Kunst getankt
Wie kann sich eine Stadt ein ehemaliges Industrieareal einverleiben? Das multidisziplinäre Gestaltungsteam von OPEN Architecture setzte mit dem Tank Shanghai ein derartiges Vorzeigeprojekt um. Der Beitrag Kunst getankt erschien zuerst auf architektur-online.
Wie kann sich eine Stadt ein ehemaliges Industrieareal einverleiben? Das multidisziplinäre Gestaltungsteam von OPEN Architecture setzte mit dem Tank Shanghai ein derartiges Vorzeigeprojekt um.
Auf einer 47.000 m² großen Freifläche, im Süden der Stadt Shanghai gelegen, ragen fünf zylinderförmige Körper in die Höhe. Es sind Hinterlassenschaften des ehemaligen Flughafens, der sich dort befand. Genutzt wurden sie als Tanklager für Flugzeugtreibstoff. Nachdem das Areal aber schon jahrzehntelang nicht mehr seine ursprüngliche Funktion innehat, waren die fünf Zylinder dem Verfall preisgegeben. Die Lösung sollte nicht in einem Abriss gefunden werden, sondern in einer Umnutzung. Eine neue Aufgabe für das gesamte Grundstück und für die fünf großvolumigen Baukörper musste her. Man entschied sich dafür, die Freifläche als solche zu belassen und als öffentlichen Grünraum zu gestalten. Er umgibt nun die fünf früheren Tanklager, in denen nun gemischte Nutzungen untergebracht sind, die vorrangig mit Kunst und Kultur in Zusammenhang stehen.
Die hervorragende Lage des Grundstückes direkt am Fluss Huangpu sollte genutzt werden, um die Stadt wieder stärker mit dem Wasser in Verbindung zu bringen. So entstand eine Parklandschaft auf dem Gelände, die direkt mit dem Flussufer verbunden ist und sich von diesem weiter ins Innere der Stadt erstreckt. Man entschied sich bewusst dagegen, das Grundstück mit weiteren Bauten zu füllen. Denn solch dicht und hoch bebaute Flussufer gibt es in Shanghai zuhauf. Dazwischen finden sich auch immer wieder größere und kleinere Freiflächen. In Relation zu den fast 25 Millionen Einwohnen der Metropole sind diese aber noch lange nicht in einem ausreichenden Maß vorhanden. Nicht nur Freiflächen, sondern vor allem auch Grünräume sind Mangelware. Der Tank Shanghai leistet einen kleinen Beitrag dazu, diesem Mangel entgegenzuwirken.
Der hügelig gestaltete öffentliche Park umgibt die fünf Zylinder nicht nur, sondern sie sind auch an einigen Stellen in ihn eingelassen. Unterirdische Räume verbinden die Tanks teilweise miteinander, sind dabei aber vom Park aus nicht sichtbar. So bleibt die Wirkung der Zylinder als Solide bestehen und auch die Parklandschaft wird nicht unterbrochen. Die weiße Fassade der Tanks und die neu geschaffenen Fensteröffnungen lassen aber trotzdem eine neue Nutzung erkennen. Sie werden vor allem als Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst verwendet, aber auch als Veranstaltungsraum für Live-Musik, als Restaurant und Bar.
Jeder der fünf Tanks folgt dabei einem individuellen Neugestaltungskonzept des Innenraumes: Ein Tank wird in drei Geschosse unterteilt, zwei weitere beherbergen weiterhin einen großvolumigen Raum, der andere beherbergt ein zylinderförmiges Atrium in seiner Mitte, durch den letzten schneidet ein Quader hindurch, der in den Parkraum hinausragt.
Am zentralen Platz des Areals finden die Parklandschaft und die Tanks zusammen. Er dient als Treffpunkt, von dem aus man direkt in die Tanks sowie in den Park gelangen kann. Seine befestigte Fläche kann auch für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden und bietet an heißen Tagen Abkühlung durch Nebelsprühgeräte.
Von der Atmosphäre des ehemaligen Industrieareals spürt man beim Tank Shanghai nur mehr wenig. Neben den Tanklagern selbst steht vor allem die Bezeichnung des neuen Areals als letzter Stellvertreter für dessen Vergangenheit. Es ist eine Bereicherung für Shanghais Museums- und auch Parklandschaft. Durch diese Verflechtung wird bewusst ein breites Publikum angesprochen. Das Kunstmuseum wird hier nicht als Tempel präsentiert, sondern als lebendiger Ort für jedermann.
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Text: Alexandra Ullman
Fotos: INSAW Image, WU Qingshan
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