Urbanes Arbeiten im Grünen

Während Grünflächen in den Metropolen rund um die Welt im Zuge zunehmender Urbanisierung und damit einhergehender Verdichtung immer mehr verschwinden, gestalteten Selgascano in Los Angeles ein ganz besonderes Projekt, das Natur und Architektur miteinander verbindet. Mit dem Second Home holLA in Hollywood schafften sie inmitten der Stadt eine grüne Insel, die ganz im Zeichen des Co-Working steht und nicht nur Platz für Freischaffende, sondern auch für Fauna und Flora bietet. Der Beitrag Urbanes Arbeiten im Grünen erschien zuerst auf architektur-online.

Urbanes Arbeiten im Grünen

Während Grünflächen in den Metropolen rund um die Welt im Zuge zunehmender Urbanisierung und damit einhergehender Verdichtung immer mehr verschwinden, gestalteten Selgascano in Los Angeles ein ganz besonderes Projekt, das Natur und Architektur miteinander verbindet. Mit dem Second Home holLA in Hollywood schafften sie inmitten der Stadt eine grüne Insel, die ganz im Zeichen des Co-Working steht und nicht nur Platz für Freischaffende, sondern auch für Fauna und Flora bietet.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Second Home ist bekannt für seine extravaganten und unkonventionellen Arbeitsplätze. Der Name lässt bereits einiges über die Unternehmensphilosophie vermuten. Anstatt wie in herkömmlichen Büros sollen sich die arbeitenden Menschen hier ganz wie zu Hause fühlen. Mit Zweigstellen in Europa und den USA bietet der Co-Working-Anbieter abwechslungsreiche Räumlichkeiten, in denen Unternehmen, Start-ups oder Kreative neben- oder miteinander arbeiten können. Farbenfrohe Designs und bunte Bepflanzung ziehen sich wie ein roter Faden durch sämtliche Standorte in Lissabon, London und Los Angeles und wurden längst zum Markenzeichen von Second Home.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Mitten in Hollywood entstanden mit dem grünen Campus mehr als 1.200 einzigartige Arbeitsplätze. Ein denkmalgeschützter Bestandsbau im neoklassizistischen Stil bildet den Eingang von holLA. Er stammt aus dem Jahre 1964 und wurde mit Paul Williams vom ersten anerkannten, afroamerikanischen Architekten in Los Angeles entworfen. Das spanische Planerteam revitalisierte das herrschaftliche Gebäude mit Bedacht und erhielt die historischen, weiß gestalteten Fassaden. Mit seinem U-förmigen Grundriss legt sich der zweigeschossige Bau rund um einen zentralen Innenhof, der zum kommunikativen Treffpunkt wird. Während im unteren der beiden Niveaus 320 flexibel anmietbare Sitzplätze untergebracht sind, befinden sich im ersten Stock weitere 200. Mit Cafeteria, Bar und Restaurant ist auch das leibliche Wohl der Eingemieteten gesichert. Ein Veranstaltungsbereich sowie Konferenzräume, Entspannungszonen und offene Terrassenflächen komplettieren das umfassende Raumprogramm des dynamischen Co-Working-Space. Nebeneinander gibt es nicht nur reichlich Platz für Produktivität, sondern auch für Erholung, Austausch und Freizeitgestaltung.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Hinter den weißen Fassaden prägt nun das typisch amorphe Design von Second Home sämtliche Bürobereiche des bestehenden Traktes. Neben farbigen Akzenten bestimmen Holzoberflächen, ausgewähltes Interieur und viele Topfpflanzen das Bild. Raffinierte Beleuchtung und luftige Raumtrenner runden das Konzept stimmig ab. In abgetrennten, verglasten Zonen und offenen Arbeitslandschaften gibt es wechselweise mehr oder weniger Privatsphäre und damit für jeden das perfekte Arbeitsumfeld.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Zum eigentlichen Highlight von holLA wird das Gelände rund um den Bestandsbau. Auf einer Tiefgarage installierte Selgascano hier auf einer vier Meter dicken Erdschicht eine Art tropische Arbeits- und Naturlandschaft, in die sich 60 eingeschossige Pavillons einbetten. Der Garten besteht aus mehr als 10.000 Pflanzen und Bäumen in verschiedenen Höhen und Farben. Diese wurden je nach Farbe und Eigenschaften gezielt miteinander kombiniert und in hohe Tröge gepflanzt. Sie sorgen nicht nur für ein angenehmes Arbeitsambiente, sondern fungieren auch als neues Zuhause für Schmetterlinge, Ameisen, Bienen und sogar Eichhörnchen.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Anstatt die Natur, wie aus anderen Second-Home-Projekten bekannt, ins Büro hinein zu holen, verlegen die Architekten das Büro hier direkt in den Garten. Die einzelnen Pavillons sind oval und organisch geformt. In vier unterschiedlichen Größen gestaltet, beinhalten sie individuelle Büros und Besprechungsräume für bis zu 700 Personen. Jeder der zellenartigen Bungalows setzt sich aus umlaufenden, gebogenen Verglasungen und einer dottergelben Dachfläche zusammen. Die farbigen Ovale leuchten zwischen der dichten Bepflanzung hervor und werden so zum charakteristischen Merkmal des Second Home in Los Angeles. Geschwungene Schreibtische entwickeln sich entlang der gebogenen Außenwände oder stehen zentral im Raum und stellen reichlich Fläche für die Planung gemeinsamer Projekte zur Verfügung. Pflanztröge und die Arbeitsflächen im Inneren schließen bündig miteinander ab. Dadurch fühlt man sich beim Arbeiten mit dem 360°-Panoramaausblick ins Grüne so, als wäre man mitten in der Natur.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Zwischen den gelben Pavillons schlängeln sich kleine Wege durch das dichte Grün. In Beton und Holz gefertigt dienen sie der Erschließung und laden die Nutzer zu einer entspannten Auszeit auf einer der Sitzbänke, die in die Holztröge integriert sind, ein. Die Pflanzen sind aber nicht nur schön anzusehen, sie bereichern den Co-Working-Campus auch um zahlreiche andere Qualitäten und schaffen so ein angenehmes Arbeitsklima. Ohne die Büros zu sehr abzudunkeln werden die verglasten Kapseln durch die Vegetation verschattet und gleichzeitig wird die Umgebungstemperatur auf natürliche Art und Weise gesenkt. Auf künstliche Beleuchtung kann untertags komplett verzichtet werden. Durch Öffnungen auf drei verschiedenen Höhen gelangt die frische Luft mittels Querlüftung direkt in die einzelnen Pavillons. In zwei Zisternen, die jeweils 140 m³ fassen, sammelt sich das Regenwasser, das schließlich zur Bewässerung der Pflanzen genutzt wird.

