Mit dem Luftschiff zum Friseur
Die Erzählung Gullivers Reisen (1726) vom irischen Poeten Jonathan Swift hat in Japan einige Künstler und Schriftsteller inspiriert – bis heute anscheinend. Denn der Auftraggeber des Studio fathom wollte beim Design des Miyanishi Yakeyama Haarsalons in der japanischen Stadt Kure das Thema von Laputa, der schwebenden Insel aus dem Roman, visualisiert haben. Der Beitrag Mit dem Luftschiff zum Friseur erschien zuerst auf architektur-online.
Die Erzählung Gullivers Reisen (1726) vom irischen Poeten Jonathan Swift hat in Japan einige Künstler und Schriftsteller inspiriert – bis heute anscheinend. Denn der Auftraggeber des Studio fathom wollte beim Design des Miyanishi Yakeyama Haarsalons in der japanischen Stadt Kure das Thema von Laputa, der schwebenden Insel aus dem Roman, visualisiert haben. Im Buch hat sie 4½ Meilen (ca. 7¼ km) im Durchmesser und ein Diamant-Magnet im Zentrum lässt die Insel in Kombination mit magnetischen Kräften schweben.
Der Designer Hiroyuki Nakamoto, Direktor des Studios, wählte einen außergewöhnlichen Zugang zur Lösung: Anstatt sich auf eine kostspielige Animation von Laputa in den Innenräumen zu verlassen, nahm er das Thema von Goliath – das Luftschiff mit dem Gulliver die Insel erreicht – auf. Im Augenblick als Goliath die Insel erreicht, zeigt sich durch das Fenster des Luftschiffes das Grün des Luftschlosses und die Landschaft. Und so benutzt er das alte Luftschiff als Motiv.
Ein lang gezogenes, abgerundetes Fenster und ein Torbogen begrüßen die Kunden. Auf der nur sehr grob verputzten Fassade sind offen Kupferrohre verlegt und ein ganzes Wirrwarr von Rohren samt Manometern scheint durch den Torbogen. Dasselbe Bild ergibt sich auf der Rückseite, gegen einen kleinen Garten hin. Wie eben im Maschinenraum des Luftschiffes Goliath. Dazwischen grünt es. Im Inneren wird das Motiv von Wolken und Spiegeln verwendet, um Raumzonierungen zu schaffen. Die runden Spiegelflächen bei den einzelnen Arbeitsplätzen wirken wie Bullaugen in einem Schiff, nur dass sich in ihnen die üppigen Grünarrangements der Innenräume spiegeln – man vermeint zu schweben.
Auch an der Decke des Wartebereiches befindet sich eine Kupferverkleidung. Sie reproduziert ein verzerrtes Bild des Erdgeschosses und erweckt so etwas wie Nostalgie und gleichzeitig ein Fluggefühl. An der Decke hängende Propeller verstärken die Imagination des Luftschiffes. Auf der Eingangstüre hat man die blaue Schutzfolie auf dem Acrylglas belassen, sie steht nun für „hiko seki“, ein durchsichtiges Material aus der Welt des Anime, dem Antigravitationskräfte zugeschrieben werden. Der insgesamt 68 m² große Salon wurde im November 2019 eröffnet.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
Fotos: Tabii Tatsuya
Der Beitrag Mit dem Luftschiff zum Friseur erschien zuerst auf architektur-online.