Herausforderungen annehmen

Patrick Batek, von BATEK ARCHITEKTEN aus Berlin, spricht im Interview über Chancen und Herausforderungen der neuen, digitalisierten Berufswelt und zeigt dabei sowohl positive wie negative Aspekte auf. Den Architekten der Zukunft sieht er ganz klar in der Rolle des Nachhaltigkeits-Managers – würde sich in diesem Zusammenhang allerdings bezüglich der Preisgestaltung, fairer und umweltfreundlicher Produktion sowie innovativem Design noch mehr Unterstützung seitens der Industrie wünschen.

Herausforderungen annehmen

Interview mit Architekt Patrick Batek – BATEK ARCHITEKTEN aus Berlin stehen für eine klare Gestaltung, die Räumen ihre Freiheit lässt. Das Büro befasst sich mit Lösungen für Architektur, Innenausbau und Möbeldesign mit Schwerpunkten auf dem Aus- und Umbau von Restaurants, Bars, Hotels, Arztpraxen, Büros sowie Privatwohnungen an historischen Orten und in Gebäuden mit bewegter Geschichte. Patrick Batek spricht im Interview über Chancen und Herausforderungen der neuen, digitalisierten Berufswelt und zeigt dabei sowohl positive wie negative Aspekte auf. Den Architekten der Zukunft sieht er ganz klar in der Rolle des Nachhaltigkeits-Managers – würde sich in diesem Zusammenhang allerdings bezüglich der Preisgestaltung, fairer und umweltfreundlicher Produktion sowie innovativem Design noch mehr Unterstützung seitens der Industrie wünschen.

 

 

Die Berufswelt der ArchitektInnen verändert sich praktisch täglich. Wo sehen Sie hier Chancen und Herausforderungen?
Die Herausforderungen für ArchitektInnen entstehen aus den Krisen unserer Zeit – wie zum Beispiel der Klimakatastrophe oder wachsenden Ungleichheiten. Genau daraus ergibt sich meiner Meinung nach aber auch die Chance, diesen Schwierigkeiten durch Fortschritt und Innovation zu begegnen. Positiv betrachtet, zwingt jede Einschränkung zum Nachdenken und fordert das Finden neuer Ideen und Lösungen, von den Baumaterialien bis zu den Raumkonzepten.

Wie gehen Sie persönlich mit dem Wandel der Zeit um?
Der Wandel der Zeit, im Sinne von Globalisierung, Digitalisierung, New Work, Freiheitsbewegungen und Klimakatastrophe, ist eine große Inspirationsquelle für mich, die mich zur ständigen Weiterentwicklung antreibt und auch dazu, bestehende Konzepte zu hinterfragen, Lösungen zu finden und neu zu denken.

 


Das Projekt RHE42 zeigt, wie auch mitten in der Stadt Berlin hochwertiger Wohnraum auf kleiner Fläche geschaffen werden kann.

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Hat die immer weiter voranschreitende Digitalisierung Einfluss auf Ihre Arbeit?
Die Digitalisierung beeinflusst mein Arbeitsleben als Architekt sehr stark. Viele Prozesse werden beschleunigt, was nicht immer von Vorteil ist. Durch die erhöhte Geschwindigkeit besteht leider auch die Gefahr, dass die Arbeit an Qualität und Tiefe verliert. In Bezug auf neue Arbeitssoftware und Technik empfinde ich die Digitalisierung wiederum als sehr positiv. Verschiedene Disziplinen werden vereint und man findet immer neue Wege zu konzeptualisieren. Design und Technik verschmelzen.

