Von der Hafen- zur Stadtkante

Der Name „The EXO“ leitet sich von der großflächigen, hellblau gefärbten Exoskelett-Stahlstruktur ab, die ein prägendes Element der Ikonographie des Gebäudes darstellt. Das 17-stöckige Bürogebäude stammt aus der Feder von Shay Cleary Architects und definiert seit Kurzem den östlichen Rand des Point Square, einem neu entstehenden Platz am Übergang von Dublins Docklands zum Stadtraum.

Von der Hafen- zur Stadtkante

Der Name „The EXO“ leitet sich von der großflächigen, hellblau gefärbten Exoskelett-Stahlstruktur ab, die ein prägendes Element der Ikonographie des Gebäudes darstellt. Das 17-stöckige Bürogebäude stammt aus der Feder von Shay Cleary Architects und definiert seit Kurzem den östlichen Rand des Point Square, einem neu entstehenden Platz am Übergang von Dublins Docklands zum Stadtraum.

 

 

Bestes Beispiel, dass sich Nachhaltigkeit, Ästhetik und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen müssen: das kürzlich fertiggestellte „The EXO“ an der Schnittstelle von Dublins Docklands zum innerstädtischen Raum: Das ikonographisch konzipierte Bürogebäude war das erste Bauprojekt in Europa, das noch vor seiner Fertigstellung die LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) V3 Platin-Zertifizierung erzielen konnte. Im Rahmen der Bewertung kamen Aspekte wie ein nachhaltiges Baugelände, Wasser­effizienz, Energie und Atmosphäre, Materialien und Ressourcen, Komfort und Innenraumklima, Standort und Transport sowie Gebäudeperformance und integrale Planungsprozesse zum Tragen.

 

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Das Briefing

Das in Dublin und London ansässige Team der Shay Cleary Architects ging mit seinem markanten Vorschlag für das höchste kommerzielle Gebäude Irlands Ende 2014 aus einem geladenen Wettbewerb als Sieger hervor und wurde 2015 damit beauftragt, innerhalb der strategischen Entwicklungszone North Docks (SDZ) auf einem langen, schmalen Grundstück zwischen der 3Arena (ehemals Point Depot) und der East Wall Road ein neues Geschäftsgebäude zu errichten. Der Bauort zeigte sich dahingehend als von besonders strategischer Bedeutung, dass er die Grenze zwischen der eigentlichen Stadt und dem Hafen markiert und auch das letzte fehlende Puzzlestück am Point Square bilden würde – einem Platz, der über die vergangenen Jahre kontinuierlich und Schritt für Schritt zu einem einladenden öffentlichen Raum entwickelt wurde. Gemeinsam mit der 3Arena, einem großen Konzertsaal, dem Point Village, einem weitläufigen Einkaufszentrum und Bürogebäudekomplex, dem Gibson Hotel sowie einem Studentenwohnheim und einem Aparthotel hat sich in diesem Teil der Stadt in Folge ein neuer, lebendiger Knotenpunkt kristallisiert, der auch Besucher aus anderen Teilen der Stadt anlockt.

 

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Der Entwurf

Das Ansinnen der Architekten bestand darin, nicht nur eine zeitgenössische Architekturikone zu kreieren, sondern auch der besonderen Lage neben der 3Arena gerecht zu werden. Um den öffentlichen Raum im Erdgeschoss unter und um das Gebäude zu erweitern und zu öffnen, entwickelte das Planungsteam ein unverwechselbares und äußerst innovatives Exo-Skelett, das die Hauptstruktur bildet und eine überwiegend stützenfreie Bodenplatte ermöglichte. „Unser Ziel war es, ein großes Geschäftsgebäude mit einer erstklassigen Arbeitsumgebung für potenziell 2.000 Menschen zu errichten und gleichzeitig relevante städtebauliche Möglichkeiten zu nutzen, um einen Stadtrand und ein Wahrzeichen für den Point Square, den Hafen und die Stadt zu schaffen. Unser Ziel war es auch, den Charakter und die Atmosphäre des Gebietes durch die Nutzung des Point Square sowohl als traditionellen öffentlichen Raum als auch als Treffpunkt für bis zu dreizehntausend Besucher großer Konzert- und Musikveranstaltungen zu erhalten und zu verstärken“, so die Architekten.

