Kritik im besten Wortsinn - Zum Tod der Architekturjournalistin Karin Leydecker

29.05.2020 Manchmal sind es gerade die Nicht-Architekten unter den schreibenden Kolleg*innen, die einen unverstellten Blick auf das Gebaute haben und Inhalte auf besondere Weise vermitteln können. Karin Leydecker war als Kunsthistorikerin eine in der Fach- und Tagespresse hoch geschätzte Autorin. Ende April ist sie im Alter von 66 Jahren verstorben. Ein Nachruf von Annika Wind Marktplatz, Hauptstraße, Stadttor – das alles hat Roppenheim. Doch eines fehlt, wenn die Geschäfte schließen. Die Menschen. „Dieses Dorf lebt nur am Tag“, beschrieb Karin Leydecker 2015 das befremdliche Outlet-Center kurz hinter der deutsch-französischen Grenze in der Süddeutschen Zeitung. „Artifizielle Urbanität“ nannte sie das, was den Besuchern ein Gefühl von „imaginärer Heimat, von Kindheitserinnerung und von Sorglosigkeit“ vermitteln sollte, das allerdings nach einer Weile davon floss, „wie das allgegenwärtige Softeis“ – mit seiner kuriosen Kulissenarchitektur und dem künstlichen See. Wenn Karin Leydecker Architektur beschrieb, dann kam keiner ihrer Texte ohne solche Beobachtungen aus. Es ging natürlich immer um Zeiten und Zuordnungen, aber eben auch um das, was diese Gebäude an Empfindungen auslösten. Architektur,... >>> Alle Informationen / Details / Bildergalerie >>>

Kritik im besten Wortsinn
 - Zum Tod der Architekturjournalistin Karin Leydecker


29.05.2020
Manchmal sind es gerade die Nicht-Architekten unter den schreibenden Kolleg*innen, die einen unverstellten Blick auf das Gebaute haben und Inhalte auf besondere Weise vermitteln können. Karin Leydecker war als Kunsthistorikerin eine in der Fach- und Tagespresse hoch geschätzte Autorin. Ende April ist sie im Alter von 66 Jahren verstorben. Ein Nachruf von Annika Wind Marktplatz, Hauptstraße, Stadttor – das alles hat Roppenheim. Doch eines fehlt, wenn die Geschäfte schließen. Die Menschen. „Dieses Dorf lebt nur am Tag“, beschrieb Karin Leydecker 2015 das befremdliche Outlet-Center kurz hinter der deutsch-französischen Grenze in der Süddeutschen Zeitung. „Artifizielle Urbanität“ nannte sie das, was den Besuchern ein Gefühl von „imaginärer Heimat, von Kindheitserinnerung und von Sorglosigkeit“ vermitteln sollte, das allerdings nach einer Weile davon floss, „wie das allgegenwärtige Softeis“ – mit seiner kuriosen Kulissenarchitektur und dem künstlichen See. Wenn Karin Leydecker Architektur beschrieb, dann kam keiner ihrer Texte ohne solche Beobachtungen aus. Es ging natürlich immer um Zeiten und Zuordnungen, aber eben auch um das, was diese Gebäude an Empfindungen auslösten. Architektur,...

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