Spannungsbögen

20 gewaltige Bögen aus Beton verleihen „Ribbon of Light“ – der neuen Brücke, die Michael Maltzan Architecture in Los Angeles realisierten – ihren Namen. LEDs erleuchten die Konstruktion ab Einsetzen der Dämmerung und verwandeln sie in ein langes Lichterband. Die Brücke bereichert die US-Metropole nicht nur um ein neues Wahrzeichen, sondern ersetzt auch einen baufälligen Vorgängerbau durch eine sichere Verkehrsverbindung.

Das 1932 im Rahmen der Olympischen Spiele erbaute Sixth Street Viaduct war lange Zeit ikonischer Bestandteil des urbanen Gefüges. Im Osten von Downtown LA gelegen, diente es als wichtige Überquerung des Los Angeles River zwischen dem westlichen Arts District und dem Viertel Boyle Heights im Osten. Aufgrund des maroden Zustands der Brücke entschied man sich 2016 dafür, diese abzureißen und durch eine neue Verbindung zu ersetzen.

Das beeindruckende Infrastrukturbauwerk stellt das größte Brückenprojekt in der Geschichte der Stadt dar. Mit über einem Kilometer Länge überspannt es sowohl den Fluss als auch etliche Straßen und 18 Eisenbahngleise. Die Architekten entschieden sich für eine Bogenstruktur und zollten damit dem historischen Vorbild Tribut. Alle zehn Bögenpaare haben bei Höhen zwischen 10 und 20 m eine durchschnittliche Spannweite von 90 m. In Ortbeton ausgeführt, legen sich die Bögen unten an die vierspurige Fahrbahntrasse mit ihren beidseitigen Fahrrad- und Fußgängerwegen und neigen sich oben leicht nach außen. Diese dezente Schräglage erweckt den Eindruck, als würde sich das skulpturale Bauwerk zum Himmel hin öffnen und verleiht ihm eine subtile Leichtigkeit.

Eine spiralförmige Rampe und mehrere Treppen führen hinab in die angrenzenden Viertel und in einen 12 Hektar großen Park. Dieser soll hier unter der Brücke in den nächsten Jahren entstehen und Los Angeles um einen grünen Naherholungsraum erweitern. Die Pläne dafür stammen vom lokalen Landschaftsplanungsbüro Hargreaves/Jones Associates.

Text: Edina Obermoser
Fotos: Iwan Baan