 

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Das imposante balkenförmige Gebäude ist 20 Meter breit und 112 Meter lang und besteht aus einem achtstöckigen Sockelelement sowie einem 17 Stockwerke umfassenden Turmbau, wobei sich das Bauwerk zum Flussufer hin zurücknimmt, um dem dreigeschossigen unter Denkmalschutz stehenden Vorderhaus und der Flanke des ursprünglichen Point Depots Rechnung zu tragen. Insgesamt ist The EXO sieben Meter vom Bodenniveau angehoben, sodass der öffentliche Raum unter dem Gebäude frei fließen kann. Auf diese Weise fungiert das Gebäude mehr als durchlässiger Filter und weniger als bauliches Hindernis im Sinne des Bewegungsflusses auf der östlichen Seite des Platzes neben dem Haupteingang der 3Arena. Von innen betrachtet besteht das Bürogebäude aus typischen Grundrissflächen von 18 Metern Breite, die sich um drei Technik- und Service-Kerne gruppieren. Diese flexible Anordnung ermöglicht wiederum eine Vielzahl von Miet- und Belegungsoptionen, die sich je nach Markt- und Mietanforderungen realisieren lassen. Aufgrund der linearen Grundrissgestalt eröffnet sich von sämtlichen Büroflächen aus ein spektakulärer Panoramablick auf den Hafen und die Stadt. Der Turm öffnet sich zudem mit einem verglasten Eingangsfoyer zum Point Square hin. On top des niedrigeren Gebäudeteils verfügt The EXO über einen 1.000 Quadratmeter großen, begrünten Dachgarten, zu dem alle Mieter Zugang haben. Am nördlichen Ende des Gebäudes stehen den Nutzern zudem Auto- und Fahrradparkplätze sowie Abstellmöglichkeiten zur Verfügung.

 

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Die Struktur

„Die Sprache und Ästhetik des Gebäudes ergab sich in erster Linie aus dem Wunsch, das Gebäude in seinen Kontext einzubetten, indem man sich auf die Ikonographie und die ausdrücklichen Strukturelemente der blauen Kräne und Schilderbrücken bezog, die für die Docklands emblematisch sind. Mit diesem konstruktivistischen Ansatz sollte dem Gebäude eine einprägsame, individuelle Identität verliehen werden, die seinem besonderen Kontext entspricht“, so die Architekten. Zwei riesige und von weithin sichtbare Fachwerkbinder flankieren dementsprechend das Gebäudevolumen und bilden das primäre Exoskelett für die Träger, welche das Gebäude in seiner Breite durchziehen. Die Fachwerkbinder werden auf jeder Seite an nur drei Positionen gestützt, die sich in der Mitte der drei elliptischen Megastützen befinden. Die modular konzipierte Glasfassade lebt von ihren vorspringenden Pfosten, die der großen Fläche eine starke rhythmische Qualität verleihen, bei seitlichem Blickwinkel aber zum silbrig schimmernden Hintergrund des Exoskeletts verschwimmen.

 

 

Die Ästhetik

Das Besondere an The EXO ist zum Einen (und augenscheinlich) das hellblau leuchtende Exoskelett – eine Konstruktionsweise, die allein aus dem Grund schon Aufsehen erregt, weil sie so selten wie planerisch anspruchsvoll ist – und zum Anderen die freundliche Aura, die dieses Monument von einem Bauwerk umgibt. Trotz seiner Präsenz und Größe wirkt das Gebäude hell, freundlich, leicht und einladend, fügt sich harmonisch in die bestehende Umgebung ein und behauptet sich doch selbstbewusst gegenüber der Hafen- und Stadtkante. Ein sympathischer Nachbar, ein neues Landmark, eine echte Ikone – die weithin für sich steht, aus der Nähe betrachtet aber allein dem öffentlichen Raum und seinen Nutzern dient.

 

 

The EXO
Dublin, Irland

Bauherr: Grant Thornton / NAMA / SW3 Capital + Tristan Capital Partners
Planung: Shay Cleary Architects
Mitarbeiter: Shay Cleary, Shane Fitzpatrick, Ronan Costelloe, John Callan, Karl Tobin
Statik: O’Connor Sutton Cronin

Grundstücksfläche: 4.603 m2
Bebaute Fläche: 20.784 m2
Nutzfläche: 16.925 m2
BGF: 20.784 m2
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 61 Monate
Fertigstellung: 2022
Baukosten: 75 Mio. Euro

www.sca.ie