Dynamisches Ensemble
Der Standort bestimmt die Perspektive und damit das Erscheinungsbild: Die beiden Baukörper der Wohnhausanlage mit dem pittoresken Namen „Pünktchen und Anton“ in Wien-Donaustadt bieten ein abwechslungsreiches optisches Erlebnis. Je nachdem, wo man steht, erscheinen die beiden bogenförmigen, auf einem Sockel sitzenden Bauteile entweder als schlanke, stehende oder als flache, liegende Baukörper. Und auch sonst bietet das Gebäudeensemble spannende, alles andere als monotone Architektur. Da gibt es geschwungene Bauteile ebenso wie rechte und stumpfe Winkel, Vorsprünge und zurückversetzte Fronten, Fassadenöffnungen in unterschiedlichen Formaten.
Der Standort bestimmt die Perspektive und damit das Erscheinungsbild: Die beiden Baukörper der Wohnhausanlage mit dem pittoresken Namen „Pünktchen und Anton“ in Wien-Donaustadt bieten ein abwechslungsreiches optisches Erlebnis. Je nachdem, wo man steht, erscheinen die beiden bogenförmigen, auf einem Sockel sitzenden Bauteile entweder als schlanke, stehende oder als flache, liegende Baukörper. Und auch sonst bietet das Gebäudeensemble spannende, alles andere als monotone Architektur. Da gibt es geschwungene Bauteile ebenso wie rechte und stumpfe Winkel, Vorsprünge und zurückversetzte Fronten, Fassadenöffnungen in unterschiedlichen Formaten.
„Pünktchen und Anton“ ist ein Projekt der Wiener Architektin Regina Freimüller-Söllinger. Ihr Büro hatte 2017 den vom Wohnbauträger Haring ausgeschriebenen, geladenen Architekturwettbewerb gegen sechs weitere Teilnehmer (2. Rang: GSarchitects, 3. Rang: Wöhrer Architektur, weiters Adelheid Pretterhofer, Schenker Salvi Weber, synn architekten, TM-Architektur) gewonnen. Allerdings war die Jury von Pünktchen und Anton nicht sofort überzeugt: Erst in einer zweiten Runde wurde der bereits ausgeschiedene Wettbewerbsbeitrag wieder in die Wertung zurückgeholt. Das eingereichte Projekt hatte sich nämlich nicht an die Vorgabe der Ausschreibung gehalten, wonach der öffentliche Raum als Teil der Bauplatzfläche behandelt werden und damit über das Grundstück führen sollte. Wie im Juryprotokoll vermerkt wurde, hätten sich „die Stärken dieses Projektes erst schrittweise mit zunehmender Betrachtungstiefe offenbart“. Die in der ersten Bewertungsstufe formulierten Kritikpunkte – die Ausrichtung und Anbindung der Baukörper an den Effenbergplatz, insbesondere der Umgang mit der Topografie entlang der Busschleife – seien aus missverständlichen Darstellungen im Modell und im Rendering entstanden und ausgeräumt worden, so die Jury. Was die Juroren nun lobten: Die Bewegungsströme werden nicht ins Innere des Baufelds gezogen und damit fragmentiert, sondern außen herumgeführt. Dadurch werden die Straßenräume und der Effenbergplatz belebt, während sich der Innenhof als grüner, ruhiger und besonnter Freiraum zeigt.
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Lärm und Wind
Das Ziel des Wettbewerbs war es, die städtebauliche Situation am Effenbergplatz aufzuwerten und die Potenziale der Lage und der Umgebung zu nutzen. Im Westen führt die Donauuferautobahn am Grundstück vorbei, im Süden die Trasse der U-Bahnlinie U2 in Hochlage, im Osten liegt der Kaisermühlendamm mit mehrgeschoßiger Bebauung. Im Norden dominiert ein Gebiet mit Einfamilienhäusern in geringer Bebauungsdichte, das an die Alte Donau anschließt. Dort war eine Bauhöhe von 16 Metern (Bauklasse 3) einzuhalten. Dadurch sollte ein fließender Übergang zwischen der urbanen Bebauung und einer eher ländlichen Kulisse geschaffen werden. Hier platzierten die Architekten den niedrigeren Baukörper namens Anton, horizontal gegliedert und mit Loggien aufgelockert. Im übrigen Baugebiet war die Gebäudehöhe mit 35 Metern vorgegeben. Hier sitzt Pünktchen, der höhere der beiden Baukörper, in Nachbarschaft zur U-Bahntrasse.
Der Bauträger verlangte in der Ausschreibung auch, geeignete Vorkehrungen für die Reduktion der Lärmbelästigung sowie der Windbelastung anzudenken. Mit dem nunmehr gebauten Resultat kann der Bauherr zufrieden sein: Städtebaulich stellt die Wohnhausanlage ein Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Erscheinungsformen und Strukturen der Umgebung dar.
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Wohnungen mit Freiräumen
Das Gebäude besteht aus zwei Sockelgeschossen mit überwiegend gewerblicher Nutzung. Ab dem 2. Obergeschoss teilt sich das Gesamtensemble in zwei Baukörper. Pünktchen erstreckt sich über zehn, Anton über sechs Geschosse. Von den insgesamt 286 Wohnungen mit durchschnittlichen Wohnnutzflächen von 45 m2 stehen in den ersten drei Geschossen 35 Einheiten für temporäres Wohnen zur Verfügung. Sämtliche Wohnungen verfügen über einen Freiraum, entweder als Balkon, als Terrasse oder als Loggia. Östlich und westlich orientiert befinden sich pro Geschoss acht Eckwohnungen. Die südlich ausgerichteten Loggien dienen auch dem Schallschutz zur Bahn, während die windausgesetzten Ecken leicht abgerundet sind.
Semitransparentes Kleid
Ein charakteristisches Merkmal des Projekts ist das sogenannte „Fassadenkleid“ – eine Verblendung aus weiß lackiertem Streckmetall, einem gitterähnlichen, vor die Fassade gesetzten Lochblech, das mehrere Funktionen erfüllt: In Richtung Süden dient es als semitransparenter Sonnen- und Lärmschutz, die Unterkonstruktion stellt ein permanentes Gerüst für die Fassadenwartung dar, und es erzeugt ein abwechslungsreiches Fassadenbild. Dafür sorgen die unregelmäßigen, in unterschiedlichen Formaten angeordneten größeren und kleineren Öffnungen im Fassadenkleid. Deren Anordnung stellt ein Spiegelbild der benachbarten Einfamilienhaussiedlung dar, von deren scheinbar willkürlichen, aber individuellen Formaten das Architekturteam inspiriert wurde. Die Sockelzone ist mit ockerfarbenem Falzblech verkleidet.
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Pünktchen und Anton
1220 Wien
Bauherren: Haring Group Bauträger GmbH, Huber & Drott GmbH & Co OG
Architektur: Freimüller Söllinger Architektur, Wien
Generalplanung: WGA ZT GmbH, Wien
Landschaftsplanung: D/D Landschaftsplanung, Wien
Statik: Pilz & Partner ZT GmbH, Wien
Konsulenten: WGA ZT GmbH IC Konsulenten, Wien
Wohnungen: 286
Grundstücksfläche: 4.250 m2
Bebaute Fläche: 3.637 m2 oberirdisch, 4.235 m2 unterirdisch
Nutzfläche: 14.189 m2
Bruttogeschoßfläche: 20.000 m2
Wettbewerb: 2017
Planungsbeginn: 2018
Baubeginn: 06/2021
Fertigstellung: 10/2023
Text: Roland Kanfer
Fotos: Kurt Hoerbst