Vom Streben nach Grün
Die Ha Long Villa im gleichnamigen Küstenort ist als ein "House for Trees" gestaltet. Die Pflanztöpfe für die Bäume sind dabei hinter der massiven Fassade angebracht. Wie ein vertikaler Wald befindet sich ein Baum immer versetzt über dem anderen. In die Sichtbetonfassade sind rechteckige Öffnungen eingelassen, die auch mal über die Ecke verlaufen. Mal größer, mal kleiner, lugen an verschiedenen Stellen aus ihnen auf unterschiedlichen Höhen die Bäume hervor.
Menschen und Natur liegen dem Architekten Vo Trong Nghia am Herzen. Die Ha Long Villa in Vietnam konzipiert er als „House for Trees“, in der Grün, Licht und Luft die zentrale Rolle spielen.
Im südöstlichen Asien setzt sich der Architekt für sein Heimatland Vietnam ein. Die dortige Bevölkerung ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark angewachsen, auf mehr als 96 Millionen Einwohner, Tendenz steigend. Die Vielzahl der Vietnamesinnen und Vietnamesen lebt in Städten, aus denen die Natur verdrängt worden ist. Es gibt nur wenig Bäume und Pflanzen, man blickt auf Beton und Asphalt. Kaum ein Quadratmeter an Grün ist vorhanden, Parks und Erholungsräume gibt es nahezu nicht.
Seit seiner Studienzeit beschäftigt sich Vo Trong Nghia mit den Themen Luft, Licht und Wasser. Seine Abschlussarbeit widmete er der natürlichen Art der Ventilation in Gebäuden und der Nutzung von Wasser. Die Themen fesseln ihn auch weiterhin ungebrochen in seiner eigenen Praxis als Architekt. So entwickelt er Möglichkeiten für Low-Cost-Housing, die Erdbeben und Stürmen standhalten können und auch entsprechend dem tropischen Klima Wohnkomfort bieten. Mit seiner Architektur möchte er reale Probleme in Angriff nehmen und die Lebensbedingungen in seinem Land verbessern. Dazu gehört auch sein Ansatz, Privathäuser ausschließlich als „House for Trees“ zu bauen. Das Haus funktioniert dabei als überdimensionaler Pflanztopf für Bäume. Erstmals 2014 umgesetzt, können sich nun eine Reihe von Privathäusern diesem Prototyp anschließen. Der Natur soll so ein Weg zurück in besiedelte Gebiete bereitet werden. Denn es ist kein Geheimnis: Grün macht gesund und leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität.
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Auch die Ha Long Villa im gleichnamigen Küstenort ist als ein „House for Trees“ gestaltet. Die Pflanztöpfe für die Bäume sind dabei hinter der massiven Fassade angebracht. Wie ein vertikaler Wald befindet sich ein Baum immer versetzt über dem anderen. In die Sichtbetonfassade sind rechteckige Öffnungen eingelassen, die auch mal über die Ecke verlaufen. Mal größer, mal kleiner, lugen an verschiedenen Stellen aus ihnen auf unterschiedlichen Höhen die Bäume hervor. Bei genauerem Hinsehen erkennt man eine zweite vertikale Ebene, die dahinter liegt. Ab dort beginnt dann der eigentliche Innenraum. Zwischen den beiden Schichten der Fassade befindet sich ein etwa zwei Meter tiefer Bereich, der weder eindeutig dem Inneren noch dem Äußeren zuzuordnen ist. Eher verbindet er beides miteinander und funktioniert mit beidem zusammen.
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Der Zwischenraum verläuft als Ring um den polygonalen Grundriss der Villa. Spiralförmig streckt er sich vom Erdgeschoss über die sechs Geschosse hinweg bis hinauf zum Dachgarten des Gebäudes empor. Er ist dabei nicht durchwegs gleich hoch. An einigen Stellen nimmt er die Höhe von zwei Geschossen ein, die er auch durch Treppen miteinander verbindet. So ist es den Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern vorbehalten, einen Spaziergang durch das Haus innerhalb der Fassade zu machen.
Ebenso wie sich der Zwischenraum an die polygonale Form des Grundrisses anpasst, so orientiert sich auch die Aufteilung der Räume im Gebäudeinneren daran. Der Innenraum wird durch den Fassadenzwischenraum verschattet. Durch das Freistehen der Villa und den großzügigen Fensteröffnungen ist es möglich, im gesamten Gebäude quer zu lüften. So zirkuliert die Luft angenehm und es kann auf eine Klimaanlage verzichtet werden. Außerdem wird die Luft durch die Bäume gereinigt und die Geräusche von der Straße ferngehalten. Von jeder Stelle des Hauses blickt man auf das Grün der Pflanzen und Bäume.
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Grün als zentrales Element gibt es bei der Ha Long Villa nicht nur im Garten auf Straßenniveau, der um das freistehende Haus herumläuft. Es findet vor allem im Fassadenzwischenraum und auch auf dem Dach Platz. Die so entstandene Grünfläche ist dabei größer, als sie beim Freibleiben des Grundstücks hätte sein können. Obwohl es sich um ein Privathaus handelt, profitiert doch auch die Nachbarschaft, indem die nähere Umgebung mitgestaltet wird. Jeder tut was er kann um sich für ein besseres Lebensumfeld zu engagieren. Architekt Vo Trong Nghia nutzt dafür seine Architektur und gestaltet in Aussicht auf eine grüne Zukunft.
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Ha Long Villa
Quang Ninh, Vietnam
Bauherr: privat
Architekt: VTN architects (Vo Trong Nghia Architects)
Mitarbeiter: Nguyen Van Thu
Grundstücksfläche: 514 m²
Bebaute Fläche: 231,5 m²
Nutzfläche: 1190 m²
Fertigstellung: 2020
Text: Alexandra Ullmann
Fotos: Hiroyuki Oki