Natur pur

Mit der Casa De Mi Luna entwarf das Prager Büro Studio Circle Growth in Karlštejn ein Wohnhaus für eine argentinisch-tschechische Familie, die dem Trubel der Stadt entfliehen wollte. Die große Herausforderung dabei? Durch die Lage am Rande des Naturschutzgebietes Český kras galt es, zahlreiche bauliche Auflagen in Hinblick auf Geometrie und Aussehen des Neubaus zu berücksichtigen.

Natur pur

Mit der Casa De Mi Luna entwarf das Prager Büro Studio Circle Growth in Karlštejn ein Wohnhaus für eine argentinisch-tschechische Familie, die dem Trubel der Stadt entfliehen wollte. Die große Herausforderung dabei? Durch die Lage am Rande des Naturschutzgebietes Český kras galt es, zahlreiche bauliche Auflagen in Hinblick auf Geometrie und Aussehen des Neubaus zu berücksichtigen.

 

 

Aus diesen Vorhaben entstand – inspiriert von den traditionellen Bauweisen vor Ort – ein schlichtes Haus. Während das symmetrische Satteldach mit rostroten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist, prägen den unteren Abschnitt der Fassaden Lärchenholzverkleidungen. Der obere Teil der Außenwände ist mit Kalkputz ausgeführt und zu den Traufen hin abgerundet. Im Inneren hebt sich die Casa jedoch deutlich von typisch tschechischen Häusern ab. Sie ist verspielt gestaltet und verfügt über ein offenes Erdgeschoss, welches von einem zentralen Erschließungsraum zoniert wird.

 

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Dieser erstreckt sich über beide Etagen, vereint die einzelnen Funktionen und grenzt sie zugleich sanft voneinander ab. Die segmentierte Holztreppe bildet das Herzstück des Wohnhauses. Sie windet sich geschwungen ins obere Stockwerk und gliedert es in zwei annähernd gespiegelte, nach Westen und Osten ausgerichtete Hälften. Großflächige Fenster und Oberlichter schaffen in Kombination mit dem lichtdurchfluteten Treppenraum eine helle, freundliche Atmosphäre im ganzen Haus.

 

 

Die Konstruktion der Casa De Mi Luna beruht auf vorgefertigten Stroh- und Holzbauteilen, die vor Ort schnell montiert werden konnten. Unter dem First sorgt eine unkonventionelle Wölbung für einen optischen Hingucker: Sie ist das Ergebnis der abgerundeten, maßgefertigten Kehlbalken, die hier die Sparren der Dachkonstruktion verbinden. Die Architekten verkleideten die gewölbten Decken im Treppenhaus mit einem weißen Kaolin-Lehmputz, der direkt auf die darunterliegenden, vorgefertigten Lehmplatten aufgebracht wurde. Auch an den übrigen Wänden kam der drei Zentimeter dicke Putz mehrfach zum Einsatz. Er fungiert als thermische Masse, nimmt Feuchtigkeit auf und reguliert so das Raumklima auf natürliche Weise.

 

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Im Inneren wählte Studio Circle Growth ebenfalls weitgehend lokale und natürliche Materialien wie Holz und Lehm. Während das Dachgeschoss fast zur Gänze von den lebendig gemaserten Oberflächen der Kiefernsperrholzplatten geprägt wird, setzen in der unteren Ebene grüne, blaue und terracottafarbene Fliesen vereinzelt farbige Akzente. So stellen z.B. die dunkelgrünen Kacheln des Kamins einen regionalen Bezug her. Zwischen Wohn- und Essbereich positioniert, stellt der Kamin außerdem ein wichtiges Element in Hinblick auf die Haustechnik dar. Er dient nicht nur als direkte Wärmequelle, sondern heizt gleichzeitig Wasser, das in einem großen Tank gespeichert wird. Fällt die Temperatur unter einen bestimmten Wert, wird das Warmwasser in Rohre in der Wand geleitet. Dort gibt sie die thermisch wirksame Lehmputzschicht dann langsam an die Räume ab.

 

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Text: Edina Obermoser
Fotos: Fredrik Frendin