Passivhaus im XXL-Format
Grimshaw Architects ergänzen den Campus der Monash University in Melbourne mit dem Woodside Building for Technology and Design um ein neues Fakultätsgebäude. Dieses soll als energieeffizientester Hochschulbau Australiens neue Maßstäbe im Bildungssektor setzen und bis 2030 völlig emissionsfrei sein. Auch im Inneren stehen Innovation und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: Der Neubau bringt akademische Forschungsansätze mit Unternehmen der Branche zusammen und initiiert so neue, praxisnahe Modelle der Wissensvermittlung.
Grimshaw Architects ergänzen den Campus der Monash University in Melbourne mit dem Woodside Building for Technology and Design um ein neues Fakultätsgebäude. Dieses soll als energieeffizientester Hochschulbau Australiens neue Maßstäbe im Bildungssektor setzen und bis 2030 völlig emissionsfrei sein. Auch im Inneren stehen Innovation und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: Der Neubau bringt akademische Forschungsansätze mit Unternehmen der Branche zusammen und initiiert so neue, praxisnahe Modelle der Wissensvermittlung.
Die Monash University ist eine der führenden Universitäten in Down Under. Als Bildungs- und Forschungsinstitution will die Hochschule nicht nur Wissen vermitteln und Kreativität fördern, sondern strebt auch nach sozialer Gerechtigkeit und einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Diese Vision sollte auch der Neubau für Ingenieurwesen und Informationstechnologie verkörpern und inmitten der australischen Metropole zum Vorbild und modernen Wahrzeichen der Hochschule werden.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
Dafür entwickelte das international operierende Planerteam ein wandelbares Lehr- und Lerngebäude, das sich stimmig auf dem Gelände des Clayton Campus einfügt und gleichzeitig hocheffizient ist. In dem 120 m langen Woodside Building entstehen, über fünf Stockwerke verteilt, fast 20.000 m2 Nutzfläche. Das Tragwerk beruht auf einem modularen Stahlgerüst. Dieses teilt den Bau in Längsrichtung in drei Zonen: Den größten Teil nimmt ein zentraler Bereich mit Lernflächen und Hörsälen sowie Platz für Forschung in den oberen Geschossen ein. Er wird von zwei schmaleren Abschnitten flankiert, die zum einen Design-Studios sowie gemeinschaftliche Labore und zum anderen kleinere Arbeitseinheiten beherbergen.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
In den unteren drei Etagen sind 30 Räume in unterschiedlichen Größen flexibel innerhalb der Stahlkonstruktion angeordnet. Dadurch ergeben sich spannende Blickbeziehungen und Ausblicke und das Tageslicht kann bis weit in das Gebäude eindringen. Im Gegensatz dazu sind die Laborflächen zwischen den Büros als lineare Cluster organisiert. Auf sämtlichen Ebenen gibt es Hohl- und Pausenräume mit Aussicht ins Grüne, Erschließungsflächen mit offenen Treppen und Rampen sowie informelle Zwischenräume, die zum Treffen und Austauschen anregen. Die länglichen Zonen werden von mehreren, quer verlaufenden Lufträumen durchbrochen: Das verglaste Entree im Süden öffnet sich über vier Stockwerke. Es verfügt über einen breiten Holzeinbau mit Sitzstufen und bietet einen imposanten Empfang mit Blick auf den Campus. Eine Halle erstreckt sich mittig über die gesamte Höhe der neuen Fakultät. Sie gibt Einblick in sämtliche Geschosse und wird von den mächtigen, rostroten Stahlträgern geprägt. Auch in den oberen beiden Niveaus belichten Atrien die Lern- und Arbeitsflächen indirekt und blendfrei.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
Der Hochschulbau umfasst eine Reihe an immersiven Lehr- und Lernräumen, in denen sich die Nutzer vernetzen und beobachten, aber auch entwickeln und experimentieren können. Als interaktive Bereiche schaffen sie ein kreatives Umfeld mit Platz für Innovation und Design. Studierende und Forscher arbeiten hier gemeinsam an neuen Lösungen für nachhaltige Energietechnologie. Sämtliche Räume im Erdgeschoss sind offen gestaltet und ermutigen dazu, dieses zu erkunden. Innen- und Außenflächen gehen fließend ineinander über und fördern Aktivitäten im Freien.
