Schweizer Wohnscheune

Rund 15 Häuser bilden im Reppischtal in Zürich eine örtliche Weilerzone, die in einem landwirtschaftlich geprägten Kontext steht. Dieser Historie fühlt sich auch der von dem Architekt Boris Egli der BE ARCHITEKTUR GMBH entwickelte Neubau eines Wohnhauses verpflichtet, der sich diskret in seine ländliche Umgebung einfügt.

Schweizer Wohnscheune

Rund 15 Häuser bilden im Reppischtal in Zürich eine örtliche Weilerzone, die in einem landwirtschaftlich geprägten Kontext steht. Dieser Historie fühlt sich auch der von dem Architekt Boris Egli der BE ARCHITEKTUR GMBH entwickelte Neubau eines Wohnhauses verpflichtet, der sich diskret in seine ländliche Umgebung einfügt.

 

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Dazu trägt vor allem die mit einer lasierten Fichtenholzschalung verkleidete Außenfassade bei, wie sie auch bei einer Scheune (Schüür) zu finden ist. Daran angelehnt wurde ein Steildach mit ortsüblicher Ziegeleindeckung ausgeführt und die öffenbaren Fensterflügel liegen hinter der Holzschalung verdeckt: Vor den großen Festverglasungen dienen Holz-Schiebetore als Sonnenschutz, Verdunklung und Sichtschutz. Ebenso wurde auf die üblichen Regenrinnen und -Rohre verzichtet, ein roher Stahlträger ist als Rinne vorgehängt und das Regenwasser wird seitlich – einem Wasserfall ähnlich – über die Schulter abgeleitet.

Die freistehende Sichtbeton-Doppelgarage wurde mit derselben Holzschalung wie die Hausfassade geschalt. Auf dem flach geneigten Beton-Satteldach ist eine Solaranlage positioniert. Der Neubau steht thematisch in einem Dialog mit den landwirtschaftlichen Nutzgebäuden und interpretiert das Thema „Schüür“ neu.

 

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Die Struktur des Gebäudes geht dabei vollkommen auf die Topografie des Grundstücks ein: Die Hanglage erfordert normalerweise eine Abgrabung hinter dem Gebäude, sowie eine Aufschüttung vor dem Haus. Darauf wurde bewusst verzichtet. Mehrfach ansteigende Wohnebenen folgen selbstverständlich parallel zum bestehenden Hang. Aus dem „aufeinander Gelagerten“ entsteht ein skulpturartig wirkendes Innenraum-Gebilde: ein positives Raumvolumen im Gebäude. Um diese Stapelungen herum, entsteht wiederum ein negatives Raumvolumen als offen miteinander verbundene Wohnräume in der Vertikalen und Horizontalen mit einer großzügig innenräumlichen, endlosen Weite.

 

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Im Innenraum nimmt der Neubau die schlichte und rohe Wirkung einer Scheune durch die Materialauswahl auf. Der Boden ist aus roh belassenen Betonbodenplatten und die Wände wurden mit einem speziellen Verputz gestaltet. Raue Geländer aus Bewehrungsstahl entspringen diesen Flächen und wirken als wären sie Teil des stützenden Skeletts des Hauses. Rustikale Holzoberflächen bilden mit ihren warmen Farbtönen einen stimmigen Kontrast und runden das Wohnambiente gelungen ab. 

 

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Putz und Verputz-Technik

Ziel war es, einen Verputz zu erstellen, welcher sich mit den roh sichtbar belassenen Betonbodenplatten harmonisch zusammenfügt. Mit Muster-Experimenten wurde schließlich ein interdisziplinäres Ergebnis zwischen Industrie, Gipser und dem Architekten erarbeitet. Dabei wurde eine Mischung aus Quarzsand, Kalk und Weißzement als Basismaterial mit grauen mineralischen Pigmenten eingefärbt, zweimal nass in nass aufgetragen und ähnlich einer Freskotechnik verarbeitet und geglättet. Der zweiten Schicht wurden zusätzlich schwarze mineralische Pigmente – unregelmäßig von Hand – beigemengt. So konnten zwei unterschiedliche Materialien wie Beton und Verputz gesamtflächig ähnlich wirkend verarbeitet werden, was die Innenraumwirkung des Gebäudes ausdrucksstark prägt.

 

 

Fotos: Vito Stallone