig den Anforderungen einer modernen, nachhaltigen Gesellschaft gerecht werden.

 


„Ombú verwandelt ein industrielles Ödland in einen neuen Garten in der Stadt. Madrids angenehmes Klima ermöglicht Arbeitsplätze sowohl im Freien als auch drinnen und schafft so einen flexiblen und begehrten Lebensstil. Natürliche Materialien werden in das bestehende Gebäude integriert, was zu biophilen Räumen beiträgt, die gut für das Wohlbefinden und die Produktivität sind.“

 Norman Foster

 

 

Bürogebäude Ombú
Madrid, Spanien

Bauherr: ACCIONA
Planung: Foster + Partners
Mitarbeiter: Norman Foster, Nigel Dancey, Taba Rasti, Pablo Urango, Emilio Ortiz Zaforas, Chris Trott, Arpan Bakshi, Martha Tsigkari, Sherif Tarabishy

In Zusammenarbeit mit: Ortiz León arquitectos
Generalunternehmer: ACCIONA
Mechanical Engineer: JG ingenieros
Landschaftsarchitektur: K8 Paisajismo
Lichtplanung: Artec 3
Holzstruktur: Enmadera (Miguel Nevado)
Fassade: ENAR (Envolventes Arquitectónicas)

Planungsbeginn: 2018
Fertigstellung: 06/2022
Bebaute Fläche: 15.266 m2
Nutzfläche: 19.500 m2

www.fosterandpartners.com

 

 

Text: Andreas Laser
Fotos: Nigel Young