Beim energetischen Konzept konzentrierte man sich auf einen innovativen Mix aus aktiver und passiver Klimatechnik sowie erneuerbaren Ressourcen. Bis 2030 soll der Universitätsbau auf diese Weise komplett CO2-frei operieren und seiner Passivhaus-Vorzertifizierung gerecht werden. Laut den Architekten ist das Woodside Building for Technology and Design damit sowohl in Australien eines der energieeffizientesten Bildungsgebäude als auch weltweit eines der größten Projekte auf Passivhausstandard. Ausschließlich elektrisch betrieben, setzt der Bau allen voran auf Solarenergie. Neben den Photovoltaik-Paneelen – die ein Drittel des hauseigenen Energiebedarfs decken – befinden sich auf dem Dach auch Wassertanks, in denen Regenwasser gesammelt wird. Die großteils verglasten Ansichten werden je nach Ausrichtung von lamellenartigen Verschattungselementen vor direkter Einstrahlung geschützt. Anstatt die Sonne komplett auszusperren, lenkt man sie gezielt in die Innenräume. Durch Atrien und Oberlichter fällt das Licht trotz tiefer Grundrisse angenehm nach innen. Die Hauptelemente der modularen Konstruktion und der Vorhangfassade wurden vorgefertigt, um die knapp bemessene Bauzeit einhalten zu können.
Zwei dezentrale Versorgungs- und Technikkerne sorgen für eine optimale Belüftung des großen Universitätsbaus und steuern den Luftaustausch je nach Bedarf und Auslastung individuell. In Kombination mit der luftdichten, hochisolierten Gebäudehülle gelingt es so, den Energiebedarf auf ein Minimum zu senken. Auch die Grundrisse sind hinsichtlich des Verbrauchs optimiert: Während sich Erschließungsflächen und informelle Lernräume entlang der Außenwände wie Pufferzonen anordnen, befinden sich die Bereiche mit dem höchsten, energetischen Bedarf geschützt im Zentrum.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
Mit dem Woodside Building for Technology and Design liefern Grimshaw Architects auf dem Campus der Monash University eine zeitgemäße und optimistische Antwort auf die globale Klimakrise. Sie vereinen bestmögliche Energiebilanz mit höchstem Wohlbefinden der Nutzer in einem zukunftsorientierten Bildungsbau. Die gute Luftqualität, die durchdachte Anordnung der Räumlichkeiten und die effizient genutzte Sonneneinstrahlung tragen zu einem angenehmen Arbeitsklima bei. Gleichzeitig wird das intelligente Fakultätsgebäude in Melbourne zum interaktiven Studienobjekt für die Forscher und Studierenden aus der Technologie- und Ingenieurbranche. Es demonstriert ihnen, wie sich gezielt eingesetzte Innovationen kombiniert mit passiven Maßnahmen in der Architektur positiv auf die Energiebilanz und somit auf den Planeten auswirken.
[See image gallery at www.architektur-online.com]
Woodside Building for Technology and Design
Melbourne, Australien
Bauherr: Monash University
Planung: Grimshaw Architects
Statik: Aurecon
Landschaftsplanung: ASPECT Studios
Grundstücksfläche: 23.000 m2
Nutzfläche: 19.800 m2
Planungsbeginn: Februar 2016
Bauzeit: 16 Monate
Fertigstellung: Februar 2020
Baukosten: 163 Mio. AUD
Text: Edina Obermoser
Fotos: Peter Bennetts, Michael Kai