Sollte sich der/die ArchitektIn der Zukunft (noch) aktiver für den Klimawandel einsetzen?
Ja, das finde ich absolut zentral. Es gibt viele Ansätze in der Architektur, um der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Man sollte zum Beispiel auf die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von Baustoffen achten oder vorhandenes Material am Bau wiederverwerten. Auch verringerte Emissionen beim Bauprozess sind ein wichtiger Aspekt. Wir sind spezialisiert auf den Aus- und Umbau von Bestands­objekten, Restaurants, Bars, Hotels, Arztpraxen, Büros sowie Privatwohnungen an historischen Orten und in Gebäuden mit bewegter Geschichte. Der Respekt vor dem Bestandsraum sowie dessen Charakter ist unser fundamentales Prinzip.

Bei unserer Sanierung des Yorck Kinos “Blauer Stern” haben wir beispielsweise vorhandene Materialien und Möbel – wie die alten Kinosessel und den Linoleum Boden – wieder eingesetzt. Zudem konnten wir den Energieverbrauch durch die Umstellung des gesamten Lichtsystems auf LED erheblich senken. Nachhaltiges Bauen sollte auf eine möglichst lange Lebensdauer des gesamten Gebäudes abzielen – ich denke da an hochwertige und haltbare Materialien und zeitlose sowie stringent durchdachte Raumkonzepte. 

 


Im Zuge der Sanierung des seit 1933 bestehenden, traditionsreichen Berliner Programmkinos YORCK KINO BLAUER STERN, wurde das Foyer erweitert und die beiden Säle neu gestaltet.

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Ein positiver Aspekt, den Sie aus dem vergangenen Jahr mitgenommen haben?
Das vergangene Jahr war für uns ein digitaler Quantensprung. Durch die Notwendigkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, hat sich unser Büro neu organisiert. Unsere Arbeitsprozesse wurden aus dem Analogen ins Digitale umgesetzt und durch Video-Meetings mit Bauherren und Firmen konnten wir unsere Zeit letztendlich wesentlich effizienter nutzen. Der weitgehende Verzicht auf Flugreisen und Papierausdrucke war zudem sicherlich gut für die Umwelt.

Wie können moderne Produkte, Baustoffe und Technologien Ihrer Meinung nach den Prozess des Umdenkens bezüglich des Klimawandels unterstützen?
Da es gerade bei großen Bauprojekten um Kosteneffizienz geht, müssen moderne Produkte und Baustoffe vor allem preislich attraktiv sein. Ich finde jedoch, dass vor allem auch eine faire Produktion entscheidend sein sollte, um sowohl nachhaltig zu agieren, als auch menschlich gerecht. Innovatives Design kann durch neuartige Technologien und nachhaltige, recycelbare Materialien und Bau­stoffe einen Beitrag zum Umdenken leisten. Besonders sinnvoll wäre es jedoch, bestehende Materialien zu prüfen und gegebenenfalls wiederzuverwenden. Anstatt immer auf neue Produkte und Bauten zu setzen, wäre es sinnvoller, langlebig zu bauen und zu sanieren, wo es möglich ist.

 


Der VAAY Flagship Store befindet sich im Erdgeschoss eines historischen Gebäudes in Berlin-Mitte. Die neue Innenarchitektur setzt mit ganz in Weiß gehaltenen Einbauten auf Zurückhaltung.

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Was macht den modernen Baustoff aus und wie können Hersteller dem gerecht werden?
Durch die oben genannten Faktoren Preis, faire und umweltfreundliche Produktion sowie innovatives Design.

Um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren Ihrer Meinung nach keinen Weg geben?
Wie eingangs besprochen, wird kein Weg vorbei führen an wirklich nachhaltigen Materialien und Bauweisen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Urbanisierung und Landflucht wird bezahlbarer Wohnraum in den Metropolen in den kommenden Jahren immer wichtiger werden, wobei der aktuelle Trend eher zur Suburbanisierung geht, da die Mieten in den Metropolen explodieren. In diesem Zuge werden auch kleinere Wohnungen und geschickte Raumkonzepte für die Nachverdichtung immer relevanter werden.

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Interview: Linda Pezzei
Fotos: Marcus Wend