 

Second Home holLA in Hollywood

 

Mit dem grünen Co-Working-Space schafft das Büro Selgascano eine tropische Oase im Herzen von Los Angeles, die nicht nur zum produktiven Arbeitsplatz, sondern gleichzeitig zum Erholungsort inmitten der schnelllebigen Stadt wird. Wo sich vorher ein Parkplatz befand, wächst nun ein bunter Mix aus Pflanzen, Blumen und Palmen. Die Architekten schafften auf dem 8.400 m2 großen Grundstück neben unzähligen Arbeitsplätzen 6.500 m2 Natur. Damit zeigen sie auf sehr gelungene Art, wie zeitgemäßes Bauen in der neuen Stadt gedacht werden kann und wie sich Grünfläche und Architektur durch gezielte Strategien perfekt ergänzen und harmonisch nebeneinander existieren können.

 

 

 

HolLA Second Home Hollywood
Los Angeles, USA

Bauherr: Second Home
Planung: Selgascano
Team: José Selgas & Lucía Cano mit Diego Cano-Lasso, María Levene, Inés Olavarrieta, Paolo Tringali, Sixto Cordero, Víctor Jiménez, Sara Ouass, Pilar Cano-Lasso, CatalinaVázquez, Juan José Muñoz Muñoz, Julian Ocampo, Juan Saez Pedraja
Statik: Walter P.Moore
Mechanik: Henderson Engineers INC
Landschaftsgestaltung: Selgascano / Second Home
Bauingenieur: KPFF Consulting Engineers  

Grundstücksfläche: 8.440 m2
Bebaute Fläche: 3.747 m2
Nutzfläche: 6.272 m2 
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 2017 – 2019
Baukosten: 20 Mio. USD

 

 

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Iwan Baan

 

 

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