Hölzerne Höhle
Das National Museum of Qatar in Doha ist nicht nur äußerlich ein architektonisches Highlight. In seinem Inneren bezieht sich die Gestaltung des Museumsshops von Koichi Takada Architects eindrucksvoll auf eine Besonderheit, die die Natur des Landes zu bieten hat.
Das National Museum of Qatar ist nicht nur äußerlich ein architektonisches Highlight. In seinem Inneren bezieht sich die Gestaltung des Museumsshops von Koichi Takada Architects eindrucksvoll auf eine Besonderheit, die die Natur des Landes zu bieten hat.
Die Natur als Inspiration zu nutzen ist immer eine gute Idee. In Doha passiert das beim National Museum of Qatar auf zweifache Weise. Für den Museumsbau übersetzt der französische Stararchitekt Jean Nouvel die Erscheinung einer Sandrose in eine architektonische Form. Längst ist diese mit ihrer einprägsamen Erscheinung zu einer Ikone der Stadt geworden. Ein ähnlich imposantes Bild zeichnet sich auch im Museumsshop im Gebäudeinneren ab, der auf die für den Wüstenstaat charakteristischen Karsthöhlen Bezug nimmt. Anders als bei den natürlichen Hohlräumen im Gestein wird deren Atmosphäre hier in Holz übersetzt. Die Besucherinnen und Besucher des Museums tauchen in eine hölzerne Höhle ein, die wie eine Schlucht inszeniert ist. Sie scheinen sich am tiefsten Punkt der Höhle zu befinden, von wo aus sie ihre Erkundungstour durch das Höhleninnere als Geschäft mit seinen zahlreichen Souvenieren starten können. Links und rechts erheben sich Schicht für Schicht die massiven Interpretationen der Höhlenwände auf bis zu neun Meter Höhe. Auf organische Weise wölben sich diese mal vor und mal zurück. Zusammengesetzt sind sie aus etwa 40.000 hölzernen Einzelteilen, deren Form mittels CNC-Fräse erstellt wurde. Kein Teil gleicht dabei dem anderen, dementsprechend hat jedes seinen eigenen spezifischen Platz.
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Die Vor- und Rücksprünge der Wand nehmen Regale auf und auch die Tische sind aus den geschichteten Holzteilen gebildet. Der Museumsshop wirkt so als ein zusammengehörendes Ganzes, das dem einheitlichen Höhlenkonzept unterliegt. Die Beleuchtung ist in ebenso in diesen integriert. Das Licht scheint von oben herab und unterstreicht so die organische Form. Ergänzend sind an den höchsten Punkten des hölzernen Höhlengebildes großflächige Oberlichter angebracht, die den Zugang von der Oberfläche in die beeindruckenden unterirdischen Hohlräume imitieren.
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Eine Entdeckungstour durch den von Koichi Takada Architects gestalteten Museumsshop macht Lust auf mehr und lädt dazu ein, die Karsthöhlen auch in natura zu besuchen. Die größte des Landes befindet sich dabei nur etwa eine Autostunde vom National Museum of Qatar entfernt und ist definitiv eine Reise wert.
Text: Alexandra Ullmann
Fotos: Tom Ferguson