Erstes digitales Brillux Architektenforum

Kopenhagen ist auf dem besten Weg, bis 2025 zur weltweit ersten CO2-neutralen Hauptstadt zu werden. Mit welchen Mitteln die Dänen dieses hochgesteckte Ziel derart erfolgreich anpacken, warum auch soziale Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt und wie ästhetisch solche Transformationen sein können – das wurde beim ersten digitalen Brillux Architektenforum in hochkarätigen Vorträgen besichtigt und von mehr als 120 Teilnehmenden engagiert diskutiert.

Erstes digitales Brillux Architektenforum

Kopenhagen ist auf dem besten Weg, bis 2025 zur weltweit ersten CO2-neutralen Hauptstadt zu werden. Mit welchen Mitteln die Dänen dieses hochgesteckte Ziel derart erfolgreich anpacken, warum auch soziale Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt und wie ästhetisch solche Transformationen sein können – das wurde beim ersten digitalen Brillux Architektenforum in hochkarätigen Vorträgen besichtigt und von mehr als 120 Teilnehmenden engagiert diskutiert.

 


Lebensqualität am Wasser mit nachhaltigem Konzept: Das neue Kopenhagener Quartier Nordhavn transformiert einen Industriehafen zu einem Wohn- und Arbeitsviertel für viele tausend Menschen.
© rasmus hjortshøj coast

 

Nordhavn: Aus einem Industriehafen mit 3,5 Millionen Quadratmetern Fläche wird ein nachhaltiges Stadtquartier für 40.000 Einwohner und zusätzlich ebenso vielen Arbeitsplätzen. Superkilen: Ein Park sucht den Diskurs und schafft einen neuen Ort der Identität für Menschen aus über 60 Nationen. Amager Bakke mit Copenhill: Ein Müllheizkraftwerk geht seiner Arbeit nach und lässt die Bürgerinnen und Bürger auf seinem Rücken Ski fahren. All diese Projekte sind keine verwegenen Utopien, sondern gebaute Realitäten in der dänischen Metropole Kopenhagen. Auf dem ersten digitalen Brillux Architektenforum wurden sie anschaulich von Planerinnen und Planern präsentiert und rege im Detail diskutiert – moderiert von der Architektin Claudia Neeser vom organisierenden Büro guiding architects munich in Zusammenarbeit mit Alessandra Speziali.

 

 


Durchdachtes Design bringt Menschen aus vielen Kulturen an einem gemeinsamen, neuen Identitätsort zusammen: Die Parkanlage Superkilen in einem Multikulti-Stadtteil Kopenhagens fördert soziale Nachhaltigkeit.
© Iwan Baan

 

Nachhaltige Mobilität als Voraussetzung
Mehr als 120 Architektinnen und Architekten hatten sich für die dreistündige Online-Veranstaltung angemeldet. Ihr Titel – „Kopenhagen – nachhaltige Strategien auf dem Weg zur CO2-neutralen Hauptstadt“ – setzte die Klammer für die überaus anregenden Einzelbetrachtungen. Vor welcher Kulisse der Umbau der Stadt abläuft, stellte Bo Christiansen in seinem Eingangsvortrag zur „Eco-Metropole“ eindrücklich dar. „Hier in Kopenhagen akzeptiert man Automobile, aber nicht deren Dominanz“, so der Architekt, der sich mit seiner Firma Scaledenmark ganz der Architekturvermittlung verschrieben hat. Ein ausgefeiltes Mobilitätskonzept, das den öffentlichen Nahverkehr sowie die Fortbewegung zu Fuß und mit dem Rad so attraktiv wie möglich macht, sei das Rückgrat der nachhaltigen Weiterentwicklung der Stadt und müsse als Erstes angegangen werden. Gleichzeitig ziele die Planung darauf ab, die urbane Lebensqualität maximal zu erhöhen und schon jetzt – Stichwort: Schwammstadt – den Klimawandel mitzudenken.

 

 


Das Müllheizkraftwerk Amager Bakke verbindet sich mit Copenhill – einer Outdoor-Sportanlage und einem alpin inspirierten Park – zu einem nachhaltigen und lebenswerten öffentlichen Raum.
© Bo Christiansen


Transformation als Teil des Wandels
Wie diese Maximen großmaßstäblich und konkret in Kopenhagen umgesetzt werden, führte Caroline Nagel beispielhaft aus. Die Architektin ist Projektpartnerin von COBE in Kopenhagen. Das Architekturbüro hat den Masterplan für das riesige Vorhaben Nordhavn entwickelt. Zusätzlich zu den Pfeilern nachhaltige Mobilität und Entwicklung der entsprechenden Infrastruktur illustrierte die Architektin eine weitere wichtige Säule: In Nordhavn wurde und wird der Erhalt und die Transformation bestehender, identitätsstiftender Gebäude bewusst adressiert. „Der Umgang mit Typologien ist in Kopenhagen wichtig und es wird dafür gekämpft, sie zu benutzen und neu zu gebrauchen“, betonte Nagel. Weiterer wichtiger Aspekt:  Durch die Reinigung des Hafenbeckens konnte das Wasser als wichtiges Element des Freiraums den Kopenhagenern zunutze gemacht werden – hierin kann sogar geschwommen werden.

 


© Bo Christiansen

 

Die Macht von Bildern als greifbare Identitätsstifter
Eine weitere faszinierende Gestaltung, die das Zeichen- und Bildhafte zum nutzbaren Prinzip für ein Mehr an sozialer Nachhaltigkeit erklärt, stellte der Landschaftsarchitekt und Creative Director von Topotek1, Martin Rein-Cano, vor. Sein Büro hat zusammen mit den Planern von BIG | Bjarke Ingels Group, SUPERFLEX und intensiver Einwohner-Partizipation den Park Superkilen im multikulturellen Nørrebro-Viertel gestaltet. „Besetzt diesen Ort mit Objekten und Artefakten aus eurer ursprünglichen Heimat und lasst so einen neuen Identitätsort entstehen“ lautet die Aufforderung an die Menschen. Von Laternen und Werbeobjekten bis hin zu Gullideckeln und typischen Pflanzen und Bäumen ordnet das Konzept Signaturen aus aller Herren Länder zu einem neuen Kontext an. Grenzüberschreitend funktioniert auch das letzte Projekt, das Bo Christiansen vorstellte. Die Verbindung des Müllheizkraftwerks Amager Bakke, das BIG | Bjarke Ingels Group und SLA Architects entworfen haben, mit einer Outdoor-Sportanlage und einem alpin inspirierten Park verwandelt ein ehemaliges Industriegebiet zu einem nachhaltigen und lebenswerten öffentlichen Raum.

 

 

Auch Finanzierungsmodelle und Haltung sind Innovationstreiber
Hoch interessiert zeigten sich die Teilnehmenden des Architektenforums auch daran, was die Dänen im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn anders – und dadurch besser und schneller – machen. Ein Schwerpunkt liegt dabei sicherlich auf der Finanzierung vieler Projekte durch Private Public Partnerships. „Diese entlasten die öffentlichen Haushalte natürlich ungemein“, so die ebenfalls zugeschaltete Birthe Bertelsen von der Abteilung für Stadtentwicklung der Stadt Kopenhagen.  Weniger Bürokratie, dafür mehr Lust am Dinglichen und Pragmatischen – all das führe in Dänemark darüber hinaus laut der Referentinnen und Referenten zu mehr Tempo im dringend notwendigen nachhaltigen städtischen Wandel. Die lebhafte Diskussion, moderiert von der Architektin Claudia Neeser vom organisierenden Büro guiding architects munich, zeigte: Best-Practice-Einblicke für nachhaltige Stadtplanung und ökologisches Bauen sind heute wichtiger denn je.

 

Mehr Inspirationen für Architekturschaffende gibt es von Brillux schon in Kürze.
Mehr dazu auf www.brillux.de/service/veranstaltungen/digitale-nachmittagsarchitektur