Wohnen im Zwischenraum
Ein vielversprechendes Potenzial für lebenswertes, urbanes Wohnen stellt die Schwelle zwischen öffentlich und privat dar. Das Architekturbüro EM2N mit Sitz in Zürich und Berlin nutzt dieses für die Gestaltung ihres Berliner Geschosswohnbaus mit dem treffenden Titel „Neues Wohnen an der Briesestraße“.
Ein vielversprechendes Potenzial für lebenswertes, urbanes Wohnen stellt die Schwelle zwischen öffentlich und privat dar. Das Architekturbüro EM2N mit Sitz in Zürich und Berlin nutzt dieses für die Gestaltung ihres Berliner Geschosswohnbaus mit dem treffenden Titel „Neues Wohnen an der Briesestraße“.
Dichte Stadtgebiete erfordern sensible Gestaltung. Viele Menschen auf verhältnismäßig wenig Fläche können sich schnell beengt und eingeschränkt fühlen. Doch eine gewisse Dichte ist notwendig. Durch sie entsteht Urbanität, sie schafft Möglichkeiten und prägt den geschätzten Charakter von Städten. Zudem kann man es sich nicht mehr leisten, zu zersiedeln und Flächen zu versiegeln. In einer gewissen Dichte zu bauen ist also unumgänglich. Dabei ist aber nicht nur an das Verbauen, sondern besonders auch an das Freilassen zu denken. Das betrifft die Gestaltung von öffentlichen Räumen genauso wie die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten im Geschosswohnbau.
Ein bedeutsames Potenzial stellt dabei der Zwischenraum – zwischen öffentlich und privat, zwischen Innen und Außen – dar. Diese sogenannte halb-öffentliche bzw. halb-private Zone verlangt verstärkt nach Aufmerksamkeit und nach innovativen und kreativen Konzepten, um sie zu gestalten. Wie bei dem Wohnprojekt in der Briesestraße, wo die reine Erschließungsfläche durch zusätzlich nutzbare Fläche erweitert wird. Insgesamt vier Stiegenhäuser erschließen die vier Bauteile mit ihren unterschiedlichen Höhen. Welches man für seinen Aufstieg auf das entsprechende Geschoss nutzt, ist frei wählbar. Offene, zum Innenhof orientierte Laubengänge führen schließlich zu den einzelnen Wohneinheiten.
Die Gangflächen vor den Wohneinheiten sind als überdachte, witterungsgeschützte Aufenthaltsbereiche ausgebildet, über deren jeweilige Nutzung die Bewohner entscheiden. So kann hier etwa eine kommunikative Zone und Raum für Nachbarschaft entstehen.
Im Gebäude untergebracht ist ein bunter Mix aus Wohnungen: 1-4-Zimmer-Wohnungen, Atelierwohnungen und für Wohngemeinschaften nutzbare Clusterwohnungen. Alle Einheiten sind dabei in zwei Richtungen orientiert — zum Innenhof und zur Straße. Dadurch kommt nicht nur mehr Licht in den Innenraum, es werden so auch Aufenthaltsbereiche innerhalb der Wohneinheit mit differenziertem Charakter geschaffen. Wohnräume sind zum Innenhof ausgerichtet, Schlafräume zur anderen Seite. In Richtung Innenhof sind die Einheiten durch einen Balkon ergänzt, der eine private Wahlmöglichkeit zum offenen Gangbereich darstellt.
So vielfältig die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnbaus in der Briesestraße sind, so abwechslungsreich tritt auch der halb-öffentliche Zwischenraum zutage. EM2N geben den Nutzern mit dem zukunftsweisenden Konzept die Möglichkeit, sich zu entfalten, selbstbestimmt zu wohnen und sich dadurch mit dem Wohnumfeld zu identifizieren. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie man die Lebensqualität in Geschosswohnbauten auch mit einfachen Mitteln steigern kann.
Fotos: Andrew